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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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etwas zusammen und ihr Gesichtsausdruck spiegelte ihre Enttäuschung wider.
    »Tut mir leid, wenn dich das verletzt«, sagte er aus dem Wunsch heraus, die aufkommende Stille zu verdrängen. Er war erstaunt festzustellen, dass seine Aussage tatsächlich der Wahrheit entsprach.
    »Schon in Ordnung«, erwiderte sie und er erkannte, dass die kurze Aussage gelogen war. Es war für sie ganz und gar nicht in Ordnung. »Sprich weiter.«
    »Da wäre dann noch Jonas. Der Junge ist der Sohn eines Aristokraten, eines Grafen oder eines Herzogs, glaube ich. Damit ist unser Jonas ein waschechter Adliger.«
    »Warum reist er dann mit euch?«
    »Langeweile, schätze ich. Ihm ist das Leben auf dem elterlichen Gut nicht bekommen und er wollte etwas von der Welt sehen. Abenteuer erleben. Kämpfe bestehen. Seit er bei uns ist, hat er von alledem mehr bekommen, als er je gedacht hätte. Aber der Junge ist auch eine Bereicherung für uns. Es gibt kaum einen Menschen, der ihm mit dem Schwert ebenbürtig wäre. Mich natürlich ausgenommen.«
    »Natürlich«, lächelte sie. Sie warf einen kurzen Blick zum Baum, auf dem Kurta saß. »Was ist mit ihm?«
    »Mit Kurta? Er ist ein Moyri und das neueste Mitglied in unserer Truppe. Erst seit etwa einem Jahr dabei.«
    »Warum dient er bei euch und nicht als regulärer Soldat bei seinem Volk?«, fragte sie ehrlich interessiert.
    »Sein Stamm existiert nicht mehr«, erklärte Kilian düster. »Die Moyri von den hohen Steinen. Ein kleiner Stamm. Kaum ein paar Hundert Personen stark. Aber sie stellten sich gegen den Kriegsherrn, als er sich selbst zum Führer der Moyri-Allianz erklärte. Eine mutige Entscheidung. Und eine sehr dumme. Sie wurden dafür bestraft und ausgelöscht, als Coyle Pollok seine Macht gefestigt hatte. Noch bevor er seine Kriege begann. Er schickte seine Schakale gegen sie.
    Sie metzelten in nur einer Nacht alle nieder. Kurta war der einzige Überlebende. Damals war er noch ein halbes Kind. Er schnitt einem Schakal die Kehle durch und stahl dessen Pferd. Dadurch kam er mit dem Leben davon.«
    »Warum kämpft er dann mit Polloks Armee? Man sollte meinen, dass er den Kriegsherrn hasst.«
    »Er kämpft nicht mit Pollok, sondern mit uns und wir kämpfen gerade zufällig für die Moyri. Ich denke, er hat uns als neuen Stamm angenommen. Eine große Ehre. Moyri wählen ihre Freunde sehr sorgfältig aus.«
    »Und was ist mit dir, Kilian, dem großen Söldneranführer? Warum verdienst du deinen Lebensunterhalt mit dieser Arbeit?«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich groß wäre«, wehrte er ab, aber die Formulierung ließ ihn trotzdem lächeln. »Und die Antwort auf deine Frage lautet einfach: weil ich es gut kann. Das Kämpfen liegt mir irgendwie im Blut. Töten ist das Einzige, was ich wirklich beherrsche.«
    »Das ist eine traurige Aussage.«
    »Mag sein«, sagte er und fragte sich, warum ihre Antwort ihn betroffen machte. »Ich stamme aus Mesera, einer kleinen Hafenstadt im Norden.«
    »Ich weiß«, sagte sie tonlos. »Eine Varis-Hafenstadt.«
    »So ist es.«
    Die Veränderung in ihrem Tonfall war ihm keineswegs entgangen.
    »Du bist ein gebürtiger Varis und kämpfst gegen dein eigenes Volk? Was kann einen Menschen dazu bringen?«
    »Ich würde gern sagen, dass meine Eltern schuld sind, dass ich geschlagen wurde und weggelaufen bin. Aber meine Eltern waren wundervolle Menschen, die mich immer gut behandelt haben. Ich befürchte, ich mache es wirklich nur des Geldes wegen.«
    Er seufzte, als er bemerkte, wie sich ihre Augen zu Schlitzen verengten.
    »Ich lief tatsächlich weg, aber nicht, weil meine Familie so schrecklich gewesen wäre, sondern einfach nur, weil ich mein Leben nicht in einem langweiligen Kaff beenden wollte. In gewissem Sinn ging es mir so wie Jonas. Ich wollte etwas von der Welt sehen. Etwas erleben.
    Mein Vater war ein einfacher Fischer, der immer wollte, dass ich eines fernen Tages in seine Fußstapfen trete, aber das war das Letzte, was ich wollte. Mir den Rücken krumm schuften, nur um kaum genug Geld zum Leben zu haben. Das war nichts für mich.«
    »Und aus diesem Grund bringst du dein eigenes Volk um?!« Nun brach vollends die Abscheu durch ihre sorgsam kultivierte Maske der Beherrschung.
    »Jetzt mach aber mal halblang. Du tust ja gerade so, als wäre es etwas Persönliches. Die Moyri bezahlen gut und haben gesagt: ›Kämpfe gegen die Varis.‹ Also habe ich gegen die Varis gekämpft. Hätten sie mich auf einen anderen Feind gehetzt, dann hätte ich gegen deren

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