Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Watin und lächelt Lithan mit Tränen in den Augen an.
„Es tut mir so schrecklich leid.“
„Wir hätten uns nicht von deinen Zweifeln und deiner Ungläubigkeit anstecken lassen dürfen“, meint Watin, während Lithan wehmütig seinen Kopf senkt, „Aber ich habe selbst entschieden, dir zu folgen. Und Bithan auch. Niemand hat uns gezwungen. Doch Bithan sieht das leider etwas anders.“
„Und er hat recht“, behauptet Lithan und zieht dadurch die zornigen Blicken Watins auf sich.
„Er ist feige, wenn er die Schuld für seine Taten bei jemanden anders sucht“, stellt Watin mit vor Wut und Traurigkeit zitternder Stimme klar, „Er hätte zurückbleiben sollen, wenn er sich vor den Konsequenzen fürchtet.“
Lithan schaut Watin erstaunt an.
„Was ist?“, möchte Watin von Lithan wissen, als er dessen Blicke bemerkt.
„Und ich habe dich bis vor ein paar Tagen noch für einen rückratlosen, am Rockzipfel hängenden Jungen gehalten.“
„Dann sollte ich dem Klostervater dankbar sein“, spottet Watin, „Endlich hat sich mein wahres Selbst aus der idealistischen Oberfläche hervorgekämpft.“
„Wenn du darüber sprechen möchtest, bin ich jederzeit für dich da“, bietet sich Lithan selbstlos an.
„Später. Irgendwann. Vielleicht“, erwidert Watin, „Mit etwas Abstand lassen sich diese scheußlichen Tage hoffentlich besser in Worte fassen.“
„Hast du mit Bithan seit dem gesprochen?“
„Nein“, Watin versucht das Thema zu wechseln, „Hast du während deiner Studien etwas Neues herausgefunden?“
„Nicht wirklich“, verkündet Lithan betrübt, „In dem einzigen Buch, das mir wahrscheinlich hätte helfen können, haben die entscheidenden Seiten gefehlt.“
In der durch den nächtlichen Regen durchnässten Wiese sind Schritte zu hören. Lithan dreht sich um und sieht einen der Klosterbrüder auf ihn zukommen.
„Bruder Lithan. Der Klostervater hat Informationen für dich und bittet um ein kurzes Gespräch“, teilt der junge Bruder in seiner viel zu großen Kutte mit.
„In Ordnung“, meint Lithan nach einem genervten Seufzen und blickt zu Watin, „Warte doch einfach ein paar Minuten, bis ich wieder da bin. Vielleicht reden die Einhörner ja mit dir.“
„Gute Idee“, meint Watin. Lithan folgt dem Bruder über den feuchten Boden zum Klostereingang.
„Aber verlaufe dich nicht“, hört er Watin sagen. Ein merkwürdiges Gefühl überkommt Lithan. Bithan sagte diesen Satz in seinem Traum zu ihm. Hat er das gerade wirklich gesagt? Er dreht sich zu Watin um und sieht, wie sich dieser mit einem listigen Lächeln und etwas Blut auf seinem Hemd den Einhörnern zuwendet.
Ist ihm gerade Blut aus einer Wunde in seiner Brust gelaufen? Ist das wieder eine Vision? Was soll das alles?
Mit einem tiefen Gefühl der Unsicherheit folgt Lithan dem jungen Mönch durch die kleine Zugangstür in die Gänge des Klosters. Er grübelt jedoch viel mehr über den Sinn in Watins Worten und den Zusammenhang mit der düsteren Vision der Einhörner als darüber, was Yuthian jetzt schon wieder von ihm möchte. Mit dem Leben im Kloster hat Lithan schon beinahe abgeschlossen. Bald wird er sich auf seine Reise begeben und die Einhörner, wie sie es von ihm wünschen, in den hohen Norden führen. Nichts, das Yuthian ihm zu sagen hat, kann daran etwas ändern. Aber verlaufe dich nicht. Hat Watin das tatsächlich gesagt oder sich Lithan diese Verbindung an seine düstere Version eingebildet? So sehr er sich auch Mühe gibt, wird Lithan die Gedanken an diesen kurzen Augenblick nicht los. Erst das Klopfen des Klosterbruders an die Tür von Yuthians Büro holt Lithan wieder zurück.
„Tretet ein“, vernimmt Lithan durch die schwere Holztür. Der junge Mönch öffnet die Tür und weist Lithan herein. Zögerlich, in Erinnerung an den letzten, unangenehmen Besuch an diesem Ort, tritt Lithan ein.
„Lithan, schön, dass du kommen konntest“, begrüßt ihn der Ordensvater überraschend freundlich.
„Hatte ich die Wahl?“, fragt Lithan aufmüpfig.
„Natürlich“, antwortet Yuthian dem erstaunten, jungen Mann, „Wir haben immer eine Wahl.“
„Hmm“, erwidert Lithan mit irritiertem Blick.
„Machen deine Studien über Gottes Abgesandte Fortschritte?“, erkundigt sich Yuthian mit geheucheltem Interesse.
Doch Lithan mag nicht die Kraft aufbringen, dem Klostervater seine Meinung über diese Art des Lernens unter die Nase zu reiben und es zu einem Streit kommen zu lassen. „Es geht so.“
„Du hast noch
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