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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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massenhafter Notoperationen nicht lange unentdeckt bleiben. Als Julio den Wagen anließ, drehte er noch kurz die Scheibe herunter, obwohl das überflüssig war, um mit mir zu kommunizieren.
    „Noch mal dank. Du bist eine Prachtkerl. Ich freue mich für Alain.“
    Bevor ich etwas erwidern konnte, ja bevor ich das Gesagte überhaupt verarbeiten konnte, rasten die beiden mit quitschenden Reifen davon, aus dem kalten Licht der neonbeleuchteten Tiefgarage heraus in den sonnigen Nachmittag von San Angelo.  
     
     
     

Samstag, 30. Juni 2012 – 14:51 Uhr
    Fort Worth
    Allgemeine Raumzeit
     
    Ich – mein Körper – hockte zusammengesunken vor der Stahltür. Daxx stand neben mir und zog mit aller Kraft. Nichts von dem, was ich in San Angelo getan hatte, hatte hier etwas verändert, weder zum Guten, noch zum Schlechten. Aber keine Nachrichten sind gute Nachrichten, oder?
    „Jul, Gott sei dank!“, rief Daxx. Ich hörte die unendliche Erleichterung in seiner Stimme. Er hatte wirklich Angst und trotzdem sehr lange durchgehalten. Wir befanden uns in einer für ihn beinahe unerträglichen Situation, nicht wegen Gefahr durch unsere Verfolger, sondern wegen der Höhe, in der wir uns befanden. Es machte ihn nur umso liebenswerter, sofern das noch möglich war.
    „Wie geht es meinem Bruder?“
    „Er ist okay.“
    „Es gibt keinen Fluchtweg“, rief er entsetzt. „Alain hat sich geirrt.“
    „Nein, hat er nicht. Wir kommen hier raus.“
    „Wie denn?“, entgegnete Daxx hektisch. „Zurück können wir nicht. Die haben sogar schon auf die Tür geschossen, diese Idioten. Ich hoffe, ein paar der Querschläger haben sie verletzt.“
    Es schmerzte, das aus seinem Mund zu hören. Aber ich wusste, dass er es nicht so meinte. Das haarige, grüne Monster der Panik hatte ihn in seinen Klauen.
    „Wir kommen hier raus“, entgegnete ich so ruhig es mir möglich war und sah zum gegenüberliegenden Gebäudeteil hinüber. „Du hast Recht, zurück können wir nicht. Ich weiß nicht, wie lange ich die Zeit für alle anderen als uns beiden anhalten kann. Dieser Gebäudekomplex wimmelt wahrscheinlich mittlerweile von Wachleuten. Und wenn ich das versaue, stehen wir mitten zwischen ihnen, wenn sie sich wieder bewegen können. Außerdem könnte es sogar Alain in Schwierigkeiten bringen. Aber ich habe eine Idee. Du musst mir nur vertrauen. Kannst du das?“
    Daxx blieb stumm. Ihm war mein Blick zum anderen Gebäudeteil aufgefallen.
    „Kannst du das?“
    Er atmete tief durch. Ich sah einen leichten Glanz in seinen Augen aufblitzen – schiere Angst, ein dünner Schleier aus Tränen, die eigentlich dem Stressabbau dienen sollten.
    „Kannst du das?“, fragte ich erneut. Mit jeder Sekunde, die verstrich, schwand meine Sicherheit, dass er mir vertrauen sollte. Was, wenn ich versagte?
    „Wie geht es meinem Bruder?“, fragte er unvermittelt, während die erste Träne seine Wange hinabglitt.
    Ich hasste meine, unsere, Existenz in diesem Augenblick. Aber wenigstens musste ich nicht lügen.
    „Er ist in Sicherheit.“
    Eine kurze, stille Pause trat ein, nicht einmal unterbrochen von den Schlägen gegen die Tür. Stille kann Harmonie bedeuten.
    „Ja. Ich vertraue dir.“
    Ich nahm seine Hand.
    „Wenn ich es sage, laufen wir zur Brüstung. Nach links. Wir springen.“
    „Über die Brüstung? Bist du verrückt?“
    Der schrille, panische Unterton mischte sich wieder in seine Stimme.
    „Wir springen zum anderen Gebäudeteil.“
    „Das schaffen wir nicht! Das sind mindestens vierhundert Yard!“
    „Wir schaffen es. Vertrau mir.“
    Er wollte es, das konnte ich sehen. Aber er befand sich in einem inneren Kampf. Logik gegen Emotion. Es zerriss ihn förmlich. Neuerliche Schläge verstummten wieder.
    „Vertrau mir. Ich nehme dich auf die Schulter. Schließ die Augen.“
    „Ich kann nicht.“ Er schüttelte langsam den Kopf. Ich nahm seine Hand, die er fast vor der Berührung weggezogen hätte. Sie war heiß und feucht.
    „Vertrau mir. Bitte.“
    Daxx zögerte, was ich durchaus verstehen konnte. Ich wollte ihn nicht auch noch drängen. Wir standen vor einer Probe unendlichen Vertrauens. Etwas, das man nicht leichtsinnig erfragte. Um so mehr überraschte es mich, dass er die Augen schloss. Diese winzige Geste, dieses Schließen der Lider, stellte für mich die größtmögliche Liebesbekundung dar. Er gab sein Leben in meine Hände, vertraute meinen Emotionen, stellte sie über seine ureigensten Ängste.
    Das war für mich fast mehr Motivation, als

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