Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
gewählt.“
„Sie sind hier völlig sicher“, bestätigt Yuthian, der Botin etwas nervös anschaut.
„Ich habe mit Bruder Lithan gesprochen“, erwähnt Botin, der kurz darauf von Yuthian böse angeschaut wird.
„Während des Essens wird hier geschwiegen.“, stellt Yuthian klar. Botin ist von des rüden Belehrung des Klostervaters überrascht.
Er sammelt sich einen Moment und beginnt nach wenigen Augenblicken damit, die sehr lecker duftende Brotscheibe zu belegen. Ist er anfänglich durch die Strenge Yuthians etwas gescheut, langt er kurze Zeit später kräftig zu, als er bemerkt, dass auch der Klostervater ungeniert bei den Leckereien zugreift. Uthian hat sich inzwischen auch etwas zu Essen genommen und ist in einer kleinen Kammer verschwunden, die hinten links von der Essküche abgeht. Etwas erstaunt schaut Botin dem Bruder nach, nachdem dieser sich mit einer überraschenden Selbstverständlichkeit etwas Essen vom Tisch genommen hat.
Doch da Yuthian darauf nicht weiter reagierte, scheint das wohl so üblich und eine Geste der stillschweigenden Dankbarkeit, das sich die Küchenkraft nach der morgendlichen Frühstückszubereitung auch etwas von dem Essen nehmen darf. Er hat nicht gezählt, wie viele Scheiben von dem köstlichen Brot er gegessen hat, doch Botin verspürt nach einer guten halben Stunde des schweigenden Schlemmens ein Gefühl der Völle und der Trägheit. Offenbar hat er doch zu herzhaft zugelangt. Trotzdem sehen die hellbraunen Hühnereier, die neben einer zur Hälfte herunter gebrannten Kerze auf dem Tisch stehen, noch sehr verführerisch aus. Doch Botin kann sich beherrschen, als er feststellt, dass er seine recht eng anliegende Rüstung besser nach dem Frühstück hätte anziehen sollen.
„Es hat Euch geschmeckt, Hauptmann?“, fragt Yuthian und beendet damit die Zeit des Schweigens.
„Ich danke Euch, Vater. So ausreichend und lecker habe ich schon einige Wochen nicht mehr gegessen“, antwortet Botin, dem deutlich anzumerken ist, dass er etwas übertrieben hat und das Wort satt für die Beschreibung seines Zustandes schon längst nicht mehr ausreichend ist.
Yuthian greift erneut zu der gräulich-braunen Tonkanne und schenkt Botin und sich selbst noch etwas Tee nach.
„Ihr habt also mit Bruder Lithan gesprochen“, knüpft Yuthian gespannt an Botins zuletzt angesprochenem Thema an.
„Ich bin ihm heute früh im großen Innenhof begegnet.“
„Und was gibt über den jungen Lithan zu berichten?“, möchte der Klostervater wissen.
„Er scheint ein zweifelnder, junger Mann zu sein, der seinen Glauben verloren hat“, vermutet der Hauptmann.
Yuthian schüttelt kurz den Kopf und geht auf Botins Vermutung ein. „Er hat seinen Glauben nicht verloren, sondern noch nicht entdeckt, befürchte ich“, meint Yuthian, „Wieso interessiert Euch dieser junge Mann?“
Botin schaut nachdenklich zu dem kleinen, hinter Yuthian gelegenen Fenster hinaus. „Er erinnert mich an meinen Sohn.“
Der Klostervater erkennt an der Stimme und der Körperhaltung des Hauptmannes, dass dies nicht der Zeitpunkt für ihn ist, Botin nach dem Schicksal seines Sohnes zu fragen. Lithan würde ihn nicht an seinen Sohn erinnern, wenn diesem nicht etwas Schreckliches passiert wäre.
„Seine Mutter hat ihn zu uns gesandt“, berichtet Yuthian, „Sie hofft, das Lithan zu Gott und zu sich selbst findet.“
Botin erinnert sich an sein Gespräch mit Lithan und zweifelt daran, dass die Suche nach dem Glaube an Gott der Weg ist, den Lithan gern beschreiten würde. Doch er wagt es nicht, mit dem Klostervater jetzt, wo die Zeit naht, nach Bilanis Ixis aufzubrechen, mit einer grundsätzlichen Diskussion über die Glaubensfreiheit zu beginnen.
„Vielleicht können ihm die Einhörner helfen. Er hat diese heute früh beobachtet und scheint ein gewisses Interesse an ihnen zu haben“, schlägt Botin vor.
Für Yuthian ein schlüssiger Gedanke. „Damit könntet Ihr Recht haben, Hauptmann. Wenn er sich mehr mit den Einhörnern beschäftigt und deren Göttlichkeit, ihre Macht spürt, wird ihn das offener für die Wahrheit machen“, antwortet Yuthian begeistert.
Durch die Verwendung des Wortes Wahrheit durch den Klostervater wird Botin klar, dass er selbst für sich erkennt, dass der Glauben an Gott für ihn nichts mit Wahrheit zu tun hat. Glauben im religiösen Sinne ist für Botin eine Entscheidung, die man trifft, um mit dem Wahnsinn der Realität besser umgehen zu können. Eine Flucht. Und er kann sich des Gedankens
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