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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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stören musste. Aber nach einigem Nachdenken musste er einsehen, dass das nicht klug gewesen wäre. War Adolf Imobstgarten diesmal wirklich in einen Mord verwickelt, oder fing er vielleicht nur wieder an, sich in etwas hineinzusteigern? Sah er in dieser Geschichte Dinge, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden waren? In den letzten Jahren war ihm das schon mehr als einmal passiert.
    Er war lange in ärztlicher Behandlung gewesen, weil Imobstgarten für ihn zeitweise zu einer Art fixer Idee geworden war. Luginbühl wollte die letzten drei Wochen seines Arbeitslebens am Schreibtisch verbringen, nicht in ärztlicher Behandlung, also durfte er jetzt keinesfalls überstürzt vorgehen. Am besten, entschied er, gehe ich erst einmal selbst zur Weissenau und schaue mich dort um. Gleich morgen, sobald es hell geworden ist. Erst wenn ich sicher bin, dass es dort wirklich etwas zu untersuchen gibt, verständige ich den Chef.
    Luginbühl verstaute das Bandgerät in der Schublade und schloss sie ab, so wie er es immer tat, nachdem er es benutzt hatte. Das Protokoll konnte warten, seine Frau nicht mehr.
    Als Luginbühl mit seiner Frau am Esstisch sass, begann ihm auf einmal wieder alles vor den Augen zu verschwimmen.
    «Beni, was hast du?», fragte seine Frau besorgt.
    Er antwortete noch: «Ich weiss auch nicht … Alles dreht sich …», dann fiel er vom Taburettli.
    Knapp zehn Minuten später raste die Ambulanz mit Benjamin Luginbühl in Richtung Bezirksspital; von dort wurde er mit dem Helikopter weitertransportiert. Er hatte eine Hirnblutung erlitten, die man nur in der «Insel», dem Berner Universitätsspital, stillen konnte.

Interlaken, April 1998
    Bruno Tadic und Dölf Imobstgarten begegneten einander in einer Disco in Interlaken. Es war purer Zufall: Dölf, eigentlich Adolf, Imobstgarten hatte zuvor noch nie eine Disco besucht. Und er wäre auch diesmal nicht hingegangen, hätte ihn nicht ein Arbeitskollege dazu überredet. Seine Eltern hatten ihm immer erzählt, dass in Discos Drogen konsumiert würden und dort Schwule verkehrten. Aber alle seine Arbeitskollegen waren schon einmal in einer Disco gewesen, und Imobstgarten wollte nicht anders sein als die anderen. Also ging er eben hin.
    Die Musik dort gefiel ihm nicht. Die Mädchen dagegen schon. Man konnte da einfach herumzucken, plötzlich stand man neben einem Mädchen, das lachte einen an und kam so nahe, dass es einen berührte. Man wurde von ihm berührt und musste es nicht selbst tun. Denn dazu hätte sich Imobstgarten niemals durchringen können. Auch dazu hatten seine Eltern eine sehr bestimmte Einstellung.
    Imobstgartens Eltern waren gläubig und gehörten einer Freikirche an – keiner Sekte im engeren Sinne, sondern einer Glaubensgemeinschaft, die auch den Besuch der Landeskirche zuliess. Man war einfach noch eine Spur frömmer als die gewöhnlichen Mitglieder der offiziellen evangelisch-reformierten Kirche. Zu jeder Mahlzeit wurde ein Gebet gesprochen und mindestens einmal pro Woche in der Bibel gelesen. Man war überzeugt davon, dass die Erde nicht älter als sechstausend Jahre war und dass Gott sie in sechs Tagen erschaffen hatte.
    Es gab viele Familien dieser Art auf dem Bödeli, wo man von Haus aus sehr konservativ war. Man schätzte Veränderungen nicht, war Neuerungen gegenüber misstrauisch, und zugezogene Nachbarn galten noch nach zwanzig oder dreissig Jahren als «fremde Fötzel».
    Die Imobstgartens waren nicht arm, aber auch nicht reich. Der Vater, Abraham Imobstgarten, arbeitete auf dem Flugplatz, wo er für die Ordnung auf den Liegenschaften zuständig war. Der Flugplatz gehörte dem Militär, also der Eidgenossenschaft. Imobstgarten senior hatte damit eine sichere Stelle.
    Sicherheit und Ordnung, das stand in der Familie Imobstgarten nach dem Glauben gleich an zweiter Stelle. Politik war kein grosses Thema. Man setzte sich für den Erhalt der Schweizer Armee ein und kämpfte gegen fremde Einflüsse, die als verderblich angesehen wurden. Abraham Imobstgarten wählte die Partei der Eidgenössischen Christen. Nur er. Die Mutter, Sarah, nicht. Politik blieb bei den Imobstgartens Männersache. Auch das war auf dem Bödeli nicht unüblich.
    An diesem Abend in der Disco hatte Dölf Imobstgarten ein Mädchen besonders im Auge und arbeitete sich ungelenk in ihre Nähe. Tanzen war für ihn völlig ungewohnt, und irgendwie schaffte er es nicht, seine Bewegungen auf den Takt der Musik abzustimmen – er schaffte es so wenig, dass es nicht nur anderen,

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