Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
hatte jemand versucht, ihm etwas an den Kopf zu werfen. Durch Florine gewann er an neuen, belustigenden Erfahrungen. Allerdings trug ihr Charakter auch die Schuld daran, dass sie ihm nicht glauben wollte. Sobald er die Rede auf ihre Herkunft brachte bombardierte sie ihn mit spitzen Bemerkungen oder aber – wie letzthin – begann zu weinen. Die Wahrheit machte ihr Angst, anstatt sie mit Zuversicht zu erfüllen.
    »Ich wünsche Champagner.«
    Florine hielt ihm ihr Glas hin, während ein Duett auf der Bühne eine Arie sang. Von Mica beobachtet, schlürfte sie Champagner und genoss die Musik. Der Opernbesuch sollte ihren Groll beschwichtigen, und der Champagner würde dazu beitragen. Als sie die Augen schloss, wusste er, dass beides die beabsichtigte Wirkung erzielte. Heute Nacht würde er den Zwist zwischen ihnen bereinigen, insbesondere was ihren Verdacht betraf, er wolle sie zu seiner Mätresse machen. Obwohl sie die Wahrheit kannte, hielt sie hartnäckig daran fest. Das war der einzige Wermutstropfen und er hatte es eilig, ihn zu beseitigen.
    »Du hast gesagt, du würdest mir jeden Wunsch erfüllen, Mica. Ich habe es mir überlegt. Ich wünsche mir ein Sonnenbad, Seite an Seite mit dir.«
    Was für ein provokantes, kleines Biest. Sie sagte es, ohne die Augen zu öffnen, und so entging ihr sein Grinsen.
    »Ich wäre bereit, meinen Teint dafür zu ruinieren – von den Sommersprossen ganz zu schweigen, die hinzukämen – um dich in Flammen aufgehen zu sehen.«
    Mica lehnte sich zu ihr. »Leider kann ich dir ein solches Spektakel nicht bieten, Kind. Vampire gehen unter der Sonne nicht in Flammen auf.«
    Sie öffnete die Augen und gab sich enttäuscht. »Schade. Dann begnügt ihr euch wohl mit einem unspektakulären Verpuffen.«
    »Der Einfluss der Sonne und des Tageslichts führt zu einem ganz anderen Resultat. Je heller es ist, desto träger werden wir. Wir ermüden und schlafen ein, und das Einzige, was uns wecken kann, ist die Nacht.«
    »Ich bin wenig beeindruckt.«
    »Oh, ein schlafender Vampir wird schnell für tot befunden. Was macht man mit unbekannten Toten? Sie werden schleunigst unter der Erde verscharrt. Vor knapp vierhundert Jahren ist mir das einmal zugestoßen. Ich war unachtsam.«
    Florine musste kichern. Ein äußerst bestrickendes Geräusch, das Mica noch nicht von ihr gehört hatte. Er fuhr fort.
    »Du ahnst nicht, welche Kraft es kostet, sich von etlichen Klaftern Erde zu befreien. Ich kam mir vor wie eine Wühlmaus.«
    »Daher stammt wohl das Gerücht, ihr seid lebende Tote. Schlafende Vampire werden verscharrt, und leere Gräber bleiben zurück. Das ist zu albern.«
    »Nun, es geschieht zu selten, als dass man es darauf zurückführen könnte. Unser Schlaf ist unser größter Schwachpunkt, denn sollte uns jemand aufspüren, der uns auslöschen will, ergäbe sich für ihn die beste, gar einzige Möglichkeit. Wir wären ihm ausgeliefert. Wehrlos. Daher meiden wir meistens das Licht.«
    »Fürchtest du nicht, ich könnte deine Schwäche eines Tages ausnutzen, jetzt da du sie mir anvertraut hast?«
    »Meine größte Furcht gilt deiner spitzen Zunge, Kind.«
    Hölle, sie war mutig. Ihm diese durch die Blume gesprochene Drohung zukommen zu lassen, obgleich sie wusste, was er war und wozu imstande. Sie besaß den Mut einer Lamia und am Ende könnte sie es gar werden, da ihr Menschenblut mit dem seinen versetzt war. Wenn dies gelang, würde sie stets so sein, wie er sie jetzt vor sich sah.
    Zu Fuß schlenderten sie nach der Oper durch die Straßen auf den Randbezirk von Paris zu, über Plätze und Boulevards, die Brücken der Seine und durch schmale Gassen. Die warme Sommernacht lockte die Menschen vor ihre Häuser. In Bauchläden boten Verkäufer ihre Waren an. Pistazien, kandierte Früchte, Orangen, süße Tartes, Säfte und Spirituosen. Mica schwenkte seinen Spazierstock und fühlte sich so wohl wie ein Fisch im Wasser unter all den Menschen, deren Blut er pulsieren, deren Herzen er schlagen hören konnte.
    »Was für eine wunderbare Nacht. Wir könnten eine Bootsfahrt über die Seine unternehmen. Oder es gibt einen Jahrmarkt am Bois de Boulogne, den könnten wir besuchen.«
    Die Erwähnung des Jahrmarktes beschleunigte Florines Schritte. Ihr Eifer reizte zum Lachen. »Du läufst in die falsche Richtung. Wir müssen umkehren. Florine!«
    Sie hörte ihn nicht, sondern verfiel in Laufschritt. »Cassian? Cassian, warte auf mich!«
    Hastig raffte sie ihre Röcke und rannte los, den verhassten Namen über

Weitere Kostenlose Bücher