Soehne des Lichts
starrten sie an. Einer griff nach ihrem Kinn und zwang sie, zu ihm aufzublicken.
„Shuuu kraaaa zi maaaah!“, grollte er. Mühsam befreite sie sich, wandte sich von ihm und seinem heißen Atem ab. Moos. Sie konnte mindestens sieben verschiedene Moosarten riechen. Nie hatte Avanya darüber nachgedacht, was Chyrsk wohl aßen, wenn sie gerade keine Nola-Kinder bekommen konnten. Zumindest waren das die Schauergeschichten, die man sich über den Feind erzählte. Aber für ihre Nase schien es, als würden die Trolle ausschließlich Moose essen. Im Kampf hatte sie nie darauf achten können …
Der Chyrsk hinter ihr, der sie immer noch festhielt, grollte in ihr Ohr:
„Nalla sprechen. Nalla sagen Höhlen-Geheimnis. Dafür Nalla leicht sterben.“
Ob er das Grollen des anderen Chyrsk übersetzte? Und woher kannte er ihre Sprache?
Avanya schluckte hart, sammelte all ihren Mut.
„Nalla nicht sprechen. Diese Nalla stirbt, ohne Höhlen-Geheimnisse zu verraten!“, sagte sie und betete zu allen Göttern und Heiligen, dass ihre Stimme nicht so jämmerlich klang wie sie sich gerade fühlte.
Der Troll ihr lachte. Wenigstens vermutete Avanya, dass es Gelächter war, dieses dröhnende Beben in ihrem Rücken, auch wenn es mehr so klang, als würde eine Höhle einstürzen. Er grollte etwas in der Sprache seines Volkes, und bald schien ein ganzes Gebirge niederzugehen, als sämtliche Chyrsk in Hörweite lachten. Abrupt stoppte die Heiterkeit, als ein besonders riesiger Troll durch den Ring trat, der sich um Avanya gebildet hatte. Irgendetwas an diesem Chyrsk war fremd. Avanya brauchte eine Weile, bis sie ahnte, was es war: Die Form des Brustkorbs deutete an, dass es sich hier um einen weiblichen Troll handeln könnte. Sie dröhnte etwas, was alle Chyrsk in Aufregung versetzte, und trat dann auf sie zu.
„Sei bereit für Schmerz. Wir wollen deine Zunge lockern, Nalla. Am Ende du wirst reden.“ Sie riss Avanya zu sich heran, presste einen Flakon gegen ihre Lippen und drückte gleichzeitig so hart gegen Avanyas Kiefer, dass sie unweigerlich den Mund öffnete. Eine zähflüssige Tinktur floss über ihre Zunge, sie roch und schmeckte Moos, Algen, Pilze und verschiedene Wasserflechten heraus, bevor die Chyrsk ihren Mund gewaltsam schloss und ihre Pranke so auf Avanyas Gesicht legte, dass sie nicht mehr atmen konnte. Sie kämpfte, bis sie fast erstickte, aber schließlich musste sie schlucken. Wieder lachten alle, lachten sie aus, als sie hustend und würgend in die Knie sank, endlich freigegeben aus dem stählernen Klammergriff. Hilflos rollte Avanya sich zusammen, zu Tode verängstigt von der Unzahl riesiger feindseliger Kreaturen, die auf sie eindrängten, sie auslachten, mit ihr jederzeit machen konnten, was immer sie wollten ...
~*~
„Du willst doch nicht allein gehen?“ Thamar zuckte zusammen, als er diese spöttische Stimme erkannte. Ungläubig starrte er über die Schulter nach oben, kaum, dass das Schwert von seinem Hals genommen wurde, und wurde plötzlich in die Höhe gezerrt. Kraftvolle schlanke Arme schlangen sich um ihn, bis eine zweite wohlbekannte Stimme lachend rief: „Nun brich ihm nicht die Rippen, Inani, so lange ist euer letztes Treffen noch gar nicht her!“
Thamar lächelte und umarmte Corin, als Inani ihn freigab. Er hatte sie vermisst, stellte er leicht verwundert fest. Corin sprach selten, blieb zumeist unsichtbar, trotzdem mochte er sie gern.
„Wenn ihr hier seid, Momente bevor ich wissentlich eine Dummheit begehe, dann habt ihr wohl einen prophetischen Hinweis bekommen?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Hinter dir.“ Inani kicherte.
Thamar erdolchte sie mit einem wütenden Blick und drehte sich mit klopfendem Herzen um. Wann immer er sie sah, schien es ihm wie das erste Mal. Maondny strahlte ihn an, das schönste Wesen in seiner Welt. Traurigkeit umgab sie wie ein Mantel, doch nichts davon zeigte sich in ihren leuchtend blauen Augen.
„Ich habe dich vermisst“, sagte er leise und küsste zärtlich ihre Hand. „Aber warum bist du so traurig, Maondny?“
„Vielleicht, weil niemand sich meinen Namen merken will?“, murmelte sie sanft spottend, und schüttelte zugleich den Kopf. Sie lachte, als Thamar errötete, und berührte ihn beruhigend am Arm
„Das war nicht ernst gemeint, jeder nennt mich so, ich will es auch nicht anders. Ich bin glücklich. Glücklich, dich wieder zu sehen, glücklich, meine Freundinnen um mich zu wissen, glücklich, dass weiterhin noch alles mehr oder
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