Söldnerehre (German Edition)
Händen bedeckten, während sie verbluteten.
Logans Kurzschwerter schienen ein Eigenleben zu besitzen. Sie senkten sich im Gleichklang. Es war ein wunderschöner, furchtbarer Tanz, in dem die Moyri-Soldaten auf den Status von Amateuren beschränkt wurden. Nach drei Minuten war alles vorbei. Zehn Moyri-Soldaten lagen in ihrem eigenen Blut am Boden. Zwei von ihnen rührten sich noch schwach. Ihre Bewegungen wurden jedoch mit jeder Sekunde, die verstrich, träger. Logan hatte nicht einen Kratzer davongetragen.
Der Kopfgeldjäger wandte sich Nari Eskal zu, der wie erstarrt dastand und immer noch versuchte, den ungleichen Kampf zu verarbeiten.
»So, ein alter Mann bin ich also?«
Logan überbrückte die Entfernung zu Nari mit zwei großen Schritten, die beiden blutbedeckten Schwerter in den Händen. Erst jetzt kam der Moyri-Soldat überhaupt auf die Idee, sein eigenes Schwert zu ziehen. Der Panik nahe führte er einen ungeschickten Hieb gegen Logans Kopf aus, den dieser mühelos parierte. Das zweite Kurzschwert kam in einer kurzen Parade hoch und führte einen perfekten Hieb gegen Naris Hals. Eine klaffende Wunde öffnete sich, aus der sofort hellrotes Blut sprudelte. Nari ließ sein Schwert fallen und griff sich mit beiden Händen an die Kehle.
Es war jedoch sinnlos. In einem regelrechten Strom floss das Leben aus ihm. Die Kraft wich aus seinen Beinen und er sank schwer zu Boden. Das Blut färbte den Schnee unter ihm rot.
Logan stand über ihm und musterte seinen Gegner mitleidlos.
»Ja. Du hättest wirklich auf Pollok hören sollen.«
* * *
Logan säuberte sorgfältig seine Kurzschwerter an dem Umhang, der an Nari Eskals Kettenhemd befestigt war, und verfluchte sich im Stillen selbst.
Verdammt, ich hätte es wissen müssen! Pollok wird sich nie ändern. Wie konnte ich nur annehmen, dass er mich in Frieden lassen wird? Solange wir beide leben, wird er immer hinter mir her sein.
Logan stand auf und steckte die Kurzschwerter weg, während er den Schauplatz des Kampfes begutachtete. Er wusste, das würde erst der Anfang sein. Elf Schakale waren noch längst nicht alles, was Pollok gegen ihn aufbieten konnte. Und nach der heutigen Schmach würde er nur noch versessener darauf sein, ihn auszuschalten.
Jesy und Gia beobachteten ihn aufmerksam vom Höhleneingang aus. Die beiden ehemaligen Sklavinnen drängten sich in der kalten Morgenluft eng aneinander, als würde die Gegenwart der jeweils anderen ihnen Trost spenden.
Um sie hatte Logan am meisten Angst. Er selbst kam klar. Mit Polloks Schergen war er auch zuvor fertiggeworden und er war zuversichtlich, das auch in Zukunft zu schaffen. Doch in früheren Zeiten musste er sich nur um sich selbst sorgen. Nun war er für zwei andere Leben verantwortlich. Zum einen machte ihn das verwundbarer und zum anderen waren die zwei in seiner Gegenwart natürlich in größerer Gefahr als irgendwo sonst. Sie fortzuschicken stellte allerdings auch keine adäquate Lösung dar. Ihr Schicksal war nun mit seinem verbunden. Pollok war ein rachsüchtiger, kleiner Mann. Er würde sich nicht damit begnügen, ihn zu jagen. Seine beiden Sklavinnen würde er natürlich zurückhaben wollen. Und falls ihm das tatsächlich gelang, war der Tod dem Schicksal, das die beiden erwartete, bei Weitem vorzuziehen.
Er schlenderte zur Höhle zurück, um seinen Gedanken Zeit zu geben, sich zu ordnen. Was blieb ihm also übrig? Die Frage stellte sich eigentlich gar nicht. Sie mussten fliehen, untertauchen. Das war die einzig logische Vorgehensweise. Wäre er allein, würde er es darauf ankommen lassen und einigen von Polloks Schergen auflauern. Doch um Jesys und Gias willen musste er sie fortbringen, am besten weit nach Westen; im Osten regierte Pollok und seine Armeen waren überall. Und wo seine Armeen nicht waren, marodierten kleine Moyri-Trupps, um Polloks Armeen mit Sklaven und Nahrungsmitteln zu versorgen. Ihr Bedarf an beidem war riesig. Polloks Streitmacht war ein Moloch, der gefüttert werden wollte. Die einzige Hoffnung bestand darin, Polloks Armeen immer einen Schritt voraus zu bleiben.
»Bist du verletzt?«, fragte Jesy besorgt, als er den Eingang der Höhle erreichte. Er lächelte. Es war eine der wenigen Gelegenheiten, bei der sie etwas sagte. Ihre einzige Kommunikation hatte bisher in knappen Gesten und abgehackten Sätzen bestanden.
»Nein, es geht mir gut. Packt eure Sachen. Wir verschwinden.«
»Wohin?«, fragte Gia. Der Kampf mit Naris Soldaten hatte sie zutiefst erschreckt und
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