Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
des Königs lag lediglich der Waschbereich des Personals. Diese Räumlichkeiten hat er in all den Jahren noch nie betreten. Es würde ohne Frage für eine gewisse Unruhe sorgen, wenn sich der Thronfolger in den Unterkünften des Personals säubern würde. Doch darauf konnte Elythias mit der davon streichenden Zeit keine Rücksicht nehmen. Durch einen kleinen, unscheinbaren Seitenaufgang lief Elythias wenige Treppen aufwärts. Unsicher und orientierungslos schlich er durch die Gänge. Doch das kann er nicht seinem Sturz zuschreiben, sondern ausschließlich der Tatsache, dass er in seinem ganzen Leben, das er hier im Palast verbrachte, sich noch nie die Unterkünfte des Personals angesehen hat. Er behauptet immer von sich, freundlich, ehrlich und respektvoll mit seinen Angestellten umzugehen. Doch die Zeit, mehr über die Männer und Frauen in seinen Diensten zu erfahren, hatte er sich nie genommen. Nach einigen Minuten, in denen er ziellos in den kleinen Gängen herumgelaufen war, entdeckte er schließlich einen Waschraum. Die kleine, feuchte Kammer wurde lediglich mit zwei schmalen Fenstern belüftet. Die Luft war feucht, warm und biss dem Prinzen in der Nase. Während er langsam anfing, sich mit einigen nassen Tüchern den Schmutz von der Rüstung zu wischen und sich dabei vorsichtig umsah, hörte er Schritte. Vor ihm stand ein junges Dienstmädchen mit einem Korb gefüllt mit weißen, frischen Tüchern.
Überrascht sah sie Prinz Elythias an. „Was ist denn mit Euch passiert?“
„Ich bin Prinz Elythias Glasherz.“, antwortete er und war überrascht von seiner Hochnäsigkeit, mit der er die Frage der jungen Frau überging.
„Ich weiß, wer Ihr seid“, sagte sie, ohne sich von Elythias verunsichern zu lassen. Sie entleerte den Korb und legte die sauberen Tücher auf die Ablage über den an den Seiten stehenden Wassereimern.
„Naja, ich bin vom Pferd gefallen“, antwortete Elythias.
Das Dienstmädchen musste lachen. „Ihr seht eher aus, als hättet ihr außerhalb der Palastmauern irgendwo in einer Seitenstraße mit einem Borstentier gekämpft.“
Die offene, heitere und auch respektlose Art machte Elythias sprachlos. Eine solche unverblümte Art ist er vom Personal nicht gewöhnt und würde er sonst auch nicht dulden. Doch die junge, hübsche Frau machte einen sehr sympathischen Eindruck auf ihn, weshalb er gern darüber hinwegsah.
„Seid Ihr schon lange am Palast tätig?“, fragte er.
„Sagen wir einfach mal, der Beruf wurde mir in die Wiege gelegt.“, antwortete sie kratzig.
„Ihr seid hier geboren?“, vergewisserte sich Elythias. Die Sklaverei war verboten, doch viele Männer und Frauen wurden in die Dienerschaft hineingeboren und konnten sich auch nach Abschaffung der Gesetzte nichts anderes mehr vorstellen.
„Geboren, aufgewachsen und sterben werden ich hier sicherlich auch“, sagte sie, während sie Elythias dabei beobachtete, wie dieser mit den Restschmerzen in seinen Knochen versuchte, an alle dreckigen Ecken und Winkel seiner Rüstung zu gelangen.
„Kann ich Euch helfen, bevor ihr Euch noch etwas brecht?“, fragte sie und lächelte.
Doch Elythias war derart überrascht, er konnte nur mit einer Gegenfrage reagieren. „Wenn es Euch keine Umstände macht?“
„Es macht Umstände. Aber ich bekomme sicherlich größeren Ärger, wenn sich der Thronfolger die Knochen bricht und ich nur dabei zusehe“, erwiderte sie, packte Elythias mit einer Hand an seiner Schulter, um sich halt zu verschaffen, und schrubbte die Rückseite seiner Rüstung, während er sich nach vorne beugte und seine Beinverkleidung vom Dreck befreite.
„Wie ist Euer Name?“, frage Elythias.
„Fragt Ihr aus Höflichkeit?“
„Nein. Ich möchte einfach wissen, wie Ihr heißt“, beteuerte der Prinz.
Sie lächelte, verborgen vor den Blicken des Prinzen. „Hauer. Mein Name ist Nathia Hauer.“
Als sie bemerkte, dass der Prinz nicht reagierte, wurde sie etwas forscher: „Kürzer als die Namen der Damen, die Ihr sonst darum bittet, sich Euch vorzustellen?“
Elythias wusste, worauf Nathia anspielte. Je höher eine Frau in den gesellschaftlichen Kreisen der Valesii gestellt ist, desto länger ist Ihr Name. Und der älteste Sohn des Königs wird, so vermutete Nathia, nur selten junge Frauen ansprechen, die einen so kurzen Namen wie den ihren tragen.
Er versuchte, ihre Frage diplomatisch zu beantworten. „Nicht unbedingt.“
Doch weder er glaubte, was er sagte, noch glaubte es Nathia. Beide fühlten, dass ihr
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