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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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gewaltige Schläge austeilen, die in der Lage waren, einen ausgewachsenen Mann locker in zwei Teile zu spalten.
    Aber da war niemand, kein Feind, der sich anschlich, um das Lager anzugreifen. Er warf einen Blick zu Kurta, der Bogenschütze rührte sich jedoch nicht. Wäre jemand nah genug an die Lichtung herangekommen, um ein Geräusch zu verursachen, Kurta hätte ihn frühzeitig entdeckt und mit Pfeilen gespickt.
    Darian entspannte sich wieder und wollte gerade die Axt weglegen, als das Wimmern erneut zu hören war. Er blickte auf. Eins der Bündel, zu dem sich die Kinder zusammengerollt hatten, bewegte sich unruhig im Schlaf. Es wälzte sich hin und her und stieß immer wieder kurze, klagende Laute aus. Er lehnte die Axt gegen einen Baumstamm und kniete sich neben dem Bündel nieder. Es war das Mädchen, das sich ihm immer in den Weg stellte. Doch im Moment wirkte sie keineswegs frech oder mutig, sondern total verängstigt. Ihr kleines Gesicht war im Schlaf verzerrt und auf ihrer Stirn glänzte der Schweiß.
    Darian streckte die Hand nach ihr aus und berührte sie sanft an der Schulter. Die Berührung dauerte keine Sekunde, aber das Mädchen schreckte hoch, als hätte er sie mit einem glühenden Eisen traktiert. Sie sah ihn an, als würde er zum ersten Mal vor ihr stehen. Ihre Augen waren angstgeweitet und sie schien den Tränen nahe.
    Der Axtkämpfer war mit der Situation überfordert und so tat er das Einzige, was ihm einfiel. Er blieb still sitzen und wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Langsam kehrte Erkennen in ihre Augen zurück und ihre Schultern sackten herab. Die Anspannung wich von ihr.
    Darian erkannte, dass sie nur ein leichtes Hemd anhatte und in der kalten Nachtluft fröstelte. Sofort zog er sein Wams aus und legte es dem Mädchen um die Schultern. Ein fast schon komischer Anblick, denn das Kleidungsstück, das man für den bulligen Krieger hatte eigens anfertigen müssen, war dem Kind viel zu groß. Darian lächelte unbeholfen. Unsicher, was er nun tun sollte.
    »Danke«, sagte das Mädchen schließlich. Als er sie fragend anblickte, fügte sie hinzu: »Für das Wams.«
    »Gern geschehen«, erwiderte er – das entsprach sogar der Wahrheit.
    »Wie heißt du?«, fragte sie ihn.
    »Darian.«
    »Ich bin Saria.«
    »Hast du schlecht geträumt?«, wollte er wissen, da er keine Ahnung hatte, was er mit dem Kind nun reden sollte.
    Das Mädchen lächelte schüchtern und wischte sich mit einem Taschentuch Schweiß von der Stirn. »Offensichtlich.«
    Darian kam sich furchtbar dämlich vor. Natürlich hatte sie schlecht geträumt. Niemand, der etwas Schönes geträumt hatte, wälzte sich so im Schlaf umher. Gleichzeitig fiel ihm auf, dass das Taschentuch mit feinen Stickereien verziert und mit hauchdünnen Goldfäden durchsetzt war.
    Ziemlich wertvolles Stück für Flüchtlinge, dachte er. Aber er kam nicht mehr dazu, den Gedanken weiterzuverfolgen, da Saria ihn erneut ansprach.
    »Hast du auch manchmal Albträume?«
    »Nein«, gestand er grinsend. »Das wohl weniger. Die Leute bekommen eher meinetwegen Albträume.«
    Die Aussage zauberte auch auf ihr Gesicht ein Grinsen und Darian entschied, dass es ihm viel lieber war, wenn das Kind – nein, Saria, rief er sich ins Gedächtnis – fröhlich war und lachte, anstatt dass sie traurig war und weinte. Er spürte, wie auch er sich langsam in der Gegenwart Sarias entspannte.
    »Möchtest du mir davon erzählen?«, fragte er sanft.
    Wenn mich jetzt Kilian sehen könnte. Die anderen würden mich nie wieder ernst nehmen, wenn sie wüssten, wie ich mit Saria spreche. Das würde meinen ganzen Ruf zunichtemachen.
    »Das wäre vielleicht keine so gute Idee. Ich bin froh, wenn ich nicht mehr daran denken muss.« Ihre Stimmung verdüsterte sich schlagartig wieder.
    »Ich will nicht behaupten, dass ich ein Experte in solchen Sachen bin«, erklärte er. »Aber ich habe schon des Öfteren gehört, dass es helfen soll, wenn man darüber spricht.«
    Sie warf ihm einen Blick zu, den er als eine Mischung aus Unglauben und Argwohn interpretierte. Gleichzeitig schien sie mit sich zu ringen. Darian wartete geduldig, bis sie eine Entscheidung getroffen hatte und anfing zu sprechen.
    »Ich träume von den Monstern.«
    »Von welchen Monstern?«
    Sie schluchzte herzzerreißend, bevor sie weitersprach. »Von den Monstern, die meine Eltern umgebracht haben. Sie sind einfach in das Zimmer meiner Eltern gestürmt und haben sie umgebracht. Mein Vater hatte mich im Schrank versteckt und ich

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