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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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weniger so läuft, wie es richtig ist. Glücklich, weil ich vor einigen Minuten Tante geworden bin.“
    Überrascht gratulierten ihr alle, Inani fiel ihr spontan um den Hals.
    „Ich erinnere mich ganz gut an deinen Bruder, es freut mich, dass er jetzt friedlichere Beschäftigungen hat als die möglichen Feinde seiner Schwester zu erschlagen“, sagte Thamar grinsend. „Nur, wenn es so vieles gibt, was dich glücklich macht, warum bist du dennoch traurig?“
    Maondny löste sich aus Inanis Umarmung, griff dann haltsuchend nach seinem Arm.
    „Wir sind ein sterbendes Volk, versteht ihr? Die Elfen sterben, schon so lange. Erinnerst du dich an die Visionen über Anevy, die Welt meiner Vorfahren? Erinnerst du dich an Osmege, der ganze Heerscharen getötet hat? Hier in Enra sind noch mehr gestorben, zu viele.“ Ihre Stimme brach, sie klammerte sich an Thamar, aufgewühlt, wie er sie nie zuvor gesehen hatte. „Elfen werden immer wieder neu geboren, wie du weißt, aber es braucht dafür jemanden, der dazu bereit ist. Es gibt kaum noch Paare, die es wagen, sich für ein Kind zu entscheiden. Jeder weiß, dass dieses Kind ein Wiedergeborener sein wird, der sich nach wenigen Jahren an sein vergangenes Leben erinnert und von seiner neuen Familie abwendet – um nichts zu finden, denn es ist fast gewiss, dass seine alte Familie ausgelöscht ist. Dieses Leid will kaum jemand ertragen.“
    Maondny atmete tief durch, doch sie konnte sich nicht beruhigen.
    „Die Hoffnungslosigkeit frisst die wenigen Überlebenden auf. Egal, was ich sage, niemand glaubt wirklich daran, dass ich das Schicksal zweier Welten so biegen und zur Not auch brechen kann, dass sich alles für uns fügt. Ich glaube es ja selbst kaum.“
    Thamar drückte sie fest an sich, unfähig, irgendetwas zu sagen, was trösten würde. Was sollte man einer Seherin sagen, die unfähig war, sich selbst zu belügen? Die sich hinter keinem „warten wir, was der Morgen bringt“ verstecken konnte. Für die Hoffnung bedeutete, den Fluss des Schicksals zu beobachten, und, selbst wenn ihr die Aussicht nicht gefiel, die Augen nicht davor verschließen konnte. Eine Frau, die vermutlich schon seit Tagen im Voraus wusste, welche Worte er sprechen würde.
    „Ich bin so stolz auf Anovon und Elory“, wisperte sie, unter Tränen lächelnd. „Ihr Sohn ist wunderschön. Erinnerst du dich, Thamar? An das kleine Elfenmädchen, das so unschuldig mit zwei Kieseln spielte und damit die Zerstörung einer ganzen Welt einleitete? Die kleine Elys?“
    Thamar erinnerte sich nur zu gut an diese Visionen. An Elys, die das verhängnisvolle Zauberwort gesprochen hatte, und später, wie sie ohne jede Hoffnung in den Armen des König um ihren Geliebten weinte.
    „Du hast die Geschichte nie zu Ende erzählt“, sagte er leise. „Ich weiß nicht, was aus ihr und Shesden geworden ist, Elys‘ Gefährten.“
    „Du wirst es erfahren, sehr bald schon. Du hast eine eigene Aufgabe, von der ich dich nicht länger abhalten will.“ Maondny wischte sich die Tränen mit den Ärmeln ihres schwarzen Umhangs ab. „Elory, die Frau meines Bruders, ist selbst eine Wiedergeborene“, fuhr sie fort. „Nicht Elys, trotz der Namensähnlichkeit, nein, deren Schicksal ist auf andere Weise gebunden. Aber Elys‘ ältere Schwester Sianna lebt in ihr fort. Auch Anovon hat schon einmal gelebt, als Krieger einer Sippe, die nun vollkommen ausgelöscht ist. Ihrer beider Sohn ist ein Fürst dieser Sippe. Sie wissen es, meine Mutter hat es ihnen prophezeit.“ Sie lächelte, während die Tränen weiterhin über ihre Wangen flossen. „Ein Tropfen, verloren in der Wüste, mehr ist es nicht. Thamar, wenn ich versage, wenn ich die Zukunft falsch berechnet habe, wenn eine dieser unzähligen möglichen Kleinigkeiten in meinen Weg tritt und alles vernichtet, was ich Jahrzehntelang plante, dann ... dann wird Anevy untergehen, und mein Volk mit ihm. Eure Welt wird hingegen geschützt, von gleich zwei Göttern. Viele würden sterben, andere dafür nachfolgen und ihre Aufgaben übernehmen. Ich ertrage es nicht ...“
    Zitternd stand sie da, eng an Thamar gedrückt, der sie hilflos streichelte. Die beiden anderen waren an seiner Seite, Inani sprach in gleichmäßigem Tonfall beruhigende Worte.
    „Verzeiht mir“, sagte Maondny schließlich. „Ich bin nicht hier, um Trost zu suchen, ich wollte dir helfen.“
    „Es ist gut. Du bist vielleicht unsterblich und beinahe eine Halbgöttin, aber eben nur beinahe. Es ist gut, dass du zweifelst

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