Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
Vom Netzwerk:
hören Sie mich?»
    «Ja, klar und deutlich. Geben Sie mir Anweisungen.»
    «Öffnen Sie die Sitzbank.»
    Darin fand Winter einen Klettergurt mit Laschen, Klettverschlüssen und mehreren Karabinerhaken. Während sie über den See flogen, stieg er in den Klettergurt und zurrte die Schleifen fest: «Wo ist das Seil?»
    «Die Seilwinde ist zwischen den Bänken. Der rote Karabiner zum roten Ring und der blaue zum blauen», instruierte der Pilot.
    Sie waren mittlerweile vor der Mauer, und der Pilot bestätigte: «Ich sehe den Zielpunkt an der Mauer. Ziemlich tief. Das wird knapp. Wir haben maximal zweihundert Meter Seil.»
    «Sollte reichen», kommentierte Winter optimistisch und dachte: Wenn nicht, haben wir bei der Explosion wenigstens einen Logenplatz. Er klinkte die roten und blauen Karabiner ein und prüfte deren Halt.
    «Öffnen Sie die Luke», sagte der Pilot. In der Mitte zwischen den beiden parallelen Sitzbänken entriegelte Winter einen Sicherheitsmechanismus. Nun konnte er einen Teil des Bodens zur Seite schieben. Eine rechteckige Luke von etwa achtzig Zentimeter auf eineinhalb Meter öffnete sich.
    Der Wind blies hinein.
    Als Winter die Augen wieder öffnete, sah er tief, tief unten die Schafe grasen. Sie hatten keine Ahnung, in welcher Gefahr sie schwebten.
    «Sind Sie bereit?»
    «Moment.» Winter setzte sich vis-à-vis der Seilwinde an den Lukenrand. Beide Beine hingen unten aus dem Helikopter hinaus. Der Wind zerzauste die feuchten Hosenbeine. Sie würden schnell trocknen.
    Der Pilot hielt den Helikopter in der Schwebe. Er erklärte: «Wenn du am Seil hängst, sehe ich dich nicht. Ich bin auf deine Anweisungen angewiesen. Und pass auf, dass du nicht zu stark schwingst. Keine ruckartigen Bewegungen. Viel Glück!»
    Winter schluckte und stützte sich wie ein Turner am Reck mit beiden Armen seitlich an der Luke ab. Er hörte den Piloten sagen: «Ich lasse dich jetzt hinunter.» Mit einem Ruck sprang die Seilwinde an, und das rote, synthetische Seil begann sich zügig abzuwickeln. Winter liess den Boden des Helikopters los und hängte sich mit dem Klettergurt ins Seil. Als sein Kopf auf Bodenhöhe war, sah er die gerippte Plastikmatte auf dem Boden und die Metallbeine der Sitzbänke.
    Der Wind wehte ihm voll ins Gesicht. Er schaute instinktiv nach oben, um zu prüfen, ob das Seil hielt, aber er sah nur die knallroten Metallplatten am Unterboden des Helikopters und das abgespreizte Fahrgestell.
    Mit beiden Händen am Seil begann sich Winter langsam um die Längsachse zu drehen. Das Tal mit dem grünen Tannenwald, dem ausgetrockneten Bachbett, weiter unten die Felsnase des Secer-Bunkers und in der Ferne der Brienzersee. Alpwiesen an den Berghängen mit ausgedünntem, niedrigem Wald, dann wieder der Staudamm. Dahinter der See. Winter versuchte erfolglos das Drehen mit einer leichten Gegenbewegung seines Oberkörpers zu stoppen. Nach der zweiten ganzen Drehung hörte er die Stimme von Hans im Helm.
    «Winter, alles in Ordnung? Wie ist die Aussicht?»
    «Nicht schlecht.» Winter liess seinen Blick über das Panorama schweifen. Im Himmel mit den grauen Wolken erkannte er einen einsam kreisenden Gleitschirm. Der aufgeplusterte Schirm trug nicht die üblichen grellen Regenbogenfarben, sondern war militärisch grün. Der Pilot nur eine kleine schwarze Gestalt.
    Max!
    Der unförmige Rucksack war ein Gleitschirm gewesen. Die Ratte konnte irgendwo weit unten auf einer Wiese landen, in ein bereitgestelltes Fluchtauto steigen und seelenruhig davonfahren.
    Mittlerweile hing Winter etwa hundert Meter unter dem Helikopter und schwang leicht hin und her. Eines nach dem anderen. Die Sprengladung lag immer noch unter ihm.
    «Geht es nicht schneller? Die Zeit wird knapp.»
    «Die Seilwinde läuft mit maximaler Geschwindigkeit. Wir sind gleich da. Ich nähere mich jetzt der Kante des Staudamms.»
    Hans liess den schwebenden Helikopter Höhe verlieren. Winter passierte die Dammkrone, und das Wasser verschwand hinter der Betonmauer. Die Distanz zur Mauer betrug etwa dreissig Meter. Es war schattig und kühl. Plötzlich ruckelte die Seilwinde, die zweihundert Meter Seil waren ganz abgespult.
    «Das Seil ist zu Ende», hörte er Hans sagen.
    «Ich bin dreissig Meter von der Mauer entfernt und fünfzig Meter über dem Sprengsatz», dirigierte Winter.
    «Dein Wunsch ist mir Befehl.»
    Die Distanz zum Beton schrumpfte auf zwanzig, dann auf zehn Meter. Nun waren im Beton die schwärzlichen Nähte der Betonverschalung deutlich zu erkennen.

Weitere Kostenlose Bücher