Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Freund.
„Vermutlich haben sie bereits die ersten kardischen Leichensäcke gefüllt und in die Heimatstädte dieser feigen Verräter zurückgeschickt“, mutmaßt Bithan in wilder Abenteuerlust.
„Ich verstehe nur nicht, warum der Hauptmann nicht mehr Krieger im Kloster zurückgelassen hat.“, fragt sich Watin.
„Wer, wenn nicht Gott, wird seine schützende Hand über das Kloster und die Einhörner halten.“
„Das hast du aber hübsch auswendig gelernt, Bithan“, kommentiert Lithan, der einige Reihen weiter lustlos und wenig begeistert das Besteck neben die bereits platzierten Teller legt.
„Das hat mit auswendig lernen nichts zu tun, Bruder“, erwidert Bithan gereizt, „Ich bin hier, weil ich glaube und nicht, weil meine Mutter ihre Beziehungen spielen lassen musste, um ihren widerspenstigen Sohn in einem Hause Gottes den rechten Weg einschlagen zu lassen.“
„Du hast recht“, gesteht Lithan und ist überrascht von den harschen Worten des Jungen.
„Hat er?“, fragt Watin irritiert.
„Ich bin hier, weil meine Mutter es so wollte und ich nicht den Mut aufbringen konnte, mich ihrer Entscheidung entgegen zu stellen“, berichtet Lithan und verteilt unaufmerksam die Löffel auf den Tischen.
„Wie kannst du hier sein, all das über dich ergehen lassen, wenn du für dich die Entscheidung getroffen hast, die Existenz Gottes zu leugnen?“, möchte Bithan wissen.
Lithans Gedanken kreisen noch immer um seine Begegnung mit den Einhörnern am gestrigen Tag. „Das versuche ich gerade herauszufinden.“
„Und wie?“, fragt Watin.
„Die Einhörner“, antwortet Bithan für den nachdenkenden Lithan, bevor dieser auf die Frage antworten kann, „Sie haben gestern irgendetwas mit dir gemacht.“
„Und du wolltest uns noch davon erzählen“, erinnert sich Watin und lächelt Bithan erwartungsvoll an. Lithan zögert mit seiner Antwort: „Sagen wir einfach, dass ich inzwischen anders über die Einhörner denke als vorher.“
„Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen“, fordert Watin.
„Ich glaube einfach nicht an die Rolle, die laut Vater Yuthian den Einhörnern in diesem göttlichen Spiel zugedacht ist“, meint Lithan nachdenklich.
„Es sind die Abgesandtes Gottes. Das Licht seiner Göttlichkeit auf Erden. Der Verkörperung seiner Weisheit“, protestiert Bithan energisch.
„Versuche doch einmal das alles mit deinem Verstand zu betrachten und dich nicht ständig an den alten Zitaten aus den verstaubten Büchern zu klammern“, fordert Lithan den aufgebrachten Jungen auf.
Bithan widerspricht: „So schreibt es uns unserer Glauben vor.“
Lithan schüttelt unverständlich den Kopf. „Ich kann einen Glauben an eine göttliche Macht durchaus respektieren. Aber das ihr euch durch eure sogenannte Religion das selbständige Denken verbieten lasst, begreife ich einfach nicht.“
„Wer bist du, dass du dir anmaßt, über eine Jahrtausende alte Religion zu urteilen?“, empört sich Bithan.
„Ich glaube einfach nicht, dass Gott, sollte es ihn geben, seine Abgesandten auf Erden tatsächlich schützen kann. Was wäre geschehen, wenn Hauptmann Eisenfels und seine Einheit die Einhörner nicht aus der Gewalt der Karden befreit hätte?“, appelliert Lithan an den Verstand der beiden Jungs.
„Aber sie wurden befreit“, antwortet Watin, „Gott hat sie befreit.“
„Nein, mein guter Watin. Die Soldaten haben die Einhörner befreit“, korrigiert er den Jungen. Traurigkeit steigt in ihm auf, „Und einem der Einhörner haben die Karden den Kopf abgeschlagen. Wo war Gott? Wo war seine schützende Hand? Wo war er, als Bruder Rathin getötet wurde?“
Ergriffen beobachten Watin und Bithan, wie Lithan die Tränen herunter laufen. Nie hätten sie daran gedacht, dass der Einfluss der Einhörner auf Lithan derart tief auf ihn wirkt. Seine Frage machte beide für einen Moment sprachlos.
„Was können wir schon tun, um die Einhörner zu schützen?“, fragt Watin ergriffen, während Bithan ihn, enttäuscht von der Wirkung, die Lithans Worte auf seinen Freund haben, misstrauisch beobachtet.
„Wir könnten sicherstellen, dass niemand in der Nähe der Klostermauern herumschnüffelt, der nicht dort hingehört“, schlägt Lithan vor.
„Du hat den Klostervater doch gehört“, erwidert Bithan, „Wir dürfen das Kloster nicht verlassen und sollen die Bewachung unserer Gemäuer den Soldaten überlassen.“
„Und Gott“, fügt Lithan an, als er erstaunt bemerkt, dass der so gottesgläubige Bithan
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