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Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Titel: Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Bergemann
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beim Schutz des Klosters und der Einhörner zu unterstützen, Vater?“
    „Ich hatte dir doch bereits erklärt, dass der Schutz dieser Mauern und der Wesen, die in ihnen leben, allein die Aufgabe Gottes und der des Heeres ist“, antwortet Yuthian forsch, „Unser Schicksal ist es, den Weg zu sehen, den Gott für uns vorgesehen hat. Auch wenn das bedeutet, zu sterben, wenn der Allmächtige Zeit und Anlass für richtig hält.“
    Sterben? Der Klang in Yuthians Stimme lässt Lithan für einen Augenblick glauben, der Klostervater wüsste mehr, als er tatsächlich sagt.
    „Glaubt Ihr nicht, das Gott es zu schätzen wüsste, wenn seine Jünger alles ihnen mögliche dafür tun würden, um seine Abgesandten auf dieser Welt vor den Mächten des Feuers zu schützen?“, hinterfragt Lithan die Worte Yuthians.
    „Den Willen Gottes zu interpretieren, überlässt du lieber mir, mein junger Bruder“, antwortet der Klostervater zornig, nachdem die Anmaßungen des jungen Mannes ihn dazu veranlassten, hinter Lithan stehen zu bleiben.
    „Wie wollt Ihr wissen, was Gott von uns verlangt?“, rutscht es Lithan heraus. Sofort wird ihm klar, dass es ein Fehler war, nicht die Worte in seinen Gedanken zu überdenken, bevor er sie ausspricht.
    „Ich warne dich, Lithan“, erwidert Yuthian, während die Wut in ihm aufsteigt und er Lithan mit der rechten Hand von Hinten kräftig am Hals packt, „Sehr viel länger werde ich deine blasphemischen Kommentare in meinem Kloster nicht dulden.“
    „Es tut mir leid, Vater“, flüstert Lithan vor Schmerzen. Nie hätte er gedacht, dass der kleine, füllige und träge wirkende Mann eine derartige, körperliche Kraft aufbringen kann. Yuthians Griff löst sich.
    „Ich habe deiner Mutter versprochen, mich um dein spirituelles Wohl zu kümmern. Glaube aber nicht, dass dich das vor Bestrafung schützt, wenn ich es für nötig halten sollte“, droht der Klostervater. Er versucht sich mit langsamen Schritten, auf und ab, wieder zu beruhigen.
    „Ja, Vater“, nimmt Lithan, sichtlich überrascht und beeindruckt von Yuthians aggressiver Reaktion, zur Kenntnis.
    „Du wirst dich, wenn die Glocken das nächste Mal läuten, in die große Halle begeben und beim Eindecken der Tische für das Abendmahl helfen.“
    „Wie ihr wünscht, Vater“, antwortet Lithan und senkt seinen Blick. Er ist enttäuscht von sich selbst. Davon, durch das Auftreten des Klostervaters doch wieder Respekt vor ihm und seinem Amt zu haben. In diesem Moment ist ihm nicht bewusst, dass er Respekt mit Angst verwechselt. Er ist erleichtert, als Yuthian ohne Worte des Abschieds den Raum verlässt und sich während des gesamten Gespräches nicht ein einziges Mal die Blicke der beiden gekreuzt haben. Wie schon so oft muss Lithan feststellen, dass die Verachtung für Yuthian und seinem Gefolge hier im Kloster immer noch steigerungsfähig ist. Unruhig kaut Lithan an seiner Unterlippe herum, während sich die Tür der Bibliothek hinter dem Klostervater schießt. Erst jetzt wagt er es, sich umzudrehen und Yuthian Blicke des Abscheus hinterher zu werfen. In ihm steigt die Befürchtung auf, seine eigenen Grenzen des Ertragbaren bald erreicht zu haben. Und er weiß, dass von Yuthian und seinen Anhängern keine Hilfe beim Schutz der Einhörner zu erwarten ist. Er kämpft darum nicht zu verzweifeln und den Mut aufzubringen, das zu tun, von dem er glaubt, dass die Einhörner es von ihm erwarten: seinen eigenen Weg zu gehen.
     
    Von den großen, sperrigen Kronleuchtern, die an der Decke der großen Halle hängen, scheint das Licht unzähliger Kerzen herab. Ihre Schatten tanzen an der verblassten Deckenmalerei. Watin und Bithan schieben einen klobigen Wagen, dessen Räder ein widerspenstiges Eigenleben entwickelt haben, durch die Gänge zwischen den langen Tischen. Auf diesem störrischen Gefährt stehen auf hochgetürmten Stapeln die Teller, von denen die Brüder in Kürze ihr Abendmahl zu sich nehmen werden. Mühsam müssen die beiden darauf achten, dass sie nicht die Kontrolle über den schäbigen Wagen verlieren und ihnen die Teller herunter stürzen. Doch die beiden sind geübt. Es ist schließlich nicht der erste Abend, an denen sie mit den Vorbereitungen der abendlichen Speisung beschäftigt sind. So fällt es ihnen inzwischen leichter, sich währenddessen über die Ereignisse der letzten Tage zu unterhalten.
    „Glaubst du, dass Hauptmann Eisenfels und seine Einheit inzwischen bei den Sagettari angekommen sind?“, fragt Watin seinen

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