Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
Vom Netzwerk:
Julio fast die Kabine erreicht. Die letzten sieben Fuß sprang er einfach und hangelte sich fix durch die Notluke. Die Haltekabel des Fahrstuhls sangen eine leise, metallische Melodie. Ohne meinen Blick vom Killer zu nehmen, sandte ich einen Gedanken an die beiden, in erster Linie an Sinh.
    Kommt ihr jetzt ohne mich klar?
    Sicher, amigo. Du kannst Abgang machen.
    Von Sinh kam: Ich danke dir.  
    Bis später , dachte ich, löste das Raumzeit-Feld und wollte gerade zurück zu Daxx, als sich die Ereignisse plötzlich überschlugen.  
     
    Die abgefeuerte Patrone schoss ungehindert durch meine körperlose Gestallt, der Kopf des Killers verschwand in einer grauweißen Rauchwolke, hinter mir erklang das Geräusch von Metall auf Metall. Der Killer schrie, vor Schmerz oder Entsetzen, oder aus beiden Gründen. Lauter war nur noch das Twäng , als unter neuerlichen Funken durch die letzte Kugel nun doch Fasern eines der Stahlseile rissen. Sie entzwirbelten sich wie gegeneinander laufende Rotorblätter. Der Schrei hielt an, die Granate fiel zu Boden. Unter der verminderten Tragfähigkeit rissen weitere Stränge. Der Killer schlug die Hände vor sein Gesicht, nicht, ohne dass ich zuvor noch gerade seine blutigen Lippen sehen konnte. Das gedrehte Stahlseil verlor in Windeseile an Substanz. Mehr und mehr Stücke rissen in immer schnelleren Abständen, die letzten zehn oder zwanzig Fasern zerfetzten gleichzeitig. Das obere Ende des ersten Strangs zischte blitzartig wie eine verrückt gewordene Schlange unkontrolliert in die Höhe, weitere Seile rissen immer schneller bis ihre unteren Enden beinahe geradlinig dem ungebremst in die Tiefe stürzenden Fahrstuhl folgten.  
    Im Bruchteil eines Gedankens raste ich hinunter, flog an den Stockwerken vorbei, in die Kabine und durch sie hindurch, bis zum Boden des Fahrstuhlschachts, der in wenigen Sekunden den sicheren Tod für Sinh und Julio darstellen würde. Mit dem besten, was ich auf die Schnelle zu bieten hatte, verlangsamte ich die Zeit der Luftmoleküle im Schacht unter der Kabine. Die Kabine selbst zu stoppen, wäre zu gefährlich gewesen, weil ich nicht wusste, ob ich es überhaupt schaffen würde und zudem, ob ich sie lange genug halten könnte, damit die beiden sicher aussteigen konnten. Sie zu stoppen und dann langsam herunter zu lassen ging auch nicht, denn sobald sie den Boden berührt und ich das Feld aufgehoben hätte, wäre der Aufprall trotzdem genau so stark gewesen, wie ohne Unterbrechung.
    Er wurde langsamer.
    Oh Gott, bitte!
    Noch langsamer.
    Jetzt durchdrang nicht ich die Kabine, sondern umgekehrt. Kurz vor dem Aufschlag sah ich, dass Julio neben Sinhs Rollstuhl kniete und ihn mit beiden Armen zu schützen versuchte. Es krachte. Die Wände knirschten. Die Notbeleuchtung fiel aus.
    Dann öffneten sich die Türen zum untersten Kellergeschoss und ließen Licht herein. Beide Jungs lebten. Sinhs Hände waren schneeweiß, so krampfhaft hatte er sich an den Lehnen seines Rollstuhls festgeklammert. Jetzt strömte zögerlich wieder Blut durch sie. Julio erhob sich langsam, leicht zittrig, und massierte sich den Nacken.
    „Mierda! Ich habe mir auf die Szunge gebissen.“
    Sinh lachte tatsächlich kurz auf. Nicht mal verwunderlich nach dem Adrenalinkick und der plötzlichen Erleichterung. Hätte mein Geist über Lungen verfügt, hätte ich einmal tief aufgeatmet.
    „Du hast uns gerettet, G-Man.“
    „Stimmt, du bist echt okay, Gee-Man.“
    Nichts gebrochen? Geht es euch gut? Sinh?
    „Mir ist schlecht, ich habe Kopfschmerzen und mir tun alle Knochen weh. Aber so ging es mir schon vor dem Absturz. Also: Bestens.“
    „Meine Auto steht gleich da drüben“, sagte Julio und deutete auf einen 335er BMW ungefähr acht Parkbuchten entfernt. Mächtiges Auto für einen armen Chicano.
    Bleibt hier drinnen, ich sehe mich eben um.
    Jetzt wollte ich nichts mehr dem Zufall überlassen. Die Tiefgarage war Menschenleer. Trotzdem gab es unzählige Möglichkeiten, hier jemandem aufzulauern. Ich bewegte mich zu Julios Wagen, sah mich um und rief die beiden. Julio schob Sinh in gefährlich schnellem Tempo an den parkenden Autos vorbei. Sie erreichten mich ohne weitere Zwischenfälle. Vermutlich hatte das Team von Dr. Robert nicht damit gerechnet, dass wir es bis hierher schaffen würden.
    Während Julio Sinh in den Wagen half, behielt ich unsere Umgebung im Auge. Alles ruhig, aber das würde nicht mehr lange so sein. Das Theater, das wir im Krankenhaus veranstaltet hatten, konnte trotz

Weitere Kostenlose Bücher