Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Gespräch in einer Sackgasse gelandet war. Elythias fühlte sich von dem jungen Dienstmädchen angezogen und auch Nathia konnte durchaus Sympathien für den Prinzen in sich entdecken. Doch wohin sollte das führen? Beide wussten, das es keinen Sinn machen würde, auch nur darüber nachzudenken, diese Sympathien weiter zu erforschen oder sie gar anzusprechen. Stillschweigend führten beide die Reinigung von Elythias‘ Rüstung zu Ende.
„Die Beulen und Kratzer bekomme ich mit meinen Tüchern leider nicht weg“, sagte Nathia.
Elythias begutachtete kurz seine gesäuberte Rüstung und schaute Nathia dankbar und freundlich an. „Es wird ausreichen. Ich danke Euch.“
Sie antwortete wortlos mit einem kurzen Nicken, gefolgt von einer angedeuteten Verbeugung. Bevor Elythias den Raum verließ, schauten sich beide noch einen kurzen Moment an. Nathia blieb zurück und war von der Begegnung mit Elythias von ihrer Arbeit abgelenkt. Elythias machte sich auf den Weg zu dem Treffen mit seinem Vater und dem Vertreter der Südberg-Eiserlinger. Dieses konnte ihn zwar kurzzeitig von seiner Begegnung mit Nathia ablenken, doch sie kehrte später immer wieder in seine Gedanken zurück. War sie ihm vorher nie aufgefallen, so lief sie ihm nun regelmäßig über den Weg. Beide hätten sich damals nie vorstellen können, dass beide, sechs Jahre später, in den Wirren des vierten Feuerkrieges, ihre Liebe vor den Blicken der Öffentlichkeit und der königlichen Familie verstecken.
In den Lüften nahe des Vier-Länder-Ecks.
Etwa fünfzehn Stunden sind vergangen, seitdem der Segeltransporter die Stadt Aqilon auf den Weg nach Bilanis Ixis verlassen hat. Das riesige Ungetüm überfliegt gerade die letzten Ausläufer des östlichen Eiserlinger-Waldes. Die Spitzen der Baumkronen kitzeln die Unterseite. Bald wird es das Vier-Länder-Eck erreichen, an dem die Grenzen von Hurth, Südberg-Eiserlingen, Valesia und dem Kardenland zusammenlaufen. Es ist erst in den letzten Stunden wieder etwas windiger geworden. Dünne, weiße Wolken ziehen nun schneller über den strahlend blauen Himmel. Die Stimmung an Bord des Transporters ist ausgelassen. Waren in Aqilon und auch in den Stunden nach dem Start die meisten Fahrgäste zögerlich und zurückhaltend auf ihren Plätzen sitzen bleiben, herrscht nun ein geselliges Durcheinander. Die Leute tauschen ihre Sitze, kommen ins Gespräch, es wird gelacht, getrunken und gegessen. Prinz Elythias hat Keylin Andyrs nach dem Start in Aqilon nicht mehr gesehen. Er hielt sich beinahe den gesamten Flug in seinen privaten, vom Rest des Passagierbereiches abgetrennten Räumlichkeiten auf.
Nur Jassin Bruchstein, den unfreundlichen, schmierigen Diener des Prinzen an Bord, sieht sie regelmäßig mit runtergezogenen Mundwinkeln und einem schlecht gelaunten Gesichtsausdruck durch die Gänge laufen. Auch Keylin schafft es nicht länger, den Rest der Reise ausschließlich auf ihrem engen Fensterplatz zu verbringen. Während sie durch die engen Gänge zwischen den Sitzplätzen läuft und bemerkt, wie ihr inzwischen der Rücken und der Nacken nach dem stundenlangen Sitzen schmerzen, fallen ihr die Gespräche der Mitreisenden auf. Nur selten geht es dabei um die Natur dieser Reise, um den Grund, weshalb sich die Leute an Bord in die sagettarische Hauptstadt begeben. Während Keylin, geprägt durch die schreckliche Flucht aus Vathexa und der quälend langen Reise über die Grenze nach Valesia an nichts anderes denken kann, reden die anderen Männer und Frauen an Bord über die Qualität des Essens, streiten oberflächlich über politische und private Differenzen, tauschen Vorlieben über Kleidung oder bevorzugte Reiseziele aus oder lästern über Personen, die am anderen Ende des Ganges sitzen und mit denen man vor wenigen Stunden noch über eine andere Person hergezogen hat. Als sie auf den Weg zurück zu ihrem Sitzplatz ist, fällt ihr ein kleiner, älterer Mann auf, der gebannt aus dem Fenster schaut und krampfhaft eine braune, lederne Aktentasche an seine Brust presst. Er beugt sich immer wieder suchend zum Fenster. Ihr fällt auf, wenn sie über die vergangen Stunden nachdenkt, das dieser Passagier seinen Sitzplatz nie länger als ein paar Minuten verlassen hat und seine Tasche dabei nie aus der Hand gab. Überrascht schaut er Keylin an, als sich diese neben ihn setzt.
„Hier ist noch frei?“, fragt sie und verbarg ihre Menschenscheu. Ihr neuer Sitznachbar zuckt wenig begeistert mit den Schultern und richtet seine
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