Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
bemerkt hatte. Doch der Blick auf ihren unverhüllten Rücken war zu kurz, um sicher zu sein.
„Guten Morgen“, antwortet Dalin, nachdem ihn die Übelkeit kurz aufstoßen lässt, „Was ist passiert?“
„Du hast mich aus dem Bett getreten“, antwortet die Schöne, während sie nach ihren anderen Habseligkeiten sucht. Schockiert richtig sich Dalin auf. Doch das war jedoch zu viel für seinen in Mitleidenschaft gezogenen Kreislauf. Er beugt sich über den Rand des Bettes, stellt kurz erleichtert fest, dass jemand in der Nacht bereits einen Holzeimer an sein Bett gestellt hat, und übergibt sich mit einem lauten Schrei.
„Das ist mir auch noch nicht passiert“, meint die junge Frau schmunzelnd.
Erschöpft und völlig unbeeindruckt von der Gesellschaft einer wunderschönen Frau wischt sich Dalin den Mund ab. „Du hast hier die Nacht verbracht? In meinem Bett?“
„Ich hab bestimmt nicht auf dem Boden geschlafen“, reagiert die schöne Frau forsch. Doch Dalin ist nicht in der Verfassung, länger nach den richtigen Worten zu ringen. Kraftlos lässt er sich in sein Kissen fallen.
„Wenn dir wieder eingefallen ist, was gestern Abend noch geschehen ist, kannst du mich gerne wieder aufsuchen“, schlägt sie ihm vor und will das Zelt verlassen. Während Dalin nur ein entkräftetes „Das werde ich“ über seine Lippen bekommt und dem vermeidlichen Objekt seiner Begierde nicht einmal hinterher gucken kann, betritt Botin sein Zelt. Die junge, sagettarische Kriegerin schleicht sich mit einem kurzen Nicken an dem hurthischen Hauptmann vorbei und verlässt Dalins Unterkunft.
Mit dem Geruch vom Erbrochenem in der Nase, der aus dem neben Dalins Bett Holzeimer zieht, fragt Botin mit verzogenem Gesicht: „Du hattest wohl eine interessante Nacht.“
Überrascht davon, die Stimme des Hauptmannes, seines Freundes, zu hören, richtet sich Dalin etwas auf und schaut Botin mit kaum geöffneten Augen an. „Wenn ich das wüsste.“
Botin war bewusst, dass er mit Dalin an diesem Tag wenig anfangen kann, wenn es dieser am Vorabend mit Speisen und Getränken zu sehr übertreibt. Die beiden dienen schon so lange gemeinsam in einer Einheit. Botin kennt die Empfindlichkeit vom Magen und Kreislauf seines Freundes und weiß, dass diese nicht das verkraften, was bei Dalins Leidenschaft für gutes Essen und noch besseres Trinken nötig wäre.
Dennoch kann er seine Enttäuschung nicht verbergen. „Ich hätte dich heute an meiner Seite gebraucht, wenn ich mit General Niyor die Koordination unserer Truppen mit den Sagettari durchgehe.“
„Was gibt es da zu koordinieren?“, möchte Dalin wissen, „Morgen reisen wir doch schon wieder von hier ab.“
„Ich halte es für ratsam, unsere Leute jetzt schon an die Kampftaktiken der Sagettari zu gewöhnen. Ich bezweifele, dass wir in Bilanis Ixis sehr viel Zeit dafür haben werden“, erklärt Botin.
Dalin sinkt erneut in sein Kissen zurück und schließt die Augen. „Gib‘ mir ein paar Stunden. Heute Nachmittag bin ich wieder zu gebrauchen.“
„Das hoffe ich doch“, seufzt Botin, „Ich möchte mit diesem General nicht länger als nötig alleine sein.“
„Komisch“, entgegnet Dalin, während er sich langsam wieder ins Land der Träume begibt, „Gestern hab ich noch geglaubt, ihr werdet die besten Freunde.“
Etwas besorgt um seinen kränkelnden Freund geht Botin auf Dalins Bett zu und greift sich den stinkenden Holzeimer.
„Da bin ich schon versorgt“, sagt der Hauptmann zu Dalin, der so erschöpft ist, das er auf Botins Freundschaftsbekundung nicht mehr reagieren kann. Mit dem Eimer in seiner Hand verlässt Botin das Zelt seines Freundes wieder. Ihm ist egal, ob ihn jemand dabei sieht, wie er die Schweinerei eines ihm unterstellten Soldaten aus dessen Zelt entsorgt. Auch wenn er sich wünscht, das Dalin zu bestimmten Gelegenheiten zuverlässiger wäre, ist er noch immer sein bester Freund. Und wer, wenn nicht Botin, sollte sich um Dalin kümmern, wenn dieser Hilfe braucht.
Botin macht sich auf den Weg zu seinem Treffen mit General Niyor. Er läuft zügig durch die riesige Stadt aus grauen, runden Zelten. Durch die Nähe zu dem großen Fluss ist die Erde des Lagers ist sehr feucht und matschig. Die meisten Wege sind daher mit Holzplatten bedeckt, um den Kriegerinnen und Kriegern das Laufen zu erleichtern. Im Lager herrscht, trotz des bis in die frühen Morgenstunden dauernden Festes, ein reger Betrieb. Der Wind lässt die Fahnen und Banner des sagettarischen
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