Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
und breiten uns unaufhaltsam aus, obwohl unser Raum begrenzt ist. Mutter Natur hat diesen Fehler inzwischen eingesehen und bekämpft uns mit Seuchen und Naturkatastrophen. Irgendwann wird sie siegen und das Paradoxe dabei ist, dass wir ihr helfen.“
„Da scheiße ich drauf. Ihr seid eine Krankheit und müsst ausgemerzt werden“, flüsterte er in heiserem, geheimnisvollen Ton. Die improvisierten Bandagen spannten bei jeder Silbe.
„Wir machen zehn Prozent der gesamten Weltbevölkerung aus. Zehn Prozent. Das sind sechs Millionen Menschen. Wir sind nicht wider die Natur, wir helfen ihr, die unnatürliche Ausbreitung des Virus Mensch ein wenig einzudämmen. Jeder Zehnte. Denk einmal an deinen letzten Appell. So viele junge Rekruten, die dir und unserem Vaterland treu dienen. Jeder Zehnte ist homosexuell. Und du führst sie an.“
„Du lügst!“
Bar weiterer Gegenargumente schoss der General, bis sein Magazin leer war. Der Kugelhagel zerfetzte Alains Körper an allen erdenklichen Stellen und dennoch wurde er nicht von den Impulsen umgeworfen. Stattdessen schritt er weiter auf den General zu. Zeitgleich setzte seine spontane Regeneration ein. „Du willst oder du kannst es nicht begreifen, Ernest? Einerlei.“
Alain ballte seine Hände zu Fäusten und blickte nach oben. Sein ganzer Leib begann zu zittern. Das Rosentattoo wuchs, glitt immer schneller über seinen Körper, dehnte die Haut, bis es aus ihr herausplatzte, die dritte Dimension annahm und wie die Haare der Medusa den Fußboden durchschlug, um genau unter dem überraschten General das Parkett mit lautem Krachen und Splittern zu durchbrechen. Die Ranken schlängelten sich unerbittlich um seine Gliedmaßen, um seinen Körper bis hoch zu seinem Kopf. Eine Gegenwehr wäre selbst dann nicht möglich gewesen, wenn der General bei klarem Verstand und unverletzt gewesen wäre. Als die Ranken sein Haupt erreicht hatten, wuchsen sie in die Breite, um immer mehr von seinem Körper zu umschließen, bis sie letztendlich innehielten. Dann zogen sie sich langsam zu. Spitze Dornen bohrten sich bereitwillig in das willkommene Fleisch. Zwischen den Auswüchsen des Schlinggewächses sah der General Alain, durch das hinter ihm um sich greifende Feuer wie den Scherenschnitt eines Racheengels in höchster Konzentration verharrend.
„Es tut mir leid für dich, Ernest. Wirklich.“
Blitzschnell und ohne Vorwarnung zogen sich die Ranken zurück und schnitten sich dabei wie Hunderte Sägeblätter tief durch Kleidung, Panzerband, Hautschichten und Muskelfasern, teilweise bis auf die Knochen. Ein Nebel aus Blut hüllte den General ein. Nur Sekunden später hatten sich die Rosen in Alains Körper zurückgezogen und bildeten wieder das harmlose, aber dafür umso prächtiger aussehende Tattoo. Ohne auch nur ein Wimmern auszustoßen, sackte der General leblos in sich zusammen. Das Licht des Feuers, welches bereits ein Drittel des Saals und einen Teil des Korridors einnahm, tanzte auf dem zerfetzten Leib des Offiziers und ließ den Eindruck entstehen, als würde er sich bewegen und zucken. Alain runzelte die Stirn und trat ein paar Schritte an die Leiche heran. Das Feuer, das nun richtigen Appetit bekommen hatte, schien ihm zu folgen. Einen Moment noch vergewisserte sich Alain, dass die Illusion wirklich nur durch das flackernde Licht erzeugt wurde, dann drehte er sich um und suchte nach der besten Möglichkeit, um aus der Villa herauszukommen. Die Transformation seines Tattoos hatte ihn viel Kraft gekostet, mehr, als ihm lieb war. Seine Regeneration hatte sich dadurch stark verlangsamt.
Vollkommen überrascht wurde Alain nach vorn in die Feuerwand gestoßen. Der General begrub ihn unter sich, die durch die eingetretenen Ranken und durch die Flammen lädierte Stelle am Fußboden gab nach und beide stürzten in das tiefergelegene Stockwerk.
Alain schlug zuerst auf, mitten auf dem samtigen, grünen Filz eines großen Billardtisches. Einen Sekundenbruchteil später traf ihn der General mit seinem vollen Gewicht, gefolgt von einigen brennenden Trümmerstücken der Decke über ihnen. Alain blieb die Luft weg. Er kämpfte sich mühsam unter dem schweren Körper hervor und kroch an den Rand des Tisches, zur Hälfte aus dem gelb-roten Lichtkegel heraus. Einige der mit Tüchern verhängten Möbelstücke fingen indes bereits Feuer, während sich die Flammen über ihnen zum Dachstuhl durchfraßen. Alain lag noch immer auf seinem Bauch, schwer nach Atem ringend, als etwas hart seine
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