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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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Mann, der sie anwies, sich nicht auszuziehen, das war etwas völlig Neues für die zwei.
    »Wie heißt ihr?«
    Ein weiterer unsicherer Blick wurde zwischen den Sklavenmädchen gewechselt. Wieder machte die Blonde den Anfang. Sie schien mutiger oder aber einfach weniger schüchtern als das andere Mädchen zu sein.
    »Ich bin Gia«, sagte sie.
    Logan sah die Dunkelhaarige an.
    »Jesy«, entgegnete sie auf die unausgesprochene Aufforderung.
    »Wo kommt ihr her?«
    »Wir lebten beide in Eriakum«, erzählte Gia nach kurzem Zögern. »Unsere Familien waren Nachbarn, bis … bis …«
    »Bis die Stadt eingenommen wurde«, vollendete er den Satz und Gia nickte.
    Den Rest der Geschichte konnte er sich gut vorstellen. Nach dem Fall der Stadt war die weibliche Bevölkerung nach Frauen durchsucht worden, die man als Sklavinnen nehmen konnte. Coyle Pollok traf natürlich für seine Bedürfnisse die erste Wahl. Danach kamen seine hohen Offiziere. Der Rest wurde verkauft. Ein Feldzug war teuer und Pollok deckte durch den Sklavenhandel das Gros seiner Kosten.
    »Was werdet Ihr jetzt mit uns machen?«, wagte Jesy zu fragen. Es war das erste Mal, dass sie mehr als drei Wörter hintereinander sagte.
    Na, wenn ich das wüsste?!, dachte der Kopfgeldjäger.
    »Wenn ich euch freilassen würde, wohin würdet ihr gehen?«
    Die beiden machten große Augen. Das war das Allerletzte, mit dem sie gerechnet hatten. In einer Zeit, in der die Moyri alles beherrschten, so weit das Auge reichte, und das Recht des Stärkeren galt, war Ritterlichkeit eine vergessene Tugend geworden.
    »Ihr wollt uns gehen lassen?«, fragte Jesy hoffnungsvoll.
    »Es scheint mir die beste Lösung zu sein«, erwiderte Logan wahrheitsgemäß.
    Der Anflug von Hoffnung schwand so schnell aus Gias Blick, wie er gekommen war. »Das ist ein schöner Traum, aber er wird sich nicht erfüllen.«
    Jesy blickte ihre Freundin an, als könne sie nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. »Bist du verrückt geworden? Wir könnten wieder frei sein. Heute noch!«
    »Und dann?«, herrschte Gia sie an. »Was glaubst du, wie lange wir in Freiheit wären, wenn wir allein wieder zurück nach Eriakum gehen würden? Oder sonst wo von den Moyri aufgegriffen würden? Weißt du, was uns blüht, wenn wir den Moyri als freie Frauen in die Hände fallen? Ohne Männerbegleitung?«
    Logan schloss die Augen und zählte langsam bis zehn. Bei jeder Zahl nannte er sich selbst in Gedanken einen Dummkopf. Gia hatte natürlich recht. Und er selbst hätte auch daran denken sollen. Aber in seinem Wunsch, die beiden loszuwerden, hatte er die Augen vor den drohenden Gefahren verschlossen.
    Wenn sie zurück nach Eriakum gingen, würden sie bestenfalls wieder in der Sklaverei enden. Falls sie eine andere Richtung einschlugen und einer Moyri-Patrouille in die Hände fielen – was fast sicher geschehen würde –, dann könnten sie von Glück reden, wenn sie nicht lange leiden mussten, bevor man sie dem Schwert übergab.
    Seine Augen wanderten zurück in Richtung Eriakum. Von dem Hügel, auf dem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, hatte man einen atemberaubenden Blick auf die einstmals blühende Metropole.
    Die Stadt war ein einziges Lichtermeer. Hunderte von Lagerfeuern umgaben die Mauern und Tausende von Fackeln brannten innerhalb der Stadt. Von hier oben und bei Nacht waren die Breschen, durch die Polloks Heer Eriakum gestürmt hatte, nicht zu sehen. Die Stadt wirkte fast friedlich.
    Aber der Schein trog. Eriakum war jetzt Moyri-Gebiet und Zehntausende Moyri-Soldaten nannten sie ihr Eigentum. Nein, er konnte sie nicht zurückschicken. Ob er wollte oder nicht, er war jetzt für sie verantwortlich. Seine Forderung hatte sie aus Polloks Fängen befreit. Sie im Stich zu lassen, kam für ihn nicht infrage.
    So wenig ihm diese Vorstellung auch behagte, Logan hatte keine andere Wahl: Sie würden ihn begleiten müssen. So lange, bis er einen sicheren Ort für sie fand. Eine kleine Ortschaft oder Stadt, die bereits seit einiger Zeit unter Polloks Herrschaft stand. Dort würden die Dinge bezüglich des Sklavenhandels nicht mehr ganz so rigoros gehandhabt werden. Schließlich brauchte Pollok in den besetzten Städten eine funktionierende Bevölkerung, wenn er sich zum Herrn aller Völker aufschwingen wollte. Wer würde schon gern über leere Häuser und volle Friedhöfe herrschen?
    Das war die einzige Lösung, die ihm einfiel. Unter den gegebenen Umständen war es auch für alle Beteiligten am besten so. Trotzdem

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