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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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die Zünder. Die Drähte stammten von einer Rolle, die halb leer in einer Ecke lag. Der C4-Sprengstoff und die Drähte spannten in der Katakombe ein tödliches Spinnennetz auf.
    Der zentrale Zünder hing in der Mitte des Netzes: ein kleines schwarzes Metallkästchen. Es hatte auf drei Seiten Kupferklemmen, in welche die Drähte der einzelnen Barren gesteckt worden waren. Auf der Vorderseite befanden sich eine Telefontastatur und ein kleiner Bildschirm, wie er auch bei Taschenrechnern verwendet wird.
    Rote Zahlen: 00   :   11   :   03, 00   :   11   :   02, 00   :   11   :   01, 00   :   11   :   00, 00   :   10   :   59, 00   :   10   :   58.
    Winter wischte sich den Schweiss von der Stirn.
    Sprengstoff entschärfen war definitiv nicht seine Lieblingsbeschäftigung.
    Plastiksprengstoff war robust.
    Man konnte auf ihn schiessen, und er explodierte nicht. Die Barren würden nur hochgehen, wenn der viel instabilere Initialsprengstoff in den Sprengkapseln durch einen leichten elektrischen Schlag zur Explosion gebracht wurde. Das Problem war der zentrale Zeitzünder, dessen Mechanismus und Programmierung er nicht kannte.
    No risk no fun.
    Winter drückte mit dem Zeigefinger auf die *-Taste.

7.   August 13:24
    Das schwarze Kästchen piepste. 00   :   10   :   52, 00   :   10   :   51, 00   :   10   :   50. Verflucht. Winter versuchte die Rautetaste. Piep. Das Kästchen war verschweisst und konnte ohne Werkzeuge nicht geöffnet werden.
    Sollte er die Drähte einfach herausreissen? Während der Sprengausbildungen hatten die Instruktoren ihm immer wieder eingeschärft, dass damit bei vielen modernen Zündern wegen einer unterbrochenen Rückkoppelung die Explosion frühzeitig ausgelöst wurde.
    Es musste eine Möglichkeit geben, mit der richtigen Kombination der Tasten den zentralen Zünder zu übersteuern.
    Winter drückte die Rautetaste mehrmals.
    Piep, piep, piep. Nichts.
    Wo war die Gebrauchsanweisung?
    Winter wischte sich den Schweiss aus dem Gesicht.
    Blieb nur Try and Error. Versuch und Irrtum.
    Er drückte gleichzeitig die *- und die Rautetaste.
    Piep. Die beiden Nullen der Stundenanzeige begannen zu blinken. Winter tippte eine Zwei und eine Drei für dreiundzwanzig Stunden und drückte wieder auf die *- und die Rautetaste. Nun blinkte die Minutenanzeige. Fünf plus neun plus *- und Rautetaste.
    Die Bombe würde erst in dreiundzwanzig Stunden und neunundfünfzig Minuten hochgehen.
    Winter atmete aus.
    Das Desaster war aufgeschoben. Knapp vierundzwanzig Stunden sollten den Experten genügen, sie zu entschärfen. Er wischte sich den Schweiss von der Stirn. Die einfachere Hälfte des Problems war gelöst. Die schwierigere Hälfte wartete an der Aussenwand der Staumauer. Er hatte noch zehn Minuten und keine Ahnung, wie er den Lift in Bewegung setzen und die zweite Sprengladung überhaupt erreichen konnte.
    Die Wendeltreppe hochrennen brauchte mehr Zeit. Winter kämpfte sich immer mehrere Stufen auf einmal nehmend hoch. Er musste sich zwingen, seine Kräfte einzuteilen. Die Sprengladung war etwa zweihundert Meter tief im Staudamm gewesen. Jede Stufe überwand zwanzig Zentimeter. Fünf Stufen waren ein Meter. Tausend Stufen. Zu viele, um abzuzählen.
    Heute würde er nach der Arbeit nicht mehr joggen.
    Die Atmung ging schwer.
    Der Sauerstoff war knapp.
    Ein Stechen in der Lunge.
    Die Fussgelenke verkrampften sich. Winter wurde es von der Drehung um die Achse der Wendeltreppe schwindlig. Es war das gleiche Gefühl, das er als kleines Kind gehabt hatte, wenn ihn sein Vater an einer Hand und einem Fussgelenk haltend im Kreis schwang und er mit der Zentrifugalkraft wie ein Flugzeug durch die Luft flog. Damals war seine einzige Angst gewesen, mit dem Kopf in den Zwetschgenbaum zu prallen. In diesem Moment stolperte er die Treppe hoch und krachte mit der rechten Kniescheibe an eine Metallkante.
    Einige Minuten später erreichte er endlich den Ausgang.
    Helles Licht.
    Winter hielt schwer atmend inne. Der gefesselte Ohnmächtige schien sich nicht bewegt zu haben, und der Servicetechniker mit den Lernschwierigkeiten lehnte wie ein angeschlagener Boxer am Geländer. Als Winter an ihm vorbeirannte, krümmte er sich in eine Verteidigungshaltung.
    Der Servicelift war der einzige Zugang zur zweiten Sprengladung. Er hatte keine Ahnung, wie er diesen in Gang setzen konnte.
    Er musste improvisieren.
    Er hörte aus dem Tal das Brummen eines Helikopters. Endlich. Der Helikopter brauste über die Staumauer

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