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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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Chef und nicht anderswo kennengelernt hat.»
    Winter schwieg und wartete. Als nichts mehr kam, erklärte er: «In der Bank ist es gar nicht gern gesehen, wenn aus Arbeitsbeziehungen mehr wird. Wir können und wollen es nicht verbieten, aber es löst sicher Stirnrunzeln aus. Ich habe gerade als Sicherheitschef immer darauf hingewirkt, dass das nicht erwünscht ist.»
    «Das verstehe ich. Und ich glaube, Anne war sich dem auch sehr bewusst. Sie wollte immer alles richtig machen.»
    «Manchmal geht das nicht.»
    «Ich weiss.»
    Sie schwiegen wieder. Der Hund legte sich auf den warmen Steinplatten hin, faltete seine schmerzenden Beine unter seinen Körper und gähnte. Winter sah im weit aufgerissenen Kiefer die gelben, abgenutzten Zähne. Dann spürte er auf seinem rechten Unterarm Andreas Hand.
    «Ich glaube, ihr wäret ein gutes Paar gewesen.»
    «Es hat nicht sollen sein.»
    «Tom, mein Beileid», tröstete sie ihn.
    «Danke.» Es war eine verkehrte Welt.
    «Jetzt, wo Anne nicht mehr da ist, solltest du auch wissen, dass sie noch einen anderen Verehrer hatte.» Winter verkrampfte sich unmerklich, und Andrea zog ihre Hand zurück. Sie sagte: «Wir haben in den letzten Wochen ein paarmal darüber diskutiert, ob sie es dir sagen soll oder nicht. Wir waren uns nicht sicher, wie du reagieren würdest. Als wir das letzte Mal ausritten, dem Bach nach Oberentfelden entlang und durch den Wald zurück, haben wir uns fast gestritten.»
    «Ich verstehe nicht?»
    «Obwohl ich dich nur von Annes Beschreibungen her kannte, war ich der Meinung, dass du damit sicher kein Problem hättest. Sie hat viel von dir gehalten, und da habe ich gedacht, dass du es schon verstehen würdest. Anne war der Meinung, dass sie mit dir nicht über diese Dinge sprechen wollte. Oder konnte. Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt, wo alles in der Schwebe war. Es sei zu privat. Sie wollte die Beziehung zu dir nicht belasten, da sie nicht wusste, wie weit ihr beide kommen würdet.»
    «Wann war das genau?»
    «Ich weiss nicht. Doch, halt. Am 22. Juli. Am Morgen habe ich gearbeitet, und wir haben im Heim den fünfzehnten Geburtstag von Ralph gefeiert. Er ist im Rollstuhl, und ich hielt ihm den Kuchen mit den Kerzen hin, damit er sie ausblasen konnte. Ja, es war der Zweiundzwanzigste.» Sie schüttelte nachdenklich den Kopf und schlang die Arme um den Körper. «Es scheint eine Ewigkeit her zu sein. Anne hat mir gesagt, dass du sie zum Essen nach Hause eingeladen hast. Du bist am Renovieren, nicht wahr?»
    «Ja, ich bin aber noch nicht so weit wie ihr.» Winter nickte in die Richtung des Bauernhauses. Nicht einmal die Terrasse war fertig. Aber das spielte jetzt keine Rolle und er fragte: «Was hat Anne denn erzählt? War da noch etwas anderes?»
    Der zweite Satz und vor allem das «noch» waren Winter spontan herausgerutscht. Er hatte mit den ungeschriebenen internen Regeln der Bank gerungen. Sie war seine Mitarbeiterin gewesen. Er war deshalb zurückhaltend gewesen. Vielleicht zu zögerlich. Deshalb war eine andere Beziehung eigentlich keine Überraschung: Anne war attraktiv. Allein der Liebesbrief sprach Bände.
    Andrea schüttelte lächelnd den Kopf: «Nein, es war nicht so, wie du meinst. Es ist nichts geschehen. Du warst der Einzige.»
    Winter schaute Andrea erleichtert an. Bis sie sagte: «Aber von Tobler, dieser alte Sack, war hinter Anne her.»
    «J» wie Josef von Tobler.
    «Verflucht.» Der Hund hob erschrocken seinen Kopf.

4.   August 19:10
    Winter rannte. Auf der Autobahnfahrt nach Hause hatte er sich über Autofahrer geärgert, die sich an die Limiten hielten. Jetzt ärgerte er sich über von Tobler. Aber tief drinnen wusste er, dass er sich vor allem über sich selbst ärgerte. Warum war er Anne gegenüber nicht offener gewesen? Warum hatte er auf sein Pflichtgefühl und nicht auf sein Herz gehört? Warum war er ihr gegenüber nicht ehrlicher gewesen?
    Er hoffte, beim Rennen Dampf abzulassen.
    Das Wasser des Flusses floss ihm wie immer ruhig und unbeeindruckt entgegen. Ewiger Kreislauf. Er hatte einen hohen Rhythmus angeschlagen, atmete rasch durch den Mund, um seine Lungen zu füllen, und fühlte die Spannung in den Oberschenkeln.
    Die schrägen abendlichen Sonnenstrahlen warfen lange Schatten durch den lockeren Wald. Das unter seinen Füssen am Boden rasch vorbeiziehende Schattenmuster gab ihm die Illusion, schnell unterwegs zu sein. Das Blau des Flusses, die kühle Temperatur und die Endorphine beruhigten.
    Winter begann sich zu

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