Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
zügig zu einer stämmigen Frau, die mit ihren hochgesteckten Haaren und ihrer goldenen Sehhilfe in einem viel zu engen, dunkelblauen Kleid hinter einem kleinen Schreibtisch neben der Haupttreppe sitzt.
„Der Fremdländer möchte zu Botschafterin Sandbruch“, verkündet der Soldat mit gezügelter Aufregung. Sofort erhebt sich die beleibte Dame aus ihrem Stuhl, schiebt den irritierten Soldaten zur Seite und läuft mit ausgestreckter Hand und einem breiten Lächeln auf den Hauptmann zu. „Ich bin untröstlich, Hauptmann Eisenfels“, ruft sie ihm inbrünstig entgegen, „Ohne Frage hat Euch dieser Rüpel, den man uns heute als Wache vor die Tür gestellt hat, nicht mit dem Respekt empfangen, den Ihr verdient.“
Botin greift ihre mit großen, goldenen und silbernen Ringen behangenen Hände.
„Das kann man sagen“, bestätigt er ihre Vermutung, „Darf ich fragen, wer Ihr seid?“
„Mein Name ist Britilia Larjs“, stellt sie sich freundlich und laut lachend vor, „Ich bin sozusagen das Mädchen für alles hier in der Botschaft. Obwohl Mädchen schon das eine oder andere Jahrzehnt hinfällig ist.“
„Ihr seid aus Eiserlingen?“, vermutet Botin. Der Name hat die Dame verraten.
„Südberg-Eiserlingen“, antwortet sie stolz, „Aber ich war seit über zwanzig Jahren nicht mehr in der Heimat.“
„Was hat Euch hergeführt?“, möchte Botin wissen. Nur schwer kann er sich vorstellen, dass es jemand, der nicht in Bilanis Ixis geboren ist, freiwillig so lange hier aushält.
„Die Dienste meines Mannes“, erklärt Britilia und erinnert sich traurig, „Er war damals Botschafter hier in Bilanis Ixis. Nach seinem Tod vor wenigen Jahren bot mir der Bruder der Königin an hierzubleiben, und im Haus für Ordnung zu sorgen.“
„Wie habt ihr das nur ausgehalten?“, fragt Botin erstaunt. Britilia Larjs bemerkt bei Botin die gleiche Abscheu gegenüber der sagettarischen Hauptstadt die sie, als sie damals zum ersten Mal die Straßen von Bilanis Ixis entlang lief, empfand.
„Man gewöhnt sich daran“, antwortet Britilia, „Doch bevor ich Euch Tipps und Vorschläge zum Leben in dieser wundervollen Stadt mit auf den Weg gebe, bringe ich Euch erst einmal zu Botschafterin Sandbruch.“
„Ihr habt recht“, bestätigt Botin lächelnd, „Aber es ist gut zu wissen, dass jemand aus einem Land, das noch ruhiger und weitläufiger ist als das meine, sich hier wohl zu fühlen scheint.“
„Bringt Ihr erst einmal Eure Pflichten hinter Euch, und wenn es Euch dann immer noch nach Ratschlägen verlangt und es Eure Zeit erlaubt, wisst ihr ja, wo Ihr mich findet“, schlägt sie dem Hauptmann mit einem freundschaftlichen Schlag auf den Rücken vor. Botin nickt und lächelt zaghaft. Er folgt ihr, wie sie mit langsamen, mühsamen Schritten die steile und nach oben hin enger werdende Treppe hinauf geht. Sie zieht ihr Kleid am Fußende etwas hinauf, um nicht darüber zu stolpern. Als die beiden das Ende der Stufen erreicht haben, hechelt Britilia atemlos. Sie läuft weiter. Botin mag nicht schätzen, wie oft die rüstige Dame Tag für Tag diese Stufen auf und ab laufen muss. Nach wenigen Metern klopft sie an eine hölzerne Tür. Sich nähernde Schritte sind zu hören, bis sich die Tür mit einem lauten Knarren öffnet.
Eine großgewachsene Frau mit langen, dunkelblonden Haaren, das von Spangen in unterschiedlichsten Formen und Farben verziert ist, öffnet mit einem freundlichen Lächeln die Tür. „Ihr bringt mir den Hauptmann aus der Heimat, möchte ich hoffen“, sagt sie zu Britilia, während ihre Blicke bereits auf Botin gerichtet sind.
„In der Tat, Botschafterin“, bestätigt Britilia und fährt amüsiert fort, „Er hat sich tapfer durch die Straßen gekämpft, um Euch zu sprechen.“
„Dann soll seine Tapferkeit nicht vergebens gewesen sein“, erwidert die Botschafterin, „Hauptmann Eisenfels – bitte tretet ein.“
Botin verbeugt sich voller Respekt und läuft zügig an Britilia vorbei, die ihm noch einmal freundlich zuzwinkert, bevor Botschafterin Sandbruch die Tür hinter dem Hauptmann wieder schließt. Botin ist überrascht. So schlicht und unscheinbar das Gebäude und seine Gänge wirken, umso prachtvoller wirken die Zimmer. Eine Tatsache, die ihm bereits bei seiner eigenen Unterbringung aufgefallen ist.
„Erzählt mir von Eurer Reise, Hauptmann“, fordert die Botschafterin Botin auf.
Dieser mag ungern zurückblicken, jetzt, wo er und seine Leute in Bilanis Ixis angekommen sind. „Wir wären
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