Söldner des Geldes (German Edition)

Rednecks an Strittmatters Helikopter gekommen?»
    «Das wollte ich Sie fragen.»
    «Ich habe keine Ahnung.» Das stimmte nicht ganz, aber Winter war sicher, dass Meister auch mehr wusste, als er preisgab.
    «Das Büro für Flugunfalluntersuchungen und das Labor in Spiez haben einen ersten Entwurf des Berichts erstellt. Er ist vorläufiger Natur und noch vertraulich.»
    «Spannen Sie mich nicht auf die Folter. Ich bin gerade daran, mich zu erkälten.» Sie gingen auf dem Feldweg zu Winters Haus zurück.
    «Das Labor in Spiez ist zum Schluss gekommen, dass der Helikopter durch eine Feuerbombe zum Abstürzen gebracht wurde. Es sollte wie ein Motorschaden aussehen. Die Chemiker in Spiez gehen aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass ein bis zwei Liter Brandbeschleuniger im ganzen Cockpit verspritzt und auf einen Schlag entzündet wurden. Al-Bader und Anne gerieten sofort in Brand, ihre Kleider sind fast vollständig verbrannt.»
    Das erklärte Annes letzte Worte. Grauenhaft.
    «Strittmatter war weiter entfernt vom Brandherd. Bei ihm hat es länger gedauert.»
    «Aber wie haben Sie das gemacht?»
    «Trinken Sie Whisky?»
    «Muss ich mich betrinken?»
    «Vielleicht. Sie haben das Überwachungsvideo vom Flughafen gesehen.» Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Winter nickte. Er wollte Ben nicht in Bedrängnis bringen.
    «Die Eierköpfe des Labors haben weder Scherben noch eine Flasche gefunden.» Winter erinnerte sich an den runden Flaschenkarton unter Annes linkem Arm. «Dem Bericht zufolge war der Brandbeschleuniger nicht in einer Glas-, sondern in einer Plastikflasche. Es wurden Reste geschmolzenen Plastiks gefunden, die eingeschlossene Blasen mit Brandbeschleuniger enthielten.»
    «Sie glauben, Anne hat die Brandbombe an Bord gebracht?» Winter würgte den ungeheuerlichen Verdacht heraus.
    «Ja.»
    Winter war sprachlos.
    «Der Zünder reagierte auf Luftdruck. Dieser detonierte, sobald der Helikopter eine bestimmte Höhe erreicht hatte. Bum.» Meister blies pietätlos seine Backen auf und machte mit beiden Händen eine kindliche Explosionsgeste. «Al-Bader kam mit seinem Privatjet. Strittmatter mit dem Helikopter. Beide sind geflogen.»
    Hatte Anne die todbringende Bombe wirklich selbst eingeschleppt?
    «Von wo hatte Ihre Mitarbeiterin die Willkommensgeschenke für Al-Bader?»
    «Die Schachtel mit den Pralinen ist Standard für diese Kunden. Al-Bader liebte die Schokolade. Ich selbst habe ihm einige Male eine solche Schachtel überreicht. Jede Filiale erhält monatlich eine Lieferung. Eine Assistentin ist jeweils dafür verantwortlich.» Er würde bei nächster Gelegenheit die Assistentinnen befragen.
    «Hätte sich jemand an der Schachtel zu schaffen machen können?»
    «Die Pralinen werden nicht im Tresor gelagert.» Viele hatten Zugang. Meist war das Lager im Keller. An einem kühlen Ort. Zusammen mit dem Wein. Meister schwieg, und Winter wusste, worauf er wartete.
    «Den Flaschenkarton kann ich nicht erklären. Muslime trinken keinen Alkohol.»
    «Und Christen leben monogam.»
    «Es kann sein, dass die Gebrüder Al-Bader sich im Privaten ab und zu einen Drink genehmigten.» Winter erinnerte sich daran, wie sie in Al-Baders Suite frühmorgens auf ihr Abenteuer angestossen hatten. «Die Bank ist bestrebt, peinliche Situationen zu vermeiden.» Meister nickte verständnisvoll.
    «Ich habe die Flasche auf dem Überwachungsvideo zum ersten Mal gesehen, und ich weiss nicht, wo Anne sie herhat. Vielleicht hat Al-Bader die Flasche bestellt, als Geschenk für die Geschäftspartner oder um mit ihnen anzustossen. Wahrscheinlich hat Anne die Flasche am Flughafen gekauft. Es kommt oft vor, dass wir den Laufburschen spielen. Das gehört zum Service.»
    Winter merkte, dass er verzweifelt Ausreden suchte, um Anne zu entlasten.
    «Haben Sie die anderen Flughafenvideos schon ausgewertet?»
    Winter war bereit, nach jedem Strohhalm zu greifen.
    «Nein, aber die Zürcher Polizei hat an Herrn Halter von der Flughafensicherheit zwei Mann detachiert, um sämtliche Videos im fraglichen Zeitfenster zu sichten. Das braucht noch ein wenig Zeit.»
    Meister und Winter standen auf der unfertigen Terrasse. Die Liegestühle standen zusammengeklappt an der Wand. Die Schaufel steckte einsam in der Erde. Verstreute Granitplatten. Die Sonne war mittlerweile untergegangen.
    Der Schweiss war eingetrocknet.
    Winters T-Shirt steif.
    Er schüttelte den Kopf und ging die Holztreppe hoch. Meister folgte. Sie gingen den