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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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rund um die Uhr und man konnte lediglich vermuten, an was die Moyri so fieberhaft arbeiteten. Am Morgen des vierten Tages brachte Logan es auf den Punkt und sprach aus, was bereits viele vermuteten.
    »Sie bauen Leitern, Rammböcke und Katapulte. Und vermutlich auch eine Menge Boote. Wenn sie genug davon haben, werden sie angreifen. Und es wird ein harter Schlag. Coyle Pollok wird mit allem angreifen, was er hat, und versuchen, die Stadt im Handstreich zu nehmen.«
    »Das wird ihm nicht gelingen«, widersprach Graf Eskarlion vehement.
    Die äußeren Mauern waren gesäumt von Soldaten und Bürgern der Stadt, die alle mehr oder weniger schweigsam das ferne Moyri-Lager beobachteten. Der Wald rings um die Hügel war in den letzten Tagen empfindlich geschrumpft. Die Belagerer nutzten das reichlich vorhandene Holz, um ihre Belagerung vorzubereiten.
    »Natürlich nicht«, gab Logan dem Mann recht. »Doch Pollok fiel es noch nie leicht, eine Lektion zu lernen. Der Angriff wird bald starten und er wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang andauern. Seine Truppen werden sich erst zurückziehen, sobald die ersten Sterne am Firmament stehen. Und bis dahin wird er unzählige Männer verloren und es uns unzählige Soldaten gekostet haben. Auch wenn er nicht gewinnt, wird der Preis für unseren Sieg hoch sein.«
    Graf Eskarlion warf dem Kopfgeldjäger einen misstrauischen Blick zu. »Und wieder überrascht Ihr mich mit einem fundierten Wissen über den Feind.«
    Logan antwortete nicht auf den unausgesprochenen Vorwurf. Der Graf musterte sein Gegenüber noch einige Sekunden und zuckte schließlich die Achseln. Vermutlich kam er zu dem Schluss, dass es unter diesen Bedingungen ohnehin keine Rolle spielte.
    Noch während sie das gegnerische Lager beobachteten, kam plötzlich Bewegung in die Horde. Tausende von Moyri strömten zwischen den Zelten nach vorn und nahmen Aufstellung. Der Strom schien nicht abreißen zu wollen. Ihre Anzahl wirkte erschütternd.
    Auf der Mauer kam inzwischen bedrücktes Schweigen auf. Hier und da hörte Logan ein geflüstertes Gebet oder die gehauchte Bitte um Hilfe. Nur langsam kehrte Ruhe in die Moyri-Armee ein, als der Aufmarsch endete. Der Feind verharrte nun regungslos.
    Logan schnaubte abfällig. »Sie wollen uns damit einschüchtern.«
    »Es funktioniert«, erwiderte Kilian, der die breite Treppe zum Wehrgang erklomm und sich dabei seinen Schwertgürtel umschnürte. »Ich zumindest habe gehörigen Respekt vor dem, was da an Truppen aufmarschiert ist.« Er ließ den Blick zu beiden Seiten über den Wehrgang schweifen und senkte verschwörerisch seinen Tonfall. »Und da bin ich wohl nicht der Einzige.«
    »Ja, ist mir auch schon aufgefallen«, meinte Logan bedrückt. »Eine Belagerung wird nicht nur von Soldaten und Nachschub entschieden, sondern auch von der Moral der belagerten Bevölkerung. Und Pollok weiß sich in Szene zu setzen und seine Gegner einzuschüchtern. Darin hat er eine unglaubliche Erfahrung.«
    »Alle Zivilisten von der Mauer«, wies der Graf einen seiner Offiziere an. »Und drei Regimenter der Miliz sollen die Ostmauer gegen einen Angriff von der Flussseite her sichern. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Pollok seinen ersten Zug macht.«
    Bei der Anweisung des Grafen konnte sich Logan einen amüsierten Zug um die Mundwinkel nicht verkneifen. Der Mann hörte offensichtlich doch auf seine Ratschläge.
    In die Reihen der Moyri kam Bewegung. Menschen auf der gesamten Mauer keuchten überrascht auf. Doch der erwartete Angriff blieb aus. Stattdessen öffnete sich eine Gasse in den Reihen der Feinde und ein einzelner Mann trat vor Selbstbewusstsein strotzend in den freien Bereich zwischen Stadt und Armee. Begleitet wurde der Mann nur von einem Dutzend gerüsteter und maskierter Soldaten, von denen einer eine lange Standarte mit einem stilisierten Schakal trug, ein weiterer eine Standarte mit einem Bären und ein dritter einen Stock, an dem eine weiße Fahne befestigt war. Außerdem war noch ein weiterer Mann in der Gegenwart des Kriegsherrn: eine ausgemergelte Gestalt, die nur in Felle gekleidet war und ihrem Herrn nicht von der Seite wich.
    Die Gruppe blieb knapp außer Bogenreichweite der Mauern stehen und wartete geduldig ab.
    »Pollok!«, spie Logan förmlich aus.
    »Was will der denn?«, fragte Kilian.
    »Das werden wir bald herausfinden«, meinte der Graf und stieg die Treppe vom Wehrgang herab. Kilian benötigte einen Moment, um zu begreifen, dass der Graf tatsächlich vorhatte,

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