Söldner des Geldes (German Edition)
Gewimmer, und schliesslich verstummte die Stimme ganz.
«Werft den Dreckskerl runter», sagte auf einmal eine Männerstimme so laut und deutlich, dass er zusammenfuhr.
Einige Sekunden lang geschah nichts, dann gab es kaum mehr als einen Meter von seiner Nische entfernt einen dumpfen Aufprall auf dem grasbewachsenen Boden. In kurzen Abständen fielen weitere schwere Gegenstände herunter, Brecheisen, nahm er an, als einer davon ein paar Meter neben seinem Kopf scheppernd an die Mauer schlug. Der Scheinwerfer einer starken Spotlampe strich über den Boden, blieb an dem ersten heruntergeworfenen Gegenstand hängen, tastete seine Konturen von unten bis oben ab – und Johannes blickte plötzlich in das Gesicht eines Toten. Grosse, leere Augen starrten in den finsteren Himmel. Diesmal war er nicht imstande, einen Entsetzensschrei zu unterdrücken.
«Verdammt, da unten ist jemand!», hörte er von oben, und einen Moment lang fühlte er sich wie gelähmt. Gleich würden die Mörder kommen und auch ihn umbringen! Erst als er Schritte auf der Wendeltreppe im Turminneren hörte, löste sich seine Erstarrung. Johannes sprang auf und begann zu laufen, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen war. Keuchend blickte er sich um, als er die Strasse erreicht hatte, und sah das Licht der Taschenlampen, mit denen sie die Gegend nach ihm absuchten.
«Dort drüben ist er!», hörte er eine Stimme.
Johannes rannte weiter, doch dann musste er einsehen, dass er keine Chance hatte, seinen Verfolgern auf der Strasse zu entkommen. Mit dem Auto würden sie ihn in null Komma nichts eingeholt haben. Wenn überhaupt, dann war er im Unterholz des angrenzenden Walds vor ihnen sicher. Dort konnten ihn die Lichtstrahlen und ganz besonders das Auto nicht erreichen. Er war nicht weit von der Pforte des Naturreservates entfernt, und dort kannte er sich gut aus. Man musste sich in Acht nehmen wegen der Sümpfe, aber das schien ihm eher ein Vorteil zu sein, denn er wusste sicherlich besser als seine Verfolger, an welchen Stellen man besonders aufpassen musste.
Wie gerne hätte Johannes seine Taschenlampe angeschaltet, doch damit hätte er seinen Vorteil gegenüber den Verfolgern verschenkt. So erwies sich in der Dunkelheit auch für ihn jeder Schritt als tückisch. Stolpernd und zerkratzt schlug er sich durchs Unterholz, bis er am Rande des kleinen schilfumstandenen Weihers auf der nördlichen Seite angekommen war. Dort versteckte er sich, keuchend vor Anstrengung, hinter einem grossen Baumstrunk und spähte nach seinen Verfolgern aus.
Sie waren an der Weggabelung vor dem Eingang zum Reservat unschlüssig stehen geblieben und beratschlagten sich im Flüsterton. Schliesslich entfernte sich einer Richtung Golfplatz, zwei weitere suchten das Waldstück zum Schiffskanal hin ab. Der Vierte betrat den Pfad zum Naturpark, leuchtete mit seiner starken Lampe in die Sümpfe links und rechts des Weges.
Auf einmal traf Johannes der Lichtkegel. In panischer Angst sprang er auf und rannte los. Der Mann setzte ihm nach, doch dann verhedderte er sich offenbar im am Boden liegenden Geäst oder sank in den sumpfigen Boden ein, denn er folgte Johannes nicht sofort weiter.
«Kommt hierher!», hörte Johannes ihn rufen, während er um sein Leben lief und das alptraumhafte Gefühl hatte, viel zu langsam vorwärtszukommen. Immer wieder musste er den Sümpfen ausweichen. Die Männer aber, die ihn jetzt gemeinsam verfolgten, waren noch langsamer. Unablässig versuchten sie, zum Schilf vorzudringen, doch sie mussten sich stets nach wenigen Schritten wieder auf festen Boden zurückziehen. Von Zeit zu Zeit traf ihn der Lichtkegel der Handlampen durch das im Winter stark gelichtete Unterholz und Schilf, deshalb gelang es ihm nicht, seine Verfolger abzuschütteln. Dafür war er jetzt schon ganz in der Nähe des Gasthauses «Neuhaus» angelangt, dessen Fenster hell erleuchtet waren.
Plötzlich war von der Strasse her ein Motorengeräusch zu hören. «Bert, setz du dem Kerl allein weiter nach!», hörte Johannes. «Wir müssen sofort zum Auto zurück.»
Er schöpfte neue Hoffnung. Jetzt nur noch das Strandhotel «Neuhaus» erreichen. Noch hundert Meter über das offene Feld, und er war in Sicherheit! Als er aber zum Spurt ansetzte, fand er sich auf einmal im Strahl der Leuchte seines Verfolgers wieder. Im grellen Lichtschein stolperte er, fiel hin und rappelte sich wieder auf. Der Abstand zwischen Jäger und Gejagtem war nun auf wenige Meter zusammengeschmolzen.
Als Johannes
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