Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
einem zufriedenen Lächeln überreicht sie Keylin diesen mächtigen Wälzer.
„Darin habt Ihr dieses Symbol gesehen?“, möchte Keylin sicherstellen, als sie anfängt, in dem Buch zu blättern.
„Ja, mein Kind. Es mag nicht gestern oder auch nicht letzten Monat gewesen sein, aber dieses Werk war es auf jeden Fall.“
„Seltsam“, haucht Keylin enttäuscht in die staubigen Seiten.
„Was meint Ihr?“, fragt Britilia.
„Hier fehlen einige Seiten“, berichtet Keylin, „Einfach heraus-gerissen.“
„Was?“, Britilia ist schockiert.
„Der Titel des Kapitels, das herausgerissen wurde, ist durchgestrichen. Aber man kann noch etwas davon lesen“, meint Keylin mit einem konzentrierten Blick auf die ersten Seiten des Buches.
„Was steht da?“, fragt Fanyik gebannt, hockt sich neben Keylin und versucht ebenfalls die Worte zu entziffern.
„Die Ordnung der… Die Ordnung der Elemente… So etwas in der Richtung“, rätselt Keylin.
„Der Orden der Elementarier“, wird sie von Britilia berichtigt, die immer blasser wird, als sie sich in ihren Stuhl zurück sinken lässt.
„Was hat das zu bedeuten?“, möchte Fanyik wissen.
„Nichts Gutes, junger Mann“, antwortet Britilia und schaut beide besorgt an, „Ich weiß nicht viel über den Orden, doch wenn nur ein Teil von dem stimmt, was ich über ihn gehört habe, wird Botschafter Hynderson nicht das einzige Mordopfer bleiben.“
„Wie kommt Ihr darauf?“, möchte Keylin besorgt wissen.
„Sprecht mit niemandem darüber, mein Kind“, fordert Britilia Larjs sie eindringlich auf, „Seit wachsam und traut niemanden, nun, wo der Name dieses Geheimbundes ausgesprochen wurde.“
„Wie soll ich die Ermittlungen in diesem Mordfall fortführen, wenn ich dieser Spur nicht nachgehen soll?“
„Ich kann Euch nur raten wachsam zu sein“, erwidert Britilia.
Keylin weiß nicht, was sie von den Worten der alten Botschaftsleiterin halten soll. Selbst, wenn es diesen Orden der Elementarier tatsächlich geben sollte: Wieso sollte von ihm eine Gefahr ausgehen? Keylin beschließt, die eindringlichen Worte Britilias nicht zu vergessen und sie als erinnernde Mahnung im Gedächtnis zu behalten. Doch wenn Jannox wirklich nur der erste Tote in einer bevorstehenden Reihe von Morden sein könnte, die die Sicherheit des Rates, der neuen Allianz und der Rettung Vylithiens gefährden, bleibt ihr nichts anderes übrig, als alles über diesen Orden in Erfahrung zu bringen und zu hoffen, dass Fanyik ihr auch im Angesicht der Gefahr weiterhin zur Seite steht.
Kapitel 22
Das alt- rashanische Kloster in den hurthischen Wäldern.
Lange hat er gezögert, den Einhörnern nach der ersten Reise durch seine Vergangenheit unter die Augen zu treten. Nicht Zweifel, sondern die Traditionen seiner Familie, die er bei all den Erfahrungen der letzten Tage immer wieder vor Augen hatte, ließen Lithan Nachtwald zögern. Dabei ist seine Entscheidung längst gefallen. Nun scheint die Sonne an diesem milden Vormittag auf den mit saftigen Wiesen und leuchtend grünen Bäumen bewachsenen Innenhof, auf denen die Einhörner noch immer ihr Dasein fristen. Seit über einer Stunde läuft Lithan im Kreis um die mysteriösen Wesen herum. Doch nichts passiert. Er scheut sich davor, ihre Nähe zu suchen, sich unter sie zu mischen. Sein verstörender Alptraum hält ihn zurück. Spüren sie die Ungewissheit in ihm? Der Gedanke daran, sich eingestehenden zu müssen, noch immer unter den Einfluss der Erwartungen seiner Familie zu stehen, schürt seine Zweifel, statt sie zu zerstreuen.
„Rufen sie dich nicht zu sich?“, hört er die Stimme von Watin Immerlein hinter sich fragen.
„Was machst du denn hier?“, fragt Lithan überrascht, „Bist du nicht für den alltäglichen, rituellen Wahnsinn eingeplant?“
Watin schüttelt den Kopf, während Lithan auf ihn zu stürmt und ihm erleichtert die Hand schüttelt.
„Der Klostervater hat Bithan und mich nach unserer Strafe für einige Tage freigestellt, um wieder zu Kräften zu kommen.
„Wie ungewöhnlich großzügig“, stellt Lithan zynisch fest, „Wo ist Bithan überhaupt?“
„In seinem Zimmer, glaub ich.“
„Seltsam“, meint Lithan, „Und ich dachte, dass euch nichts zu trennen vermag.“
„Das sind offenbar die Nebenwirkungen der Enge und der Finsternis“, mutmaßt Watin traurig.
„Geht es dir gut?“, fragt Lithan und scheut sich nach Einzelheiten zu fragen, um Watin nicht aufzuwühlen.
„Ich glaube schon“, antwortet
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