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Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Titel: Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Bergemann
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Blicke wieder zum Fenster.
    „Sucht Ihr etwas Bestimmtes?“, möchte Keylin wissen.
    „Wieso? Nein! Wie kommt Ihr darauf? Wer seid Ihr überhaupt?“, seine Stimme überschlägt sich vor Aufregung. Keylin ist überrascht, dass dieser nervöse Kerl offenbar genau so unsicher im Umgang mit Menschen zu sein scheint wie sie. Sie hofft, dass er ihr gezwungenes, gut gemeintes Lächeln nicht bemerkt. „Mein Name ist Keylin Andyrs und Ihr seht so aus, als ob Ihr etwas suchen würdet.“
    „Selbst wenn dem so wäre, was geht es Euch an?“, fragt er mürrisch.
    „Ich bin seit einigen Tagen auf diesem Kahn und kenne hier niemanden. Das Gleiche nahm ich von Euch an. Ich dachte, wir könnten uns Gesellschaft leisten“, antwortet Keylin, die in diesem Augenblick ihre Grenzen im Umgang mit ihren Mitmenschen erkennt.
    Sie möchte aufstehen und gehen, als dieser sich entschuldigt: „Es tut mir leid, bitte bleibt sitzen.“
    Sie tut ihm und sich selbst den Gefallen und nimmt wieder Platz. Nachdem ihr Gespräch so kläglich begonnen hat, sind beide nun etwas zurückhaltender und begegnen sich mit schüchternem Schweigen.
    Keylin bemerkt, wie der ältere Herr versucht, sich wieder dem Fenster zuzuwenden. „Verratet Ihr mir Euren Namen?“
    Während er seinen Kopf sich weiter in Richtung Fenster dreht, reicht er ihr seine Hand. „Rythias Leblicht.“
    „Angenehm“, erwidert Keylin, während sie seine Hand packt.
    „Also, Rythias“, beginnt Keylin erneut, „Nach was sucht Ihr denn nun?“
    Rythias findet Gefallen an dem offenbar ehrlichem Interesse seiner neuen Sitznachbarin. „Wir müssten jeden Moment über den Vier-Länder-Kanal hinwegfliegen.“
    Er bemerkt an Keylins Gesichtsausdruck, dass diese offenbar noch nie etwas von diesem Kanal gehört hat.
    „Sagt bloß, Ihr habt noch nie von dem Vier-Länder-Kanal gehört?“, frag er empört.
    „Zu meiner Schande, nein.“
    „Der Kanal verbindet die beiden Flüsse Rithdal und Sethis. Er ist 145 Meter lang, dreißig Meter breit und einer der wichtigsten Binnenrouten der Seefahrt“, klärt Rythias die ahnungslose Keylin Stolz auf.
    „Ich habe schon davon gehört, dass die Valesii hervorragende Kanalbauer sind“, erinnert sich Keylin, „Was macht gerade diesen Kanal für Euch so besonders?“
    Sein Blick ist voller Stolz. „Es ist meine Konstruktion. Er wurde nach meinen Plänen gebaut. Die Tiefenführung ist variabel und kann sich den Schiffen anpassen, die den Kanal durchfahren. Außerdem kann er an beiden Zuführungen geschlossen werden.“
    „Beeindruckend“, antwortet Keylin, ohne tatsächlich abschätzen zu können, welche Bedeutung Rythias‘ Bauwerk für die Binnenseefahrt tatsächlich hat.
    Der Ausbruch des Krieges hat vor vier Jahren verhindert, dass alle anderen Kanäle, die die zahlreichen Flüsse in und um Valesia miteinander verbinden, nach dem Prototyp des Vier-Länder-Kanals aus- und umgebaut wurden. Wirtschaftlich wären solche Kanäle, deren Wasserzufuhr wesentlich besser kontrolliert werden können, genau so interessant wie für die Kriegsführung. Mit solchen Kanälen könnte man kontrollieren, welche Schiffe hindurchfahren und welche nicht. Doch als der Krieg ausbrach, wurden für Rythias‘ ehrgeizige Pläne keine Mittel mehr bereitgestellt.
    „Und einzigartig“, fügt er voller Enttäuschung hinzu.
    „Was führt Euch nach Bilanis Ixis?“, möchte Keylin wissen.
    Traurig lächelt er sie mit einem quälenden Lächeln an. „Das Gleiche wie Euch, befürchte ich. Der Krieg.“
    „Ihr seid Mitglied des Widerstandsrates?“, fragt Keylin erstaunt.
    Sie kann sich den kleinen Mann, der bis auf das Gespräch über die Kanäle so unscheinbar und schüchtern wirkte, einfach nicht als Freiheitskämpfer vorstellen.
    „Nicht direkt“, antwortet Rythias.
    Sie blickt auf seine Ledertasche, die er noch fester an sich drückte, während er Keylins Frage beantwortete.
    „Ich verstehe“, flüstert sie, „Ihr dürft nicht darüber sprechen.“
    „Ich befürchte nicht“, flüstert er zurück. Während das große Eiserlinger-Gebirge dem Segeltransporter immer näher kommt und dessen südliche Spitze schon gut zu erkennen ist, beugt sich Rythias noch einmal zum Fenster und schaut hinunter.
    „Da ist er“, stellt er erleichtert fest. Keylin beugt sich ebenfalls ans Fenster, auch wenn der Platz kaum für eine Person reicht. Beeindruckt schaut sie zu Rythias. „Wenn ihr nur halb so gut seit wie Eure Arbeit, die dort vor uns liegt, seid ihr für den Rat

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