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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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Pech. Eigentlich hatte er heute Nacht zuschlagen wollen, aber diese Horde wild gewordener Idioten war ihm zuvorgekommen. Und statt seiner Beute hatte er sich nun ihrer annehmen müssen. Außer dem Letzten hatte er noch sieben weitere erledigen müssen. Acht Leichen, für die ihn niemand bezahlte.
    Aber wenigstens hatte er dabei helfen können, diesen Wegelagerern einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sein Messer hatte gerade noch verhindert, dass einer von ihnen dieser Frau den Garaus hatte machen können. Der Söldneranführer hatte sie Lyra genannt.
    Logan schlich sich ein wenig näher an das inzwischen ruhige Lager. An einen Angriff war heute nicht mehr zu denken. Die Söldner waren viel zu wachsam. Er wollte jedoch hören, was sie als Nächstes vorhatten. Als er nah genug war, um einzelne Stimmen unterscheiden zu können, hockte er sich hin und lauschte.
    Der Söldneranführer schritt suchend zwischen den Leichen umher. Logans Respekt vor der Gruppe wuchs ein wenig. Keiner der Söldner war gefallen. Alle hatten zwar mehr oder minder schwere Blessuren davongetragen, aber gestorben war keiner. Wichtiger noch: Ihre Schützlinge waren ebenfalls alle am Leben. Angesichts dieser Übermacht war das keine geringe Leistung.
    Vielleicht sind sie eine größere Herausforderung, als ich dachte.
    Logan lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Söldner, als dieser eine der Leichen grob auf den Rücken drehte und sich neben sie kniete.
    »Varis«, sagte er knapp.
    »Was?«, fragte die Frau, die Lyra genannt wurde, und trat zu ihm.
    »Das waren Varis-Soldaten.«
    »Unmöglich!« Lyra sah auf den Söldneranführer herunter, als hätte er den Verstand verloren. »Varis hätten so etwas niemals getan.«
    Kilian schnaubte amüsiert. Er packte den Kragen des Wamses und riss das Kleidungsstück des Mannes auf. Darunter kam eine alte und verbeulte Rüstung zum Vorschein. Auf der Brustplatte prangte ein Greif mit ausgebreiteten Schwingen. Das einstmals stolze Wappen war stumpf und strahlte nichts mehr von der Würde aus, wie es in früheren Zeiten gewesen sein musste. Das Wappen der Varis-Könige.
    »Glaubst du mir jetzt?«, fragte er. Sein Tonfall hatte etwas entschieden Herausforderndes. »Gut möglich, dass sie uns folgen, seit wir diese Menschen beerdigt haben. Vielleicht hat sie das auch erst auf unsere Spur gebracht.«
    »Aber … aber … wieso? Wieso sollten sie so etwas tun?«
    »Daran dürften die Moyri nicht ganz unschuldig sein. Nach der Zerschlagung der Armeen des Königreichs streifen viele Deserteure umher. Sie schließen sich zu Gruppen zusammen und werden zu Wegelagerern und Briganten. Sie überfallen kleine Reisegruppen auf der Suche nach Gold, Essen und …« Er wich Lyras Blick aus. »… Frauen.«
    »Varis-Soldaten können doch nicht so tief sinken, nur weil die Zeiten besonders schwer sind.« Lyra konnte nicht fassen, was sie hörte. Schlechte Zeiten machten doch nicht gleichzeitig die Menschen schlecht. Oder doch?
    »Das ist genau das, was ich dir vorhin klarmachen wollte«, erklärte Kilian und stand auf. Er wischte sich die Hände an seiner Hose ab, während er Lyra von oben bis unten musterte.
    »In dieser Welt überleben nur noch die Starken. Dinge wie Ritterlichkeit, Ehre und Anstand gibt es nicht mehr. Falls es sie überhaupt je gegeben hat. Der Mensch ist ein Tier, das nur für den eigenen Vorteil lebt. Entweder du lernst das oder deine Prinzipien werden dich noch irgendwann ins Grab bringen. Du kannst niemandem in dieser Welt trauen.«
    »Du traust deinen Männern«, hielt ihm Lyra entgegen.
    »Gutes Argument«, mischte sich Silas mit einem Lächeln ein.
    »Das ist etwas anderes«, wehrte Kilian ab. »Wir vertrauen uns täglich gegenseitig unser Leben an. Das sind Bande ganz besonderer Art.« Er sah Silas mit abfälligem Grinsen an. »Und dir trau ich sowieso nicht.«
    »Das trifft mich jetzt ins Mark, oh großer und glorreicher Anführer«, konterte Silas gelassen und schmunzelte dabei, als würde er über einen Witz lachen, den nur er verstand.
    »Heißt das, dir kann ich auch nicht trauen, Kilian?«, fragte Lyra leise.
    Der Söldneranführer lachte laut auf. »Mir kannst du vor allem nicht trauen.« Sein Lachen ebbte genauso schnell ab, wie es gekommen war. »Ganz im Ernst. Du kannst mir ganz besonders nicht trauen.«
    Der Wortwechsel war sehr interessant für Logan. Es half ihm, seine Beute besser zu verstehen. Sowohl einzeln als auch ihre Interaktion in der Gruppe. Sie waren sich nicht so

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