Söldner des Geldes (German Edition)
rechts schirmten mit Plastikplanen verhängte Gitter die Sicht auf eine Baustelle ein. Die Fusstritte hallten. Vor und hinter ihnen gingen Menschen, aber Winter spürte, wie Fatimas Arm nicht mehr so locker in seinem lag.
Auf der anderen Seite wurden sie von den modernen Glasbauten des Finanzdistrikts empfangen, in denen nur noch vereinzelt Lichter brannten. Fatima sagte: «Lass uns ein Taxi nehmen.»
«Einverstanden.» Winter schaute sich um und sah etwa fünfzig Meter weiter ein freies Taxi mit laufendem Motor stehen. Er winkte. Das Taxi rollte heran, und sie gingen dem Toyota Lexus einige Schritte entgegen. Während Winter die Tür zum Rücksitz öffnete, schaute er sich wie immer den Fahrer an. Dieser trug ein sauberes Hemd und sah vertrauenswürdig aus. In diesem Moment hörte er Fatimas unterdrückten Schrei.
1. August 22:55
Fatima wich zurück. Auf dem Rücksitz sass bereits ein Mann. Winter sah nur die Beine, welche in einem Anzug steckten. Die linke Hand des Fahrers lag auf dem Steuerrad, die rechte in der Tiefe des Wagens. Winter konnte nicht erkennen, ob diese den Knauf der automatischen Gangschaltung oder einer Pistole umfasste.
Die Fussgänger aus der Unterführung gingen an ihnen vorbei, ohne etwas zu bemerken.
Winter schaltete seinen Fokus um. Zeitlupe. Alle Nerven in seinem Körper waren in höchster Alarmbereitschaft. Seine Sensoren nahmen die Umwelt intensiver und klarer wahr. Er sah schärfer, hörte feiner und roch intensiver. Er spürte die kleinsten Schwingungen um sich herum. Diese Kunst, das Bewusstsein blitzschnell umzuschalten, hatte er jahrelang trainiert.
In seinem Beruf verbrachte er die allermeiste Zeit mit Beobachten, Warten und Analysieren. Er hatte Tage mit der Beschattung von Personen verbracht. Geduldig gewartet. Und plötzlich geschah etwas, das die passive Lethargie durchbrach und einen Entscheid, eine gezielte Aktion erforderte.
Nur ein ganz kleiner Bruchteil seiner gesamten Zeit bestand aus schnellen und präzisen Aktionen. Das war wie beim Golf. Während einer mehrstündigen Runde schwang man die Golfschläger nur kurz. Zeitlich gesehen waren die paar Schwünge nichts. Und trotzdem alles entscheidend.
Im Nahkampftraining glaubten sie, dass er am Hinterkopf magische Augen hatte. Doch das war reine Physik. Jeder Angreifer schob immer eine unsichtbare Luftwalze vor sich her. Jetzt sagten ihm die feinen Nackenhärchen, dass sich jemand von hinten näherte, und er richtete sich auf.
Tatsächlich standen zwei Männer in schwarzen Lederjacken und Jeans zwei Meter hinter ihnen. Die Hände in den Jackentaschen. Er erinnerte sich, die beiden am Ende der Hanover Street gesehen und sie für ein Schwulenpaar gehalten zu haben. Der Mindestabstand war nun etwas zu klein, um zufällig zu sein. Es gab keinen offensichtlichen Grund, dort zu stehen. Die Passanten hatten hier genügend Platz.
Winter trug keine Waffe, und die Gegner waren in der Überzahl. Wenn er allein gewesen wäre, hätte ihn das nicht beunruhigt. Die beiden Männer im Auto waren in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Mit den beiden Lederjacken würde er fertigwerden. Aber Winter wusste nicht genau, wie Fatima auf die Situation reagieren würde. Würde sie in Panik ausbrechen und schreien oder erstarren? Er wollte sie keinesfalls in Gefahr bringen.
Winter kam zum Schluss, dass es das Beste war, vorläufig auf eine Eskalation zu verzichten und herauszufinden, was die Männer wollten. Er legte die Hände auf das Dach des Wagens und bückte sich. Damit erreichte er zwei Dinge. Erstens signalisierte er, dass er im Moment nicht nach einer versteckten Waffe greifen würde, und zweitens konnte er in das Innere des Wagens schauen.
Der Mann auf dem Rücksitz trug einen dunklen Anzug, einen Kurzhaarschnitt, war etwa fünfzig, ledrige Haut und hatte die Beine entspannt übereinandergeschlagen. Winters erster Eindruck war, dass er es mit einem hohen Militär in Zivil zu tun hatte. Der Mann sagte: «Guten Abend. Bitte steigen Sie ein.»
Die Bitte war höflich, aber der Tonfall verriet unmissverständlich, dass es sich um einen Befehl handelte. Die Stimme war tief und ruhig. Der Offizier machte eine kleine, einladende Handbewegung. Fatima war einen weiteren Schritt zurückgewichen und hatte sich seither nicht bewegt. Winter lächelte und fragte in seinem vornehmsten Englisch: «Entschuldigung, mein Herr, haben Sie die Absicht, mit uns die Taxikosten zu teilen? Darf ich fragen, wohin Ihre Reise geht?»
Der Mann beugte
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