Söldner des Geldes (German Edition)
können.»
«Ich bin noch nicht dazu gekommen. Und die Kommunikation zwischen den Behörden hat ja offenbar bestens geklappt, sogar über die Sprachgrenzen des Röstigrabens hinweg.»
«Winter, es gibt da ein Problem.»
Winter wechselte das Bein, beugte sich über das linke Knie und spannte langsam die warmen Muskeln: «Nur eines?»
«Ich meine es ernst. Ich habe heute den ganzen Tag damit verbracht, den Informationsfluss sicherzustellen. Vorhin war ich mit dem Amtsvorsteher beim Chef des Departements. Dieser will den Gesamtbundesrat morgen informieren.» Er war für die innere Sicherheit verantwortlich. Meister hatte Winters Aufmerksamkeit. Winter dachte: Es wird wohl nichts mit früh schlafen. Er richtete sich auf und dehnte den linken Arm.
«Ich bin ganz Ohr.»
«Wir haben den vierten Mann aus Genf mit Hilfe der Amerikaner identifiziert. Er gehört zum Führungszirkel einer politischen Splittergruppe aus dem mittleren Westen: ‹True and Armed Americans›, TAA . Sie sehen sich in der Tradition der Kreuzritter. Das T wird wie ein Kreuz geschrieben. Sie vertreten eine Mischung aus nationalistischem, ultrareligiösem und erzkonservativem Gedankengut. Sie wissen schon: ‹Amerika den Amerikanern›, ‹Waffen für freie Menschen› und ‹Abtreibung ist Mord›. Die Partei ist registriert, legal, aber bedeutungslos. Sie entstand nach 9/11 aus unzufriedenen Republikanern, die arbeitslose Rassisten, bankrotte Bauern und enttäuschte Soldaten einsammelten. Die ‹True and Armed Americans› hassen in ihrer Frustration Schwarze, Juden, Asiaten und Araber, einfach alle, die nicht gleich sind wie sie. Die Kollegen beobachten sie seit einiger Zeit und haben Verdachtsmomente, dass Mitglieder der Partei Anschläge auf moderate Politiker und hohe Regierungsbeamte verübten. Ihr bevorzugtes Mittel sind Drohungen, Verleumdungen und Briefbomben.»
Winter dachte: Max würde gut dazu passen.
Meister schwieg und liess seine Worte einsinken: «Die TAA haben viele Mitglieder, die in Afghanistan und im zweiten Irakkrieg gedient haben. Zudem haben sie sich mit europäischen Nationalisten vernetzt.»
Winter sagte: «Der Tiroler.»
Der Spion nickte und fuhr fort: «Die NSA -Informanten gehen davon aus, dass die ‹True and Armed Americans› vor etwa einem Jahr ihre Strategie angepasst haben. Diese Informationen wurden von den Spezialisten als zuverlässig eingestuft. Ihr Grundsatz ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die Rechtfertigung dafür können sie im meistverkauften Buch der Welt nachlesen. Praktisch bedeutet das: Die bösen Araber haben gute Amerikaner getötet, also töten wir Araber. Da sie nicht alle auf einmal umbringen können, konzentrieren sie sich auf einige exponierte Persönlichkeiten. Al-Bader wollte in den USA investieren. Das ist für die TAA ein Ausverkauf der Heimat, den es mit allen Mitteln zu verhindern gilt.»
Winter nickte nur. Er hatte heute Morgen fast die gleichen Worte gebraucht. Er dehnte instinktiv den rechten Arm und bedeutete Meister mit dem Kopf weiterzufahren.
«Versetzen Sie sich einmal in diese Spinner und sagen Sie mir, wie Sie ihre Opfer auswählen.»
«Erleuchten Sie mich.»
«Das sind Revolutionäre, die sich gegen das Establishment auflehnen.»
«Sind wir das nicht alle?»
«Was hält die Welt im Innersten zusammen?»
«Jetzt werden Sie philosophisch.»
«Geld.»
Obwohl Winter mit dieser Antwort nicht einverstanden war, verstand er langsam, worauf Meister hinauswollte. Er begann zu frösteln.
«Haben Sie konkrete Hinweise, dass unsere Bank besonders gefährdet ist?»
«Nein, aber die Amerikaner gehen davon aus, dass auch Anschläge gegen das globale Finanzsystem geplant sind. Da die Schweizer Banken einen wesentlichen Teil der weltweiten Vermögen verwalten, sind sie natürlich besonders gefährdet. Eine Reihe der TAA -Mitglieder ist von der Bildfläche verschwunden. Einige davon wurden in Europa gesichtet. Ich habe heute Nachmittag mit dem Präsidenten der Bankiersvereinigung telefoniert und ihn gebeten, seine Mitglieder zu informieren, besonders wachsam zu sein.»
«Und Sie glauben, dass Al-Bader Opfer dieser ‹True-Americans›-Sekte geworden ist?»
«Ja.»
«Warum?»
«Er kauft Amerika. Als treibende Kraft war er und ist sein Bruder besonders gefährdet. Es soll eine Namensliste geben. Ich habe sie nicht gesehen, aber alles, was in der Wirtschaft Rang und Namen hat, steht drauf. Da können die Reichen noch so viel spenden und Gutes tun.»
«Aber wie sind die
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