Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
finden konnte? Vielleicht ist er nach all den Nächten, in denen er mit seinen Leuten in Zelten geschlafen hat, einfach nicht mehr an ein Bett gewöhnt.
„Genau“, sagt er zu sich selbst, als er die Idee hat, sich mit der dünnen Bettdecke einfach auf den Fußboden zu legen. Unbequemer als der Waldboden wird es schon nicht sein.
Er steht auf, greift sich die Decke und sucht auf dem Fußboden nach einer geeigneten Stelle, um dort schlafend den Rest der Nacht zu verbringen. Erleichtert zieht er die Decke bis zu seinem Hals über seinen Körper, legt seinen Kopf auf den rechten, angewinkelten Arm ab und hofft auf Schlaf. Dann läuten die Klosterglocken. Laut. Sogar so laut, dass Botin keine Möglichkeit hat, das ohrenbetäubende Schlagen der Glocken mit der dünnen Decke, die er genervt über seinen Kopf zieht, zu überhören. Als er ungläubig zum Fenster laufen möchte, um zu schauen, ob überhaupt schon die Sonne ihre ersten Strahlen über den Himmel wirft, stolpert er auch noch über seine Rüstung, die er am Abend zuvor vor seinem Bett abgelegt hat. Dann klopft es auch schon an der Tür.
„Ist es gestattet einzutreten, Hauptmann?“, fragt eine fremde, freundliche Stimme.
„Es ist Euer Kloster“, ruft Botin und fügt flüsternd, nicht für fremde Ohren bestimmt, hinzu: „Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an.“
Vorsichtig öffnet sich die Tür und einer der Klosterbrüder schaut schüchtern in das dunkle Zimmer, das durch das von draußen hinein fallende Licht etwas heller wird. „Habt Ihr gut geschlafen?“
„Ganz wunderbar“, antwortet Botin übertrieben freundlich, während er mit einem gequälten Lächeln versucht, die Schmerzen in seinen Zehen zu vergessen, „Und nicht nur gut, sondern auch lang“, fügt er hinzu, während er sich mit suchenden Blicken in dem Zimmer zu orientieren versucht.
„Das freut mich“, antwortet der Bruder gutgläubig, „Der Ordensvater lädt Euch um sechs Uhr zum Frühstück in seine privaten Räumlichkeiten ein.“
„Wie spät haben wir es jetzt?“, möchte Botin wissen.
Der Bruder schaut kurz vergewissernd aus dem Fenster. „Kurz nach halb fünf.“
Botins Blick verrät, dass er keine Idee hat, woran der Bruder die Zeit erkennen konnte. Die Runzeln auf seiner Stirn, als er erstaunt die Augen aufreißt, lassen erkennen, wie überrascht er von der tatsächlichen Tageszeit ist.
„Ihr bringt mich dann zu ihm?“, fragt Botin.
„Jawohl, Hauptmann. Ich werde Euch zu gegebener Zeit abholen.“, antwortet der Bruder. Er tastet sich mit seiner Hand die Zimmerwand entlang und schaltet die Gaslampe ein. Es ist ein etwas skurriles Schauspiel, dem Botin mit skeptischem, aber amüsiertem Blick folgt. Der kleine, schmächtige Mönch steht immer noch hinter der Tür und sucht, ohne das Zimmer zu betreten, nach der Lampe. Nachdem das Gas entzündet ist und der Raum sich mit Licht füllt, verabschiedet sich der Bruder mit einem kurzen, schüchternen Nicken und verschließt die Zimmertür wieder hinter sich.
Einige Minuten später steht Dalin in einem der engen Korridore, die zum Waschraum führen. Seine Aufgabe ist es, die Brüder am Durchgehen zu hindern und nur dafür zu sorgen, dass ausschließlich Soldaten den Bereich um den Waschraum herum betreten.
„Guten Morgen, Hauptmann“, begrüßt er den an ihm vorbei laufenden Botin.
„Guten Morgen. Was machst du hier?“, möchte dieser von seinem Freund wissen und schaut ihn etwas irritiert an.
„Einer der Klosterbrüder hat mich gebeten, die anderen Brüder davon abzuhalten, einen zu genauen Blick auf unsere weiblichen Kameraden zu werfen“, antwortet Dalin, der während des Gespräches mit Botin immer wieder versucht, die neugierigen Brüder zum Weitergehen zu bewegen.
Botin schaut kurz lächelnd in den überfüllten Zugang zum Waschraum, in dem Männer und Frauen zusammen und teilweise auch unbekleidet darauf warten, sich waschen zu können.
„Verstehe“, sagt Botin schmunzelnd und möchte weitergehen.
„Gleich bekomm ich noch eine Decke. Die Brüder wollen auf Nummer sicher gehen“, ruft ihm Dalin hinterher, während Botin lachend den Kopf schüttelt und weitergeht.
Er hatte das Glück, sich in einem der separaten Waschräume frischmachen zu können. Gern würde sich Botin noch die Zeit nehmen, Dalin dabei zu beobachten, wie dieser, der auch nicht unbedingt der größte Mann in seiner Einheit ist, mit ausgestreckten Armen und hochgehaltener Decke versucht, die lüsternen Blicke der
Weitere Kostenlose Bücher