Söldnerehre (German Edition)
sich mit Pollok zu treffen. Außerhalb der Mauern. Der Söldneranführer bewunderte den Mut des Mannes. Es gehörte einiges dazu, sich ungeschützt einem feindlichen Heer und dessen Anführer zu stellen. Und dann auch noch zu deren Bedingungen.
Kilian wechselte mit Logan einen schnellen Blick. Es bedurfte keiner Worte, um sich zu verständigen. Die beiden Krieger eilten dem Grafen hinterher, so schnell sie die Treppe hinuntersteigen konnten, und schlossen sich dem Herrscher über Erys an. Der Graf kommentierte die plötzliche Anwesenheit der beiden Männer mit keinem Wort, Kilian glaubte jedoch, den Anflug eines Lächelns zu sehen, das dessen Mundwinkel umspielte.
Der Graf bedeutete den Wachen, die breiten Flügel des Tores zu öffnen, und ein Dutzend Soldaten schlossen sich auf sein Geheiß dem Trio an, sich Pollok und dessen Leibwachen auf Augenhöhe zu begegnen.
Sie ließen sich Zeit damit, die Verteidigungsanlagen außerhalb der Mauer zu durchqueren. Es stellte eine absichtliche Provokation Polloks dar. Der Kriegsherr war es nicht gewohnt zu warten. Doch als sie die Moyri-Gruppe erreichten, lächelte der selbst ernannte Kriegsherr lediglich nachsichtig. Er gab mit keinem Muskelzucken zu erkennen, ob er den Varis-Abgesandten die Beleidigung krummnahm.
»Ich grüße die tapferen Verteidiger von Erys«, begrüßte Pollok die Gesandtschaft der Stadt.
Der Graf nickte lediglich, sagte jedoch nichts und ließ seinen Blick über die versammelte Moyri-Armee gleiten. Als er sein Urteil über die feindlichen Krieger gefällt hatte, schürzte er abfällig die Lippen.
Pollok ließ den Grafen gewähren; bei dessen Beurteilung seiner Truppen, verzog der Moyri-Kriegsherr jedoch verächtlich die Lippen. Es war die erste ehrliche Gefühlsregung, die Pollok erkennen ließ, doch dieser brachte seine Mimik schnell wieder unter Kontrolle.
»Beeindruckend, nicht wahr?«, sagte Pollok herausfordernd.
»Soll mir das etwa Angst machen?«, erwiderte Graf Eskarlion herablassend und machte eine Geste, die Pollok, dessen Leibwache und die ganze Moyri-Armee mit einschloss.
»Ihr seid zu erfahren, um Euch leicht einschüchtern zu lassen. Das ist mir schon klar. Trotzdem sollten Euch meine Heerscharen Respekt einflößen. Etwas anderes zu fühlen, wäre töricht.«
»Was wollt Ihr, Pollok? Ich bin ein viel beschäftigter Mann. Sagt mir, warum Ihr mich sprechen wollt, oder ich gehe auf der Stelle wieder.«
»Die Kapitulation von Erys.«
Graf Eskarlion prustete amüsiert, doch Kilian bemerkte, dass das Amüsement des Adligen nur aufgesetzt war. Das Lachen erreichte nicht dessen Augen. Tatsächlich verengten sie sich sogar gefährlich bei dem Wort Kapitulation.
»Ist das alles?« Der Sarkasmus in den Worten des Grafen traf sein Ziel wie ein gut gezielter Pfeil. Polloks Lächeln schwand sichtlich. Und auch dessen Höflichkeit bekam deutliche Risse.
»Ihr könnt nicht hoffen zu gewinnen. Nicht gegen eine solche Streitmacht. Wenn Ihr kapituliert, dann verspreche ich, dass keinem Mann, keiner Frau und keinem Kind in Erys etwas geschehen wird. Auch Eure Soldaten werden verschont. Niemand muss heute sein Leben verlieren.«
»Und wir wissen ja alle, was deine Versprechungen wert sind. Nicht wahr, Pollok?« Logan trat angriffslustig vor und stellte sich demonstrativ an die Seite des Grafen.
»Logan. Wie enttäuschend, dass du immer noch lebst.«
»Das ist sicher nicht dein Verdienst. Wenn du mich schon umbringen willst, dann solltest du das nächste Mal nicht so einen Stümper wie Nari Eskal schicken.«
»Ich werde das fürs nächste Mal im Hinterkopf behalten.« Pollok drehte sich um und musterte vielsagend seine Armee. »Wobei ich nicht denke, dass ich mir über dich in Zukunft noch große Sorgen machen muss. Es sieht nicht so aus, als würdest du in den Genuss eines langen Lebens kommen.«
»Große Worte für einen so kleinen Mann«, höhnte Logan.
Bei der Beleidigung des Kopfgeldjägers weiteten sich Polloks Nüstern vor Zorn. »Ich werde dich langsam umbringen lassen, Logan. Das schwöre ich.«
»Du solltest keinen Schwur leisten, den du nicht auch einhalten kannst. Vielleicht wirst auch du es sein, der stirbt. Ich bin dir schon zu lange aus dem Weg gegangen. Diesen Fehler werde ich kein weiteres Mal machen. Bevor diese Sache vorbei ist, wird einer von uns sterben.«
»Und ich weiß auch schon wer«, erwiderte Pollok hasserfüllt und machte Anstalten, nach seinem Schwert zu greifen. Die Leibwächter beider Seiten spannten sich in
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