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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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dir gefällt, dich zu meinem Vater aufzuschwingen, bitte, ich kann dich nicht daran hindern.«
    »Aber …«
    »Es wurde genug gesagt in dieser Nacht«, unterbrach sie ihn trocken und ließ Mica vor dem Spiegel und seinem eigenen Bildnis zurück.

     
    Ruben ging auf respektvollen Abstand vor dem langen Schwert, das Cassian aus der Scheide zog. Die Klinge des Biehänders war mit einer Legierung aus Silber überzogen. Cassian schwenkte das Schwert mit der Kraft beider Arme, zog es erst langsam, dann schneller durch die Luft, bis das dumpfe Wusch der Klinge bei Ruben für einen Schweißausbruch sorgte.
    »Das ist Silber«, ächzte er.
    »Das ist der Grund, weshalb die Vampire den Namenlosen überlegen sind. Diese Waffe vollbringt mit Leichtigkeit, was einem einzelnen Wolf verwehrt ist. Sie tötet präzise.«
    »Du bist endgültig wahnsinnig geworden.«
    Hart lachte Cassian auf und schwenkte das Schwert mit der Kraft nur eines Armes. Er stach zu, drehte sich um die eigene Achse, wirbelte es um seinen Kopf, bis das Silber vor Rubens Augen zu flirren begann. Cassian hatte keine Schutzmaßnahme für sichselbst getroffen, trug nicht einmal Handschuhe. Zwischen seinen Fingern am Griff und der Silberklinge befand sich lediglich eine schmale Eisenblende.
    »Wir waren zu dritt und hatten trotzdem kein leichtes Spiel mit dem Namenlosen. Also werde ich sie mit der Kraft eines Mannes angreifen und diesem Schwert.«
    »Kein Werwolf kämpft mit Silber. Die Gefahr ist viel zu groß. Weshalb willst du unbedingt allein auf Streifzug gehen? Schließlich sind wir hier, um dich zu unterstützen. Und was ist, wenn du dich mit dieser Scheißklinge selbst verletzt? Dagegen gibt es kein Heilmittel.«
    Langsam sank das Schwert herab, die Spitze auf Ruben gerichtet. Trotz der Fältchen um Cassians Mundwinkel war sein Lächeln humorlos. Statt Schalk stand Frost in seinen Augen.
    »Tödlich ist es erst, wenn die Klinge tief ins Fleisch schneidet. Sieh her.«
    »Lass das!«, brüllte Ruben und lief auf seinen Bruder zu, doch er konnte ihn nicht mehr daran hindern, die Hand um die Klinge zu schließen. Es zischte, ein Rauchfaden stieg auf und mit ihm der Geruch nach verbranntem Fleisch.
    »Autsch«, sagte Cassian und zeigte Ruben die Brandblasen auf seiner Handfläche. Die Heilung setzte bereits ein und musste mit höllischen Schmerzen einhergehen, aber Cassian ließ sich davon nichts anmerken.
    »Du bist vollkommen verrückt! Warum hast du das gemacht?«
    Cassian zuckte die Schultern und schob das Schwert zurück in die Scheide.
    »Es ist dieses Mädchen, es spukt dir immer noch im Kopf herum. Wenn sie dir so viel bedeutet, dass du ihretwegen darauf aus bist, den Kampf mit einer Silberklinge zu riskieren, dann hol sie dir zurück. Geh zu Mica und fordere sie für dich.«
    »Woher weißt du von Mica?«, knurrte Cassian dumpf.
    Ruben sah auf seine Stiefelspitzen. »Juvenal hat es herausgefunden, durch Madame Chrysantheme. Er war dort und wollte …«
    »Dann weißt du ja auch, was ein Vampir mit seinen Quellen anstellt. Er trinkt nicht nur ihr Blut, er macht sie sich hörig, und in Florines Fall wird er damit nicht gezögert haben. So konnte er mir eins auswischen. Für ihn ist sie ein Mittel zum Zweck, und ich kann ihr nicht helfen.«
    Diese schnelle Bereitschaft aufzugeben, hatte Ruben nicht erwartet. Angst vor dem Großmeister der Vampire konnte nicht dahinter stecken, noch mehr musste vorgefallen sein, wenn Cassian nicht einmal daran dachte, dem Mädchen zu helfen. Ruben zog es vor, keine Fragen zu stellen. Die Wirkung, die Florine auf seinen Bruder gehabt hatte, schien nahezu vorüber, und das war ein Segen. Ein kampfwütiger Bruder war ihm lieber als ein liebeskranker.
    »Worum es mir mit diesem Schwert geht, ist Einschüchterung«, wechselte Cassian zurück zu den Namenlosen. »Seit zwei Dekaden treiben sie sich in meinem Revier herum und fühlten sich sicher, da ich nichts unternahm. Ihre Zahl und die Anzahl ihrer Opfer blieben überschaubar. Einige tote Bettler mehr oder weniger haben die Menschen nicht aufgestört. Aber dieser Angriff auf eine ganze Familie ist etwas anderes. Eine Herausforderung an uns und ihre Bereitschaft, Paris in Angst Schrecken zu versetzen. Sie wollen die Stadt für sich, Ruben. Sie riskieren es, ihre Existenz den Menschen zu offenbaren. Ein oder zwei weitere dieser Vorfälle, und irgendjemand wird auf Fragen kommen, die er nicht stellen darf, Bücher aufschlagen, die vergessen wurden und am Ende wird der Mensch

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