Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
persönlich, Hauptmann, aber das ist eine interne Angelegenheit, die ich ungern vor zwei Fremdländern ausdiskutieren möchte“, sagt Sayos mit falscher, unter Anstrengung hervorgebrachter Freundlichkeit.
„Das hab ich schon mal gehört, Hoheit“, erwidert Botin hörbar enttäuscht, „Ich hoffe nur, dass Ihr es schafft, Eure Truppen unter dem Banner der Königin zu vereinen, bevor ihr darauf angewiesen seid, euch gegenseitig in der Schlacht zu helfen.“
„Ich danke Euch für diesen weisen Vorschlag“, spottet Sayos zynisch, „Darüber werde ich ernsthaft nachdenken.“
„Es ist, denke ich, besser, wenn man Euch jetzt Eure Unterkunft zeigt“, unterbricht Dyrsa die beginnende Diskussion zwischen Botin und dem sagettarischen Prinzen und winkt einige Arbeiter heran, „Unser Hafenpersonal wird dafür sorgen, das Eure Soldaten und Eure Fracht versorgt und verstaut werden.“
„Wie geht es dann weiter?“, möchte Dalin wissen.
„Am Abend wird sich Hauptmann Eisenfels mit Botschafterin Sandbruch treffen und morgen folgt ein erstes Treffen der Ratsmitglieder.“
Dyrsa wird von Sayos unterbrochen, dem der Wortwechsel mit den beiden hurthischen Soldaten sichtlich unangenehm ist: „Wieso bringst du unsere Gäste nicht in ihre Unterkunft. Ich kehre in den Palast zurück.“
„Wie du meinst“, erwidert Dyrsa, enttäuscht davon, das Sayos wieder nicht über den Schatten seiner mürrischen Natur springen konnte.
„Es war auch mir eine Ehre“, sagt der Prinz hastig in Botins Richtung, „Und nochmals Willkommen.“
Er dreht sich um, ohne eine Reaktion seiner Gäste abzuwarten, und verlässt das Geschehen.
„Ihr hattet sicherlich eine amüsante Kindheit“, kommentiert Dalin.
„Ich weiß um die Schwierigkeit, die Launen von Prinz Sayos zu ertragen und mit ihnen umzugehen, doch entschuldigen werde ich sie vor Euch nicht, Soldat“, verteidigt Dyrsa seinen Freund.
„Das solltet Ihr auch nicht“, bekräftigt ihn Botin, „Er ist Euer Freund, Familie und der Bruder der Königin. Ich bin mir sicher, das nur wenige ihn so gut kennen wir ihr.“
„Hauptmann, ihr seid ein aufmerksamer Beobachter“, stellt Dyrsa lächelnd fest, „Hoffentlich bietet sich Euch die Möglichkeit, mit diesem Scharfsinn die Arbeit des Rates zu unterstützen.“
„Ich bin gespannt, Hoheit“, erwidert Botin und zieht verheißungsvoll die Augenbrauen hoch. Fasziniert von dem hektischen Treiben, den unzähligen Menschen und dem wahrlich majestätischen, riesigen Palast, der sich vor ihnen erhebt, folgen Botin und Dalin dem offenen und gastfreundlichen Dyrsa durch eine breite Gasse zwischen den roten Mauern des Palastes und einer großen Lagerhalle. Erst jetzt, wo die beiden das Gelände des königlichen Hafens langsam verlassen, fällt Botin auf, dass er bisher kaum Zivilisten gesehen hat. Hat er den Hafen der Königin bereits für belebt und chaotisch gehalten, muss er nun, da er auf die überfüllten, lauten Straßen der sagettarischen Hauptstadt blickt, in ganz neuen Dimensionen denken. Er kann kaum die Worte seiner eigenen Gedanken verstehen, spürt verführerische und abstoßende Gerüche jeder Art in seiner Nase, sieht Menschen von Jung und Alt, wie sie mit den Kriegern und Kriegerinnen der unterschiedlichsten Länder durch die Straßen ziehen, und bemerkt die Sünde. Nur wenige Meter hat man auf der breiten, menschenvollen Straße hinter sich gelassen, und Botin bräuchte schon jetzt eine dritte Hand, um die jungen Frauen und Männer zu zählen, die auf offener Straße und in den kleinen Zugängen freizügig ihre körperlichen Dienste anbieten. In Botins Faszination mischt sich Befremdnis. Während er Dyrsa überwältigt und gelähmt von den Eindrücken folgt, ist Dalin begeistert und erleichtert darüber, das Bilanis Ixis offenbar das verspricht, was er sich von der Hauptstadt der Sagettari erhofft hat: Freiheit, Leidenschaft, Abenteuer und Lust.
Kapitel Sechzehn
Bilanis Ixis, im königlichen Palast.
In ihrem Nacken spürt sie die warme, frische Luft, die durch die großen, offenen Fenster in ihr Schlafgemach weht. Ihr enges, dunkelgraues und leicht silber glänzendes Kleid zwickt in ihre Hüften, als Königin Lynarat vor ihrem Bett kniet. Unter die dünnen, im Wind wehenden Vorhänge ihres Bettes hat sie ihre Hände geschoben. Lustvoll verschließt sie die Augen, als sie Fanyiks Stöhnen hört. Ihre Hände gleiten vorsichtig von der Innenseite seiner Schenkel nach oben und ihre Fingerspitzen berühren die
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