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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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empfinde dasselbe für ihn“, sagte ich, ohne zu wissen, ob es das war, was er hören wollte. Aber es entsprach der Wahrheit.
    „Nicht mehr?“ Ebenso vorsichtig.
    „Nein. Wieso?“
    Seine Anspannung löste sich. Ich konnte es sehen.
    „Ich dachte nur, weil ihr jetzt alle über, hmm, besondere Kräfte verfügt. Du und Alain, ihr könnt die Zeit verändern, und Daxx kann sich plötzlich unsichtbar machen. Ich bin der einzige Normale zwischen euch.“
    „Hör mal“, sagte ich und streichelte seinen Nacken. Ich sah die Gänsehaut auf seinen Armen. „Du bist alles andere als normal. Du bist etwas ganz besonderes, nicht besser und nicht schlechter als der Rest von uns. Du musst keine Superkräfte haben. Sei einfach nur du selbst. Die Person, in die ich mich verliebt habe.“  
    Sinh begann leicht zu zittern. Ich glaube, ich an seiner Stelle hätte angefangen zu heulen – ich bin echt nahe am Wasser gebaut.
    Sekundenlang geschah nichts. Wir standen einfach da und sahen uns gegenseitig in die Augen, durch die Fenster der Seelen. Dann schob er langsam seine Hand um meine Hüfte. Unsere Körper berührten sich. Ich küsste ihn und seine Lippen waren wie zwei weiche Orangenscheiben, fruchtig und feucht und süß. Unsere Zungenspitzen trafen einander, tasteten vorsichtig und umspielten sich. Ich kraulte seinen Hinterkopf, die stacheligen, drahtigen Härchen, die ein angenehmes Kribbeln in meinen Fingern erzeugten. Seine Hand wanderte unter mein Hemd. Dieser Kuss war etwas besonderes, und ich würde ihn ebenso wenig vergessen, wie Alains ersten Kuss. Wie konnte man so viel für so viele verschiedene Menschen empfinden, ohne seine Gefühle teilen zu müssen? Mein Dasein machte es möglich. Und es war schön.  
     
    Als wir zurückkamen, saß Alain im Schneidersitz auf der Motorhaube. Der Tank war voll und das Benzin bezahlt. Daxx joggte im Kreis immer um den BMW herum, wohl um sich die Beine zu vertreten. Er schien sichtlich überdreht zu sein.
    „Alles klar bei euch, Jungs?“, fragte Alain.
    „Sicher“, antwortete ich.
    „Gut, denn ich glaube, dass wir wieder verfolgt werden.“
    „Was?“, rief Sinh ungläubig und sah sich um. „Ich habe die ganze Zeit die Straße im Auge behalten. Wer? Wer verfolgt uns? Der silbergraue Lancia?“
    Daxx blieb stehen. Alain sprang von der Motorhaube.
    „Nein, ein Audi A6, schwarz oder dunkelblau, ich bin mir nicht sicher. Du brauchst nicht danach zu suchen, er ist weitergefahren. Aber ich habe ein komisches Gefühl bei dem Wagen. Ich fürchte, wir werden ihm wieder begegnen.“
    „Und was jetzt?“, fragte ich.
    „Jetzt? Jetzt statten wir dem Himmelshafen einen Besuch ab.“
    Ich sah Alain entgeistert an. Er grinste.
    „Ich hoffe, du bist bei Kräften, mon ami.“
     
    Auf der Weiterfahrt behielten wir alle den rückwärtigen Verkehr im Auge, sogar Daxx.
    „Da, ich sehe ihn“, sagte Sinh nach kurzer Zeit, freudig und gleichzeitig entsetzt. „Das ist er, stimmt’s, Alain? Ein anthrazitfarbener A6. Wieso ist der mir nicht früher aufgefallen? Verdammt, ich hatte doch aufgepasst.“’
    „Mach dir da mal keine Sorgen“, sagte Alain beschwichtigend. „Die sind schlauer geworden.“
    „Trotzdem. Ich hatte immer den Rückspiegel im Auge. Ich verstehe das nicht. Es tut mir leid.“  
    Aber Alain verstand es, das konnte ich ihm ansehen. Ich glaube, er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was in Sinh vorgegangen war und vielleicht sogar davon, was geschehen war, nachdem Sinh und ich ihn und Daxx verlassen hatten.
    „Aber ich könnte sie vielleicht abhängen. In der Innenstadt von Phoenix; ich schaffe das.“
    „Das glaube ich dir sogar“, sagte Alain. Seine Stimme war freundlich und diplomatisch zugleich. „Aber das würde uns vermutlich nur einen kurzen Aufschub gewähren. Ich denke, die wissen, was wir vorhaben.“
    „Was meinst du damit: Die wissen, was wir vorhaben?“, rief ich.
    „Bleib locker, Julian. Ist nur so ein Gedanke. Vielleicht irre ich mich ja, aber wir sollten auf jeden Fall Vorkehrungen treffen, die uns einen Vorsprung garantieren.“
    Und wieder dachte ich an staatliche Organisationen, die auf groteske Weise mehr über uns wussten, als wir selbst. Was passieren könnte, wenn sie uns schnappten. Der Knast oder auch nur ein Bootcamp würde die Kette der Villa unterbrechen. Oder? Bis Sinh und Daxx wieder auf freiem Fuß kämen, wären sie wahrscheinlich zu alt für die Symbiose mit der Villa. Welchen Einfluss könnte das auf unser Schicksal haben,

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