Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
Schulter umfasste und ihn zurückzog. Überrascht wie er war, schaffte er es nicht, sich rechtzeitig an der Bande festzuhalten, es gelang ihm lediglich, sich auf den Rücken zu drehen und zu sehen, wie der blutrote General zitternd und geifernd seinen Körper in die Höhe stemmte und sich wieder auf ihn warf. Unmöglich , dachte Alain, kein Mensch kann so viel aushalten, auch, wenn er in tausend Kriegen gekämpft hat. Hoch über ihnen knackte etwas im Dachgebälk. Bevor Alain irgendetwas unternehmen konnte, hatte sich der General so weit vorgeschoben, dass sich ihre beiden Gesichter fast berührten. Ein breites Lächeln entblößte seine blutverschmierten Zähne und eine rosarote Flüssigkeit rann aus seinen Mundwinkeln, während er Alain an der Kehle packte und zudrückte. Alain, der schon vorher kaum Luft bekommen hatte, versuchte beidhändig den Griff zu lösen und sich gleichzeitig unter dem halbtoten Offizier wegzuschieben, aber die Entschlossenheit und die Kraft des Soldaten waren unglaublich. Es gelang ihm nicht, den Griff um den Hals zu lockern. Jeder kurze Atemzug brannte in seiner Kehle wie das Feuer um sie herum. Langsam, brutal langsam, schob der General seine freie Hand nach vorn, sein Armymesser fest umklammert.
„Jetzt, mein kleiner ... Stricher, werden wir gemeinsam ... in die Hölle gehen. Nur werde ich ... mich dort wohler fühlen.“
Die Sätze waren kaum mehr als ein Blubbern und Pfeifen, aber ihr Inhalt war deutlich. Alains Kraftreserven waren nahezu erschöpft, die Regeneration noch nicht vollständig abgeschlossen. Hilflos sah er das irre Gesicht über ihm im Flackern des Feuers verschwimmen. Mit letzter Kraft hob der General das Messer.
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Ein ohrenbetäubender Lärm ertönte über ihnen. Etwas Großes und Schweres zerbarst unter seiner eigenen Last, geschwächt vom Feuer: der Dachstuhl. Alain sah am Gesicht des Generals vorbei durch das Loch in der Decke, wie das Mosaik darüber einstürzte, durchschlagen von massiven, brennenden Dachbalken, Möbeln und Ziegeln. Mit einer letzten Anstrengung schlug er dem General unter das Kinn, nutzte den Impuls um den restlichen Leib so weit hochzustemmen, sich darunter wegschieben zu können und zur Seite über die Tischkante zu rollen. Der General griff noch einmal vergebens nach, dann pfählte ihn einer der lodernde Stützbalken der ehemaligen Dachkonstruktion, der seinen Weg durch die Öffnung in der Decke gefunden hatte. Er hatte soviel Wucht, dass er nicht nur die Wirbelsäule durchschlug, sondern auch den Billardtisch unter ihm. Wie ein brennender Finger zur Mahnung erhoben, blieb er aufrecht stehen.
Obgleich es die Situation eigentlich nicht zuließ, drehte sich Alain auf den Rücken, atmete trotz Staub und Rauch tief durch und lachte und weinte.
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Ab jenem Punkt ist meine Erinnerung vollkommen ausgelöscht, falls es jemals eine gab. Das nächste, an was ich mich erinnere, ist Vogelgezwitscher und der Song American Pie .
Ich schlug die Augen auf, war einen Moment desorientiert und erkannte dann im frühen Licht der Morgensonne die Hütte um mich herum. Neben mir hörte ich ein gleichmäßiges Atmen und als ich meinen Kopf drehte, sah ich Alain an meiner Seite auf dem Bett liegen. Er schlief, sein Gesicht völlig entspannt, und sah dabei mehr denn je wie ein junger Gott aus. Ich bewunderte ihn eine Zeitlang, dann strich ich vorsichtig seine Haare zur Seite und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. Er öffnete seine wundervollen grünen Augen und blickte mich mit einem nicht zu deutenden Ausdruck an.
„Ich habe heute Nacht von dir geträumt“, flüsterte ich.
„Und ich von dir. Wer war nun der Träumer und wer der Traum?“
Er schob seine Hand unter mein Hemd und fuhr mit seinen Fingern über meine Brust und den Bauch.
„Ich weiß es nicht. Was ist geschehen?“
Statt zu antworten rutschte er näher heran und legte seinen Arm um mich.
„Ich erinnere mich“, fuhr ich fort. „Mein Vater ist durchgedreht. Er hat meine Mum und mich verletzt. Er wollte uns töten! Meine Mum. Wo ist meine Mum? Was ist nur passiert? Ich muss ihr helfen!“
Ich wollte aufspringen, aber Alain hielt mich zurück.
„Shht. Beruhig dich. Hör mir zu. Du musst mir jetzt glauben.“
„Ich liebe dich, Alain. Ich liebe dich so sehr, dass ich wahnsinnig werden könnte. Aber ich muss mich jetzt erst um meine Eltern kümmern.“
Mit diesen Worten riss ich mich los und lief zur Tür hinaus.
„Julian!“
Schon als ich auf die
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