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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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sich dem Haus näherte, begann er laut um Hilfe zu rufen, um jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Aber im Haus rührte sich nichts. Hätte er doch alle seine Kraft lieber eingesetzt, um seinen Vorsprung vor seinem Verfolger nicht kleiner werden zu lassen! Denn als er die seeseitige Hausecke gerade erreicht hatte, spürte er, wie eine Hand seinen Ärmel packte. Johannes schrie vor Angst wie am Spiess.
    Und da ging – endlich – doch noch die Tür auf, ein heller Lichtschein drang heraus, und Johannes sah eine Serviererin am Eingang zum erleuchteten Speisesaal stehen. Hinter sich hörte er einen Fluch, der Ärmel wurde losgelassen, und sein Verfolger suchte das Weite.
    * * *
    Es hatte geraume Zeit gedauert, bis es der Kellnerin gelungen war, dem zitternden und schluchzenden Jungen seinen Namen und seine Telefonnummer zu entlocken und seine Mutter zu verständigen.
    «Ich bin dann gleich mit dem nächsten Bus hingefahren», erklärte Eva Bellwald. «Ich hatte mir schon grosse Sorgen gemacht, weil der Junge nicht daheim war. Sonst ist er immer so zuverlässig, deshalb wusste ich gleich, dass etwas passiert war.» Tränen traten ihr in die Augen. «Sie können sich gar nicht vorstellen, wie bittere Vorwürfe ich mir mache, dass ich meinen Jungen so oft sich selbst überlassen muss! Aber ich kann mir meine Arbeitszeiten nun mal nicht aussuchen.»
    Luginbühl überlegte kurz, ob sich der Junge die Sache vielleicht doch nur ausgedacht hatte. Kinder taten die merkwürdigsten Dinge, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Das nicht selten auf Kosten der Wahrheit. Aber sein kriminalistischer Instinkt sagte ihm deutlich, dass etwas an der Sache dran war. Und so oder so: Ein Team musste in jedem Fall zur Burgruine geschickt werden, um zu überprüfen, ob es dort Spuren gab. Wenn dem so war, stellte sich die Frage, ob dort wirklich jemand ums Leben gekommen war oder ob sich vielleicht nur irgendwelche Jugendlichen einen makabren Scherz erlaubt hatten.
    Es gab unter Interlakens jungen Leuten aber schon den einen oder anderen, dem Luginbühl einen Mord zugetraut hätte.
    «Erkannt hast du aber niemanden, den du anderswo schon einmal gesehen hast, Johannes?», vergewisserte er sich, und als der Junge den Kopf schüttelte, fragte er weiter: «Kannst du die Männer denn beschreiben? – Es waren doch Männer? Oder kann auch eine Frau dabei gewesen sein?»
    Johannes schüttelte wieder den Kopf. Nein, es seien alles Männer gewesen. Aber es sei viel zu dunkel gewesen, um sie genau zu erkennen.
    «Waren sie alle gleich gross?», fragte Luginbühl weiter.
    «Nein, einer war ein ganzes Stück grösser als die anderen …» Johannes zögerte kurz, dann fügte er hinzu: «Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, er hatte eine Glatze.»
    Luginbühl hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr richtig Luft zu bekommen. Vor seinen Augen verschwamm es.
    «Ist alles in Ordnung mit Ihnen?», hörte er Eva Bellwalds Stimme wie aus weiter Ferne. Das half ihm, sich zusammenzureissen. Tief einatmen!, wies er sich selbst an. Und dann ausatmen. Langsam wurde sein Blick wieder klar, und er lächelte, wenn auch noch etwas gequält.
    «Keine Sorge, mir geht’s gut», sagte er, dann wandte er sich wieder Johannes zu. «Da hast du ein sehr gefährliches Erlebnis gehabt. Und trotzdem hast du sehr genau beobachtet, so wie ein guter Polizist das auch gemacht hätte. Vielleicht gehst du ja einmal zur Polizei, wenn du erwachsen bist? Solche gescheiten Jungen wie dich könnten wir hier schon gebrauchen.»
    Johannes wirkte auf einmal mehr stolz als ängstlich.
    «Du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben. Wir von der Polizei werden uns um alles kümmern», fuhr Luginbühl fort. «Wenn wir diese Männer finden, dann kommen sie ins Gefängnis. Dürfen wir in den nächsten Tagen zu dir kommen und dir noch ein paar Fragen stellen, falls wir noch etwas von dir wissen möchten?»
    Johannes warf seiner Mutter einen Blick zu; als sie ihr Einverständnis gab, nickte er.
    Luginbühl begleitete die beiden hinaus, verabschiedete sich von ihnen, dann begab er sich zurück in sein Büro. Nach einem Blick auf die Uhr seufzte er und begann, seinen Schreibtisch aufzuräumen. Fast eine Stunde zu spät würde er heute zum Nachtessen kommen. Auch wenn seine Frau ihm so etwas nicht übel nahm, er musste für heute unbedingt Schluss machen.
    Eigentlich hätte er am liebsten auf der Stelle den Postenchef über diese Sache informiert, auch wenn er ihn damit nach seinem Feierabend

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