Söldner des Geldes (German Edition)
Vergnügen.»
«Gib mir zehn Minuten zum Duschen. Danach suchen wir uns ein nettes Restaurant im alten Teil von Boston.» Winter öffnete den Rucksack, nahm die Schachtel mit den handgemachten Pralinen heraus: «Hier. Ich habe dir etwas mitgebracht.»
«Oh, vielen Dank. Ich liebe Schokolade.»
Fatima küsste Winter auf die Wange, und dieser verschwand in der Dusche. Als er nach fünf Minuten und mit nassen Haaren wieder aus dem dampfenden Badezimmer trat, war die Hälfte der Pralinen verschwunden.
«Ich konnte nicht widerstehen.» Sie lachte schelmisch mit den Augen.
Winter kannte von seinem letzten Besuch her ein kleines italienisches Restaurant im alten Teil von Boston, in einer Nebenstrasse zwischen der Salem und der Hanover Street. Nach einer kurzen Taxifahrt fanden sie sich umsorgt vom Patron persönlich an einem Tisch mit rot-weiss karierter Tischdecke wieder.
Sie bestellten Pizzas, Winter mit Salami und extra scharf, Fatima mit fünf verschiedenen Käsesorten. Und eine Flasche Barolo. Bis der Salat kam, hatte Winter Fatima die Geschichte mit der Brücke erzählt. Während sie den Salat assen, erzählte Fatima vom Besuch im Palast des Präsidenten von Orafin. Und als der Wein kam, war Fatima gerade daran, über den Fortgang der Ermittlungen im Mordfall Kaddour zu berichten. Winter kostete den Wein und nickte anerkennend. Der Kellner schenkte ihn in zwei grosse Gläser, die beim Anstossen klangen. Sie schauten sich in die Augen.
«Auf die Zukunft!»
«Auf die Zukunft. Was sie auch bringen möge.»
«Auf uns.»
«Auf uns!»
Sie tranken einen Schluck Wein, stellten die Gläser vorsichtig auf den kleinen Tisch und schwiegen einen Moment. Beide dachten an das Gespräch auf den Klippen beim Hardangerfjord. Das Schicksal hatte sie zusammengeführt. Und sie wollten es beide geniessen.
Fatima wiederholte ernst: «Danke, dass du gekommen bist.»
Winter: «Danke, dass du angerufen hast. Am Flughafen in Zürich habe ich geglaubt, dass ich dich nie –»
«Schsch.» Fatima legte ihren gestreckten Zeigefinger auf Winters Lippen und schüttelte den Kopf: «Heute sind wir zusammen.» Er nickte. Die Pizzen kamen.
Fatima fuhr fort: «Also, der Polizeispitzel wusste, dass ein Attentat geplant war. Er war sich auch sicher, dass es um eine Bombe ging. Aber er kannte das Ziel nicht. Das Ziel wird immer erst im allerletzten Moment bekannt gegeben.»
Winter lehnte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und verschränkte die Hände: «Und?»
«Die Polizei hat ein paar Verdächtige festgenommen, darunter auch einige bekannte Mitglieder fundamentalistischer Organisationen. Drei junge Männer, die aber zu keiner dieser Organisationen gehören, sollen gestanden haben, die Bombe gelegt zu haben, aus eigenem Antrieb. Wenig später haben sie die Geständnisse widerrufen. Die politischen Führer der Fundamentalisten bestreiten natürlich vehement, von etwas gewusst zu haben.»
«Gibt es Hinweise, dass die Bombe bei den Pyramiden mit dem Helikopterabsturz in der Schweiz zusammenhängt?»
«Ich kenne den stellvertretenden Polizeichef von Kairo ein wenig. Er ist im gleichen Tennisclub wie mein Bruder. Wir haben miteinander gesprochen.» Sie schwieg einen Moment, denn der Kellner stellte eine Kerze auf den Tisch und zündete diese an. Als er verschwunden war, sagte Fatima: «Nein, tut mir leid. Bis jetzt noch nicht. Den Bombenlegern sagte der Name Al-Bader nichts, und bei den Hausdurchsuchungen wurde nichts gefunden.»
«Der Sprengstoff war auch nicht der gleiche.» Winter erzählte Fatima, dass das Labor in Spiez von zwei deutlich verschiedenen Arten von Sprengstoff ausging. «Wahrscheinlich haben wir es mit zwei unterschiedlichen Täterschaften zu tun. Da die beiden Anschläge zeitlich so nah beieinander waren, habe ich einfach angenommen, dass es einen Zusammenhang geben muss.»
«Vielleicht bist du der Zusammenhang.»
Winter schüttelte den Kopf. Er konnte sich das nicht vorstellen. Die Gemeinsamkeit war die geschäftliche Beziehung zwischen von Tobler, Al-Bader und Kaddour, die Geschäftsverbindung zwischen seiner Bank, dem Vermögen der Familie Al-Bader und dem Projekt der Orafin. Man kannte sich. Er selbst kam erst als Folge der Explosionen ins Spiel.
«Hat von Tobler dich kontaktiert?»
«Ja.» Fatima wurde ein bisschen verlegen. «Er hat mich angerufen und mir gratuliert, kurz nachdem bekannt geworden war, dass ich Kaddours Funktion übernommen habe.»
«Was müsste unsere Bank eigentlich unternehmen,
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