Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
er dieses Gefühl in den ersten Tagen auf dem Schlachtfeld befremdlich und beschämend, weiß er nun, dass diese für ihn, und die meisten seiner Kameraden, dazugehört – und vielleicht sogar überlebenswichtig ist. Ebenso, wie die Ernüchterung nach der Schlacht.
Ob diese nun siegreich war oder verloren ging. Wenn die zerhackten, blutüberströmten und leblosen Körper der Kameraden, und manchmal auch der Freunde, die Erde bedecken. Noch mehr überkam ihn die Schuld, als sich das Leben in seiner Einheit nur wenige Tage später normalisierte. Die Toten schienen vergessen, ihr Schicksal nicht weiter wichtig. Es war einfach praktischer, sich angesichts der nächsten, bevorstehenden Schlacht nicht emotional zu belasten. Der Moment, in dem an einem ausgelassenen Abend, wenige Tage nach einer siegreichen, aber auch verlustreichen Schlacht, viel Wein floss und sich die Männer und Frauen mit Kartenspielen die Zeit vertrieben, die Gesichter der Toten vor Dalins geistigem Auge zurückkehrten, hat er bis heute nicht vergessen. Er fühlte sich schuldig, weil er die Trauer, die Wut und den Zorn über den Verlust so vieler guter Krieger und Freunde, tatsächlich für einen Moment vergaß. Er legte sein nicht ausgespieltes Blatt nieder, schob seinen gut gefüllten Weinbecher von sich weg und verließ wortlos das Geschehen. Ohne ein Wort zu sagen oder seine Reaktion zu erklären verschwand er. Trotzdem wusste jeder, was ihn antrieb. Sie schienen ähnlich zu fühlen. Die Schuld kehrte auch in die Köpfe seiner Kameraden zurück. Es ist dieser Abend, an den er sich erinnert, wenn er über die am Boden liegenden Körper der sagettarischen Soldaten steigt. Mit einem hastigen Kopfschütteln versucht er diesen Moment aus seinen Gedanken zu vertreiben. Ohne Erfolg.
„Dalin“, ruft jemand nach ihm. Es ist Seylat, die Schöne . Einen Spitznamen, den sie nicht gerne hört, den Dalin aber nur schwer aus seinem Wortschatz streichen kann.
„Seylat. Wir geht es dir?“, fragt er sie, noch immer etwas unaufmerksam durch die Ablenkung seiner Gedanken.
„Mir geht es gut. Ich war an Deck, als dieses Chaos hier ausgebrochen ist“, erwidert sie sichtlich erleichtert darüber, das Dalin nichts passiert zu sein scheint.
„Gut.“
„Vielleicht solltest du an Deck gehen. Noch etwas frische Seeluft schnappen, bevor wir in Bilanis Ixis anlegen.“
„Ich dachte, Bilanis Ixis liegt an der Küste. Gibt es dort nicht Seeluft in Massen?“, fragt Dalin schmunzelnd.
„Es ist eine große Stadt voller Industrie und Handel. Du wirst dich nicht weit vom Hafen entfernen müssen, um den Duft der See zu vermissen“, erklärt sie ihm, erleichtert darüber, dass Dalin mit seinen Gedanken wieder zurückkehrt. Zumindest verrät ihr das sein sich langsam entspannender Gesichtsausdruck.
„Dann wirst du wohl recht haben“, bestätigt Dalin und legt sanft seine Hand auf Seylats Schulter.
„Dalin Wolfsklamm!“, ruft eine weitere weibliche Stimme durch den überfüllten Korridor. Es ist Teethia, die hastig auf ihn zustürmt.
„Was gibt es, Soldatin?“, möchte er von ihr wissen, während er seinen Blick nur zögerlich von Seylat lösen kann.
„Der Hauptmann hat mich geben, nach Euch zu schauen und Euch zum Rest der Einheit an Deck zu bringen“, berichtet sie entschlossen, mit einem leicht abfälligen Blick auf die sagettarische Soldatin.
„Genau dort wollte ich gerade hin“, erwidert Dalin, dessen Gedanken durch die beiden Frauen wieder deutlich aufgeklart sind. „Ihr begleitet mich besser, Teethia.“
„Ich bleibe unter Deck. Hier gibt es für mich noch genügend zu tun“, erklärt sich Seylat, klopft Dalin noch einmal freundschaftlich auf den Rücken und verschwindet in der Menge.
„Schlampe.“, spottet Teethia mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Das hoffe ich doch“, meint Dalin mit einem breiten Grinsen.
Während sich Teethia über ihren eigenen, unkontrollierten Ausbruch ärgert, freut sich Dalin über die Reaktion seiner Kameradin. Teethias eifersüchtige Bemerkung verschafft ihm ein schmeichelndes Gefühl. Er ist immer davon angetan, wenn Frauen seinetwegen aufgebracht und unbesonnen reagieren. Gemeinsam suchen sie in den zahllosen, nicht enden wollenden Gängen nach dem Weg zum Deck.
Ungeduldig stehen Botin und Dalin Seite an Seite vor dem schmalen Schott. Jeden Augenblick kann sich der Ausstieg zur frischen Seeluft des Westens öffnen. Hinter den beiden stehen einige ihrer Soldaten, die wie ihr Hauptmann und dessen Freund
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