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Soehne & Liebe der Nacht

Titel: Soehne & Liebe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Cara Wagner
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brauche eine Pause in der Heimat. Wir sehen uns in vier Wochen.“
    „Dann sehen wir uns in einem Monat.“ Maik klang enttäuscht. Die Leitung knackte.
    „Bludeer“, flüsterte Amanda erneut und sah wieder den Mann vor sich, den sie einst liebte. Fest hatten sich seine Lippen auf die durchschnittene Kehle einer jungen Frau gepresst und gierig hatte er ihr Blut getrunken. Damals war sie davongelaufen, vor ihm, vor der Erinnerung, vor sich selbst, und hatte in dieser Stadt ein neues Leben gefunden, einen neuen Herzschlag. Doch sie
    konnte und wollte Paul nicht enttäuschen. Ein erneuter Blick auf die Uhr sagte Amanda, dass es an der Zeit war, ein Taxi zu rufen.

2
    Ein heftiger Sturm fegte über die Kleinstadt Berga/Elster, deren Berge die Stadt umrandeten wie Wächter, die das Böse fernhielten. Kalt fiel ein Platzregen auf die Straße und durchnässte das schwarze Hemd des Mannes, durch dessen Adern das Böse floss.
    „Bah“, angewidert spie Jared das Blut des älteren Herrn aus, den er vor wenigen Minuten mit einem Schnitt durch die Kehle vom Dasein auf Erden erlöst hatte. Jareds Herz schlug wild vor Wut. Er war ein edles Geschöpf, und alles, was er heute Abend in dieser verdammten Kleinstadt gefunden hatte, war ein Mensch, der sein Verfallsdatum schon vor langer Zeit überschritten hatte. Seine Brüder würden nicht erfreut sein, Jared kniete auf der regennassen Straße und blickte nach oben in das Waldgebiet, das sich rechts der Hauptstraße erstreckte und das den Blick auf ein Schloss freigab, das einst auf einem Bergsporn erbaut worden war. Heute war es nur noch ein Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit, das baufällig am Waldrand stand und die Geschichte früherer Epochen erzählte. Im Gestern beherbergte dieses Schloss adlige Gäste, die dort, vom Volk beneidet, rauschende Feste gefeiert hatten. Heute lebte und atmete dort das Böse.
    Fest zog Jared ein weißes Tuch, das sich sofort rot färbte, um den Hals seines Opfers, damit kein Blut, das sie so dringend brauchten, verloren ging. Es musste reichen für ihn und seine Brüder, mit denen er Schutz in diesem zugigen Schloss gefunden hatte. Hoffnungsvoll blickte Jared auf und sah Olaf an einer Öffnung ihres neuen Obdachs stehen; früher hatte sich dort ein Fenster befunden. Jared warf sich die Leiche des kleinen fettleibigen Mannes über die Schulter und lief in Richtung Waldweg. Es war ein Weg der Hoffnung, der bald ein neues Zeitalter einläuten sollte. Diesen Weg gingen auch bald viele seiner Brüder, die sich ihm im Kampf gegen ihren Schöpfer und die Sonne angeschlossen hatten. Wie Jared hatten es seine Brüder satt, in Verstecken zu leben wie Ausgestoßene. Olaf öffnete das quietschende Tor, als Jared mit seiner Beute am Schloss ankam. Zufrieden schritt Jared hindurch, schon bald würde eine ewige Dunkelheit ihn zum Herrscher der Welt machen.

3
    Nachdenklich stand Henry am Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit. Alles wirkte still und friedlich, doch Henry kannte die Schatten, die die Nacht verbarg. Seine Brüder waren da draußen und in ihnen tobte die Wut. Ihr Traum von einer dunklen Welt war jäh zerstört worden durch die Kraft der Liebe, die ihr Vater für Cara empfand.
    „Vater“, hauchte Henry mit gemischten Gefühlen, noch immer fiel es ihm schwer, diesen Namen auszusprechen. Henrys Herz pochte heftig bei dem Gedanken daran, ob sein Vater den Wunsch, der die letzten Monate in ihm gereift war, unterstützen würde. Henry machte sich keine großen Hoffnungen, wusste er doch, dass es nicht nur von seinem Vater abhing, seinen Traum wahr werden zu lassen. Vor fünf Monaten war Henry in diese Stadt und in eine kleine Wohnung gezogen, um fernab der Angst leben zu können, bei Laras Anblick vor Schmerz nicht atmen zu können. Henry wusste, vor zwanzig Jahren war er ein Feigling gewesen, er hatte seine Liebe geopfert und gehofft, die Zeit würde die Erinnerung an Diana töten. Doch mit der Auferstehung seines Vaters wurde eine neue Hoffnung geboren, heute war die Welt für ihn eine andere und er war ein anderer Mann. Es wurde Zeit, in die Stadt der Erinnerung zurückzukehren und sein einsames Schicksal zu ändern.
    Henry atmete tief durch, als er an das Gespräch vor drei Tagen mit seinem Vater dachte, in dem er seinen Vater über Jareds Plan und seine Rückkehr informiert hatte. Henry überfiel Schwermut angesichts seines
    Wunsches nach einem Leben mit Diana und der blutigen Realität, die Diana so verabscheute und in der er

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