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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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überfalle. Aber ich war auf der Autobahn von Zürich nach Bern, und da habe ich gedacht, ich komme schnell vorbei. Ein telepathischer Gedankenblitz, sozusagen.»
    «Schon gut. Ich habe mich gefragt, wann jemand von der Polizei oder der Bank vorbeikommt.»
    «Ist bis jetzt noch niemand vorbeigekommen?»
    «Nein.» Einsilbig, enttäuscht.
    «Tut mir leid.» Winter wusste nicht, für wen er sich entschuldigte. Aufgrund seiner Vergangenheit fühlte er sich nicht nur für die Bank, sondern auch für die Polizei verantwortlich. Zumindest ein wenig.
    «Hat man schon etwas herausgefunden?»
    Er hätte Andrea gern alles erklärt, was er wusste. Aber er wollte keine falschen Hoffnungen wecken und sagte deshalb: «Ich bin sicher, dass die Behörden daran arbeiten, den Absturz vollständig aufzuklären. Aber eine gründliche Analyse braucht Zeit. Die Bank ist nur am Rande involviert. Wir warten auch.» Winter wollte die Initiative wieder zurück und fügte an: «Ich bin nicht nur als Chef gekommen. Ich habe Anne sehr gemocht.»
    «Ich weiss. Anne mochte dich auch.»
    Winter wurde es warm ums Herz, und für einen Moment glaubte er Tränen unterdrücken zu müssen. Er schaute weg und blinzelte in die regenbogenfarbenen Wasserfontänen. Er fragte sich, was genau Andrea alles wusste, getraute sich aber nicht, direkt zu fragen. Vielleicht würde er später den Mut dazu finden.
    Dann hörte er, wie Andrea begann von ihrer Schwester zu erzählen. Sie erzählte es weniger Winter als vielmehr dem Wasserbogen. Sie sprach davon, wie sehr sie Anne vermisste. Sie hatten immer am Mittwochabend und am Wochenende miteinander telefoniert.
    Anne und Andrea hatten beide die gleiche Leidenschaft für Sport und Natur. Manchmal ritten sie zusammen die Pferde eines benachbarten Bauern aus. Jetzt hätte sie keine Lust mehr, zu reiten. Aber die Pferde vermisse sie schon. Ihr Mann arbeite bei einer Versicherung und sei eher auf der unsportlichen Seite. Dafür schätze er einen guten Wein.
    Andrea lächelte entschuldigend, und Winter nickte nur. Er wusste, dass es besser war, Menschen, die einmal begonnen hatten eine Geschichte zu erzählen, nicht mit Worten oder gar Fragen zu unterbrechen.
    Anne sei auch oft auf der Holzbank hier gesessen. Anne habe sie auch ein paarmal ins Heim begleitet. Sie habe gesagt, dass die Kunden bei der Polizei dann doch einfacher seien als die Behinderten. Andrea war mit diesem Urteil nicht einverstanden. Sie könnte nie bei der Polizei arbeiten. Zu gefährlich.
    Sie fand es ungerecht, dass es ausgerechnet Anne getroffen hatte. Anne hatte die Polizei verlassen, um Jura zu studieren und dann bei der vermeintlich sicheren Bank zu arbeiten.
    Es fiel Andrea schwer, beim Erzählen der Episoden die Vergangenheitsform zu benutzen.
    In ihren Erinnerungen war Anne immer noch am Leben. Im Geist stimmte das.
    Der Hund der Nachbarn kam langsam herbeigetrottet. Er war in Hundejahren mindestens so alt wie das Rentnerehepaar nebenan, und die Augen mit den tief hängenden Tränensäcken schauten Winter treuherzig an. Konnten Hunde weinen? Der schwarz-weisse Sennenhund hatte Arthritis und bewegte sich steif. Er setzte sich umständlich zwischen Andrea und Winter und wollte gestreichelt werden.
    Andrea beugte sich vor und kraulte den Hund mit beiden Händen unter dem Hals.
    Winter sagte: «Ich weiss nicht, aber ich hatte immer das Gefühl, dass Anne gern für die Bank gearbeitet hat.»
    Eigentlich war es eine persönliche Frage, aber Winter hatte sie in eine Feststellung verpackt. Er hoffte, den Redefluss von vorhin wieder in Gang zu bringen.
    Andrea liess vom Hund ab, und dieser wandte sich für weitere Streicheleinheiten Winter zu. Er legte seinen Kopf auf Winters Knie, das offenbar nicht nach Katze roch. Vielleicht war der Hund auch zu alt, um die Duftspuren von Tiger zu riechen. Oder es war ihm egal. Auf jeden Fall kraulte Winter pflichtbewusst das gut gepflegte Fell. Sein Verhalten spiegelte dasjenige von Andrea.
    Nach einem Schluck Pfefferminztee sagte sie: «Sie hat gern für die Bank gearbeitet und hat sich vor allem immer darauf gefreut, neue Kunden kennenzulernen. Die waren trotz des Geldes erstaunlich nett.» Andrea unterbrach sich abrupt, und Winter hatte das Gefühl, dass sie eigentlich mehr sagen wollte: «Und was hat sie von mir gehalten?»
    «Anne hat immer gesagt, dass du ein guter Chef bist. Sie hat viel von dir gelernt.» Andrea lächelte und fuhr fort: «Im Frühling hat sie gesagt, dass es schade sei, dass sie dich als

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