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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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Fabrikhalle verliess, riss er den Schnauz ab und spuckte die Kaugummis aus. Beim Auto zog Winter die feuchte Jacke aus und warf sie auf den Rücksitz.
    Im Trockenen steckte Winter Schmitts Chip in sein eigenes Telefon und kopierte die Kontaktdaten. Er legte wieder seinen Originalchip ein und verstaute den von Schmitt in seinem Portemonnaie. Schmitts Mobiltelefon war nass, und es würde einige Zeit vergehen, bis er entdecken würde, dass sein Chip ausgetauscht worden war. Winter scrollte durch die vielen neuen Kontakte und hoffte, auf bekannte Namen und Nummern zu stossen.
    Nichts.
    Das Telefon klingelte. Fatima. Winter drückte sofort auf den grünen Knopf: «Hallo, Fatima!»
    «Hallo, Winter. Geht es dir gut?»
    «Ja, danke. Ich habe gestern mit Al-Baders Bruder eine Runde Golf gespielt» – das schien länger als vierundzwanzig Stunden her zu sein – «und vorhin geriet ich in einen Platzregen.»
    «Und jetzt bist du im Trockenen?»
    «Ja, aber das ist eine lange Geschichte, die ich dir ein anderes Mal erzähle. Wo bist du? Wie geht es dir? Alles in Ordnung?», fragte er besorgt.
    «Mir geht es gut. Danke. Ich bin in San Francisco am Flughafen und wollte fragen, ob du etwas dagegen hast, wenn ich dich besuchen komme?»
    Winter war überrumpelt und schwieg. Er hatte gemischte Gefühle. Er freute sich über Fatimas Anruf, war aber unsicher, wohin sich ihre Beziehung entwickelte. Eigentlich war er nach Boston davon ausgegangen, dass er Fatima nie mehr sehen würde.
    Und übermorgen musste er für drei Tage an die Jahreskonferenz der Bank in Interlaken. Aber Interlaken zwischen dem Thuner- und Brienzersee inmitten des Berner Oberlands würde Fatima sicher gefallen. Vielleicht gehen wir gemeinsam in die Berge. Bevor Winter seinen Gedankenstrang fertig gedacht hatte, hörte er sich sagen: «Fatima, das ist wunderbar. Wann landest du?»
    «Ich kann morgen um zehn Uhr dreissig in Zürich sein. Holst du mich ab?»
    «Klar. Ich werde da sein.»
    «Vielen Dank, Winter. Ich freue mich auf die Schweizer Berge.»
    Winter wollte das Gespräch noch nicht beenden: «Wie war es in San Francisco? Alles in Ordnung?»
    «Ja, alles im grünen Bereich. Das Brasiliengeschäft ist auf Kurs. Aber mit Farmer komme ich nicht voran. Die Leute von Smith machen Druck auf ‹Pyramid Investment Partners›. Sie drohen mit der Steuerbehörde, welche offenbar das Recht hat, aufgrund geringer Verdachtsmomente alle Transaktionen anzuschauen.»
    Winter kannte sich im Dschungel der amerikanischen Regulation nicht aus: «Und?»
    «Farmer hat sich mit seinen Anwälten verschanzt. Das Problem ist, dass die NSA die nationale Terrorwarnung von gelb auf orange angehoben hat. Das führt offenbar dazu, dass automatisch Elemente des Kriegsrechtes in Kraft treten und die NSA dadurch mehr Macht bekommt.»
    «Orange ist die zweithöchste Stufe?»
    «Ja, die Wahrscheinlichkeit, dass Amerika in den nächsten sieben Tagen mit einem terroristischen Anschlag konfrontiert wird, beträgt nun mehr als fünfzig Prozent.»
    Beide schwiegen für einen Moment und wollten dieses Gespräch nicht am Telefon weiterführen. Winter dachte an Anne und fragte sich, ob der Absturz des Helikopters als «terroristischer Anschlag» galt. Winter sagte: «Schön. Ich sehe dich morgen zehn Uhr dreissig am Flughafen.»

4.   August 16:10
    Winter verliess Zürich, und nachdem er auf die Autobahn A 1 eingeschwenkt war, legte er eine «Sarah McLachlan Live in Concert»- CD ein. Die Musik half ihm beim Nachdenken.
    Morgen würde er wieder in die andere Richtung fahren und Fatima am Flughafen abholen. Und dann? Sie war sein Gast. Er würde sie ins Berner Oberland entführen. Schnee, Eis und Ruhe als Kontrast zum Lärm und Staub von Kairo.
    Bei der Jahreskonferenz mit Kadern und Kunden in Interlaken konnte ihn niemand zwingen, sich in einen abgedunkelten Raum zu setzen. Endlose Reden und Präsentationen waren nicht sein Ding. Er würde sich davonschleichen und Fatima die eine oder andere Sehenswürdigkeit zeigen.
    Es hatte wenig Verkehr. Viele Leute waren noch in den Ferien. Winter liess seinen Gedanken freien Lauf. Die Ereignisse der vergangenen Tage zogen an ihm vorbei. Er fiel wieder von der Brücke und kämpfte auf dem Golfplatz. Das Bild von Angela, die eine Hand auf Annes Sarg gelegt hatte, tauchte auf.
    Die Vorfreude, Fatima wiederzusehen, mischte sich mit der Trauer um Anne. Melancholisch erinnerte sich Winter an das strahlende Foto in Annes Büro mit den drei As in der Pizzeria:

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