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Soehne & Liebe der Nacht

Titel: Soehne & Liebe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Cara Wagner
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gewöhnt und versuchte ein normales Leben zu führen.
    Lara fiel es nach wie vor schwer, Ewan anzusehen, ohne Henry vor Augen zu haben. Henry und seine Brüder waren spurlos verschwunden, was Gabriel beunruhigte. Er hasste Henry immer noch abgrundtief. Er glaubte nicht an einen dauerhaften Frieden aller Parteien. Ein Frösteln überfiel Lara wie ein böses Omen.
    *
    In einem anderen Teil der Stadt, in dem die lebten, die das Leben vergessen hatte, zog Lilith einen Dolch durch die Kehle eines Obdachlosen.
    „Du warst nur der blutige Anfang“, drohte sie der Menschheit, die nicht einmal ahnte, dass die Welt von denen regiert wurde, die die Dunkelheit beschützt.

LIEBE DER NACHT

1
    Amanda warf einen müden Blick auf die Uhr an der Wand. „Noch eine Stande bis Mitternacht“, flüsterte sie und fuhr sich nervös durch ihr schulterlanges braunes Haar.
    Seit sechs Jahren saß Amanda nun schon an ihrem Schreibtisch in der Redaktion einer großen Zeitung. Heute war es keine große Story, die sie hier festhielt, sondern eine Entscheidung, die sie für ihren Seelenfrieden getroffen hatte. Bei dem Gedanken an den Schnellzug, der sie in die schmerzerfüllte Vergangenheit bringen würde, kroch Angst in Amanda hoch und ließ ihr Herz wild schlagen. In der Heimat wartete nicht nur Paul, ihr Ziehvater, es drohte auch die Erinnerung an einen Mann, die die Hektik einer Großstadt hatte verblassen lassen. Doch bei aller Angst wusste Amanda, die Vergangenheit würde erst ihren Schrecken verlieren, wenn sie ihr selbstbewusst ins hässliche Antlitz blickte. Ein Geräusch riss Amanda aus ihren Gedanken. Neugierig sah sie zum Fahrstuhl hinüber. Als die Tür sich öffnete, erschien Peter, ihr guter Freund und Chef. Außer Atem lief er auf sie zu.
    „Amanda, sollten Sie nicht längst weg sein?“
    „Und ich dachte, Sie seien längst mit Ihrer Frau in der Oper.“
    „Ich habe die Eintrittskarten auf meinem Schreibtisch liegen lassen, und welche Entschuldigung haben Sie?“
    „Mein Zug fährt erst nach Mitternacht.“
    „Sind Sie sicher, dass Sie mich hier allein lassen wollen?“, bohrte Peter nach und blieb neben Amanda stehen.
    „Ich konnte Paul nicht schon wieder versetzen, und die Ruhe einer Kleinstadt wird mir sicher gut tun.“
    „Ich hoffe, Sie finden die Ruhe, nach der Sie suchen.“ Väterlich legte Peter seine Hand auf Amandas Schulter, bevor er sich abwandte und zu seinem Büro lief.
    Amanda sah ihn wehmütig hinterher. Seit dreißig Jahren war ihr Chef schon verheiratet, und er liebte seine Frau noch immer abgöttisch, wie sie oft auf Preisverleihungen beobachtet hatte. Amanda waren nur blutige Träume geblieben, die Ewigkeit, die sie ersehnt hatte, war der Ernüchterung der Realität gewichen.
    „Ich habe sie!“ Peter hielt die Karten hoch, als er aus seinem Büro trat. „Auf zur kleinen Nachtmusik. Wir sehen uns in vier Wochen, Amanda.“ Eilig schlug er den Weg zum Fahrstuhl ein.
    „Gute Nacht, Chef. Ich werde Sie vermissen!“, rief Amanda ihm noch zu, bevor sich die Fahrstuhltür schloss.
    „Wieso gehe ich nicht in die Oper, das wäre das kleinere Übel“, überlegte Amanda laut. Sie wusste, auf sie wartete mehr als die Ruhe, die die Kleinstadt Berga/Elster versprach. Das laute Klingeln des Telefons übertönte ihre Stimme.
    „Hallo“, meldete sich Amanda leise.
    „Mandy, hier ist Maik, du ahnst nicht, was sich in den Gassen unserer Stadt abspielt, und du erfährst es als erste Reporterin der Stadt.“
    Amanda fuhr sich stöhnend durchs Haar. Sie brauchte Abstand, und zwar dringend. Sechs Jahre Nacht für Nacht auf der Spur der Täter waren genug.
    „Bitte sage mir, dass ein Apfel vom Baum fiel und in die falsche Richtung rollte“, flehte sie.
    „Nein, besser. Wir haben eine blutleere Leiche, und ich bin über sie gestolpert. Mandy, das wird die Story unseres Lebens“, plapperte Maik, Amandas Informant, aufgeregt ins Telefon.
    „Bludeer?“, flüsterte Amanda, und ein Bild aus der Vergangenheit flackerte auf und nahm ihr den Atem.
    „Wenn ich es dir sage, Mandy, nicht einen Tropfen Blut hatte diese Frau im Leib. Ihr Blut ist verschwunden.“ Ein kalter Schauer überfiel Amanda, es schien, als hätte ihre Vergangenheit sie hier und heute eingeholt.
    „Das ist faszinierend, Maik, dennoch muss die Story ein anderer schreiben.“ Amandas Stimme zitterte.
    „Ich kann nicht glauben, dass du dir eine blutleere Leiche entgehen lässt“, drang es fassungslos in Amandas Ohr.
    „Tut mir leid, Maik, ich

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