Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
erwidert Botin, nimmt die Zügel in beide Hände und gibt seinem Pferd mit einem leichten Tritt das Signal zur Eile. Dalin folgt seinem Hauptmann einen Augenblick später.
Nach wenigen Minuten, in denen die Sonne noch tiefer hinter dem Horizont gesunken ist, treffen die beiden auf den Trupp der Sagettari.
„Hauptmann Eisenfels vom Landheer des Königreiches Hurth“, stellt sich Botin stolz vor.
„Ich bin General Niyor“, antwortet der grauhaarige, mit kräftigen Muskeln bepackte Anführer der sagettarischen Soldaten, „Wir haben Euch vor drei Tagen erwartet. Haben Euch Eure Gebete aufgehalten?“
Botin bemerkt das provozierende Grinsen des Generals, doch er ignoriert es.
„Die Karden haben uns aufgehalten“, kürzt Botin die Ereignisse der letzten Tage ab. Er weiß, dass ein General der Sagettari kein Verständnis dafür hätte, die Reise nach Bilanis Ixis abzubrechen, um Einhörner zu retten.
„Ich bin mir sicher, ihr habt diese kardischen Verräter in einem glorreichen und blutigen Kampf besiegt.“
„Würden wir sonst hier vor Euch stehen?“, fragt Botin selbstsicher.
„Ha!“, ruft der General laut lachend, „So kann ich einen gottesfürchtigen Menschen respektieren: mit dem Willen zum Sieg in seinen Knochen.“
Während Dalin die Äußerungen des Generals herablassend vorkommen und er die Krieger der Sagettari entsprechend zornig anschaut, kann Botin diplomatisch mit dieser Situation umgehen und belächelt das versteckte Kompliment Niyors höflich.
„Ihr habt den heutigen Abend und den morgigen Tag, bevor am übernächsten Morgen das Boot anlegt, das Euch in die Königinnen-Stadt bringt“, verkündet Niyor, „Macht das Beste daraus und bringt Euren schwächlichen Haufen wieder auf die Beine.“
Botin schaut Dalin nickend an und blickt dann auf das Horn, das sein Freund an seinem Sattel befestigt hat. Dalin versteht den wortlosen Befehl seines Hauptmannes, löst das Horn von seiner Befestigung und bläst laut die Ebene hinunter, um dem Heer der Hurth den Weitermarsch zu befehlen.
Nachdem sich Botins kurz rastende Einheit wieder in Bewegung gesetzt hat, folgen der Hauptmann und Dalin der Gruppe um General Niyor die schmale Passage hinunter zum Ufer des Nhaukin. Überwältigt schaut Dalin über den Fluss hinweg auf das riesige Lager, das beinahe den gesamten Bereich zwischen dem Fluss und Horizont einnimmt. Die Lagerfeuer beleuchten das gesamte Areal, es herrscht ein reges Treiben aus Essen, Trinken, Singen und Kämpfen.
„Was glaubst du, Botin?“, fragt Dalin, „Wie viele Soldaten sind hier wohl stationiert?“
„Letzten Berichten zufolge etwas mehr als zwanzigtausend“, klärt ihn Botin auf.
„Wenn das stimmt, wäre das in etwa die Hälfte unserer gesamten Streitkräfte“, stellt Dalin ungläubig fest.
„Wir sind stolz darauf, dass sich unsere Jugend dem Schutze ihrer Heimat verschrieben hat, und sich nicht hinter grauen Klostermauern versteckt“, ruft ihnen Niyor, der dem Gespräch der beiden offenbar gelauscht hat, entgegen.
„Unsere Völker haben unterschiedliche Auffassungen, wie man der Heimat am besten dient, General“, erwidert Botin.
„Das erklärt, warum Eure Städte im Osten brennen“, provoziert Niyor die beiden hurthischen Soldaten.
Niemals würde Botin es vor dem General der Sagettari zugeben, doch er weiß, das Niyor recht hat. Die Hurth sind, ebenso wir die Nordberg- und Südberg-Eiserlinger, gute und listenreiche Taktiker, doch sie können mit der geringeren Anzahl ihrer Soldaten dem Feind nicht auf Dauer die Stirn bieten. Das größte Heer, das die Menschen derzeit aufbringen können, ist vor den Mauern Naqor Ildis stationiert. Doch die Valesii können nicht mehr den Mut und die Risikobereitschaft aufbringen, dem Feind und seinen Armeen in einem koordinierten Gegenschlag zu schwächen. Zu sehr wurden ihren Städten in den ersten Schlachten zu Beginn des vierten Feuerkrieges zugesetzt. Ihre beherzte Tapferkeit ist mit ihren südlichen und östlichen Städten in den Flammen des Krieges verbrannt. Sie nutzen ihre theoretische Übermacht nur noch im Schutze der Zufluchtsstätten im Norden und Westen.
Mit dem Gefühl, dem Ziel im äußersten Westen ein deutliches Stück näher zu sein, führt Hauptmann Eisenfels seine erschöpfte Einheit über eine breite, massive Brücke, die über den Nhaukin führt. Er weiß um die angespannte Situation zwischen den Sagettari und den Hurth. Allerdings spürt er, dass beide Völker an einem Strang ziehen und seine
Weitere Kostenlose Bücher