Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
gezogenen Schwert auf Qwotilia und den noch immer am Boden liegenden Ksilian zu. Der gewaltige, im Gang zur Höhle stehende Vogel, der größer scheint als die übrigen, am Abend des Vortages am Felsvorsprung versammelten Berggreife, versperrt Tralian die Sicht. Doch da Tralian kaum noch etwas von dem morgendlichen, in die Höhle scheinenden Tageslicht erkennen kann, vermutet er, das eine wesentlich größere Gruppe der gefährlichen Raubvögel vor der Höhle versammelt ist, als noch am Vortag.
„Sie sind gekommen, um ihre Höhle zurückzufordern“, sagt Ksilian mit schmerzverzerrter Stimme. Qwotilia beugt sich zu ihm herunter und hilft ihrem Bruder auf.
„Und sie haben Verstärkung mitgebracht“, berichtet Tralian besorgt.
„Was sollen wir jetzt nur machen?“, fragt Qwotilia, während sich ihr Bruder auf ihren Schultern abstützt und sich von ihr zurück in die Höhle schleppen lässt.
„Ich brauche mein Schwert“, keucht Ksilian mit nachlassender Kraft.
„Du brauchst Medizin.“, verbessert ihn seine Schwester.
„Was wir brauchen, ist ein Plan“, berichtigt Tralian nervös die beiden Geschwister.
„Ich hätte nicht gedacht, dass diese Biester so schnell zurückkehren“, verkündet Qwotilia, während sie ihren Bruder unter Anstrengung vor der noch leicht brennenden Feuerstelle beim Hinsetzen hilft.
„Es ist ihre Höhle“, meint Ksilian.
„Was willst du uns damit sagen?“, fragt Tralian erzürnt, „Sollen wir ihnen erklären, dass wir nur einen Ort zum Übernachten brauchten und deswegen zwei Vögel aus ihrer Gruppe töteten und dann aus meiner Höhle vertrieben?“
In der Enge der Höhle wirken die Schreie der Berggreife noch lauter. Die drei Jugendlichen müssen sich die Ohren zuhalten, als der näherkommende Vogel seine bedrohliche Warnung zu den Menschen hinein ruft.
„Nimm‘ die Fackel und stell sie direkt vor dem Zugang zur Höhle auf“, ordnet Ksilian dem aufgeregten Tralian an.
„Glaubst du ernsthaft, dass dieses Riesenvieh mit seiner gesamten Sippe zur Höhle zurückgekehrt ist, um sich von einer Fackel aufhalten zu lassen?“, fragt Tralian mit steigender Aggression.
„Hast du eine bessere Idee?“
„Nimm‘ die Fackel und stell sie auf, wie Ksilian gesagt hat!“, brüllt Qwotilia ihren Freund völlig unerwartet an. Tralian erkennt die tief in ihr brodelnde Angst, zögert nicht länger, schnappt sich die Fackel und geht vorsichtig auf den Übergang zum schmalen Weg zu. Qwotilia setzt sich neben ihren Bruder und versucht einen Blick auf dessen Verletzung zu werfen. Tralian, der sich immer weiter von den beiden Geschwistern entfernt, sieht es zuerst. Ein Licht. Ein immer greller werdendes, blau schimmerndes Licht. Plötzlich steht der riesige Berggreif genau vor ihm. Dieses Männchen ist derart riesig, das er nur in die gelb-grün leuchtenden Augen blicken kann, wenn er nach oben blickt. Die Intensität des Lichtes nimmt zu und wird von einem schrill pfeifenden, immer lauter werdenden Lärm begleitet. Auch Ksilian und Qwotilia blicken besorgt auf den Höhlenausgang. Doch die Helligkeit verhindert, dass sie weder Tralian, noch den Ausgang sehen können. Beide kneifen geblendet ihre Augen zusammen. Tralian glaubt in dem schmerzenden Ton eine Stimme zu hören, kann jedoch keine genauen Worte verstehen. Irritiert beobachtet er, wie sich der Berggreif umdreht und im grellen, blauen Licht verschwindet. Wenige Augenblicke ist es still. Das brennende Licht ist verzogen.
„Was ist passiert?“, ruft Qwotilia ihrem Freund zu.
Tralian zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“
Schritte sind zu hören. Leiser, aber mit zunehmender Deutlichkeit. Sie komme näher.
„Komm‘ besser wieder zurück“, fordert Ksilian den Jungen auf, „Beeil‘ dich“, ruft Qwotilia.
Tralian zögert nicht. Er spurtet zu den beiden anderen an die Feuerstelle.
Gebannt und voller Angst beobachten die Drei, wie sich ein mannförmiger Schatten durch den schmalen Zugang zur Höhle schiebt.
„Oh nein!“, ruft Qwotilia schockiert und sucht hinter dem Rücken ihres verwundeten Bruders Schutz. Tralian und Ksilian glaubten bereits vor dem Berggreifen Angst zu haben. Doch da steht er. Ein Mann. Gekleidet in schwarzem, enganliegenden Leder. Die ebenfalls schwarzen, struppigen Haare hängen ihm in sein blaues, mit blutigen Narben überzogenes Gesicht. Eine Eishexe. Männlich. Ksilians Angst vermischt sich mit Verwunderung.
Noch nie hatte er etwas von männlichen Eishexen gehört.
„Das gehört
Weitere Kostenlose Bücher