Söldnerehre (German Edition)
knappen Bewegung seitlich aus und landete einen üblen Fausthieb in Kilians Magen. Das übelkeiterregende Gefühl aufsteigender Magensäure machte sich in ihm breit. Nur mit Anstrengung zwängte er die Flüssigkeit wieder hinunter, ohne sich zu übergeben.
Ihm wurde klar, dass er in die Offensive gehen musste, wollte er diesen Kampf tatsächlich noch für sich entscheiden. Man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass es nicht unbedingt gut für ihn lief. Ohne weiter auf seine Verteidigung zu bauen, griff er mit beiden Händen den Kragen von Logans Mantel und hämmerte seine Stirn zweimal gegen das Gesicht des Kopfgeldjägers.
Diesem gelang es, den Kopf leicht zu drehen. Logan verhinderte auf diese Art, dass ihm das Nasenbein gebrochen wurde. Was er nicht verhindern konnte, war die Platzwunde über dem rechten Auge und den kleinen Riss auf der rechten Wange, die beide augenblicklich heftig bluteten.
Logan taumelte zurück, deutlich angeschlagen durch Kilians unerwartet stürmische Attacke. Der Söldner sah endlich seine Chance gekommen und griff erneut an. Er landete zwei Treffer in der Magengegend, einen weiteren auf Logans Kinn und einen vierten am Brustbein. Trotzdem hielt sich der Kopfgeldjäger eisern aufrecht und weigerte sich, klein beizugeben.
Kilian holte aus, um Logan einen finalen Schwinger ins Gesicht zu verpassen. Der Söldner schlug zu – ins Leere. Logans Kopf war nicht mehr dort, wo er hätte sein sollen. Der Kopfgeldjäger hatte sich im letzten Moment unter dem Schlag weggeduckt. Seine linke Seite explodierte vor Schmerz, als Logan sie mit seinen enormen Fäusten bearbeitete. Kilian knickte halb betäubt ein, unfähig, sich noch zu behaupten. Ein Treffer ins Gesicht schickte ihn in den weichen Schnee.
Das Letzte, was er mitbekam, war Logans übel zugerichtetes Gesicht über ihm, der mit einem blutigen Lächeln auf ihn heruntersah.
»Guter Kampf«, kommentierte dieser. »Ich sollte vielleicht wirklich mehr trainieren.«
Dann wurde es dunkel.
11
Kilian erwachte unter hämmernden Kopfschmerzen. Selbst das Öffnen seiner Augen tat weh. Alles wirkte verschwommen. Seine Sicht klärte sich nur langsam. Viel zu langsam, wie er fand.
Seine rechte Seite fühlte sich warm an. Er drehte den Kopf und es stellte sich verzögert die Erkenntnis ein, dass nur einen Meter neben ihm ein Lagerfeuer brannte und ihm die Seite wärmte. Er befand sich in einer Höhle, so viel war ihm bereits aufgefallen.
Als er sich umsah, entdeckte er Jonas, Vekal, Kurta, Darian und Silas. Letzterer war mit einem dicken Bündel geknebelt. Alle waren gefesselt, ebenso wie er selbst. Zwei junge Frauen kümmerten sich um kleinere Blessuren Darians und Kurtas und gingen dabei vergleichsweise sanft zu Werke.
»Guten Morgen, Schlafmütze«, sprach ihn eine gut gelaunte Stimme an. Kilian wandte den Blick zur anderen Seite, wo er von Logans freundlichem Gesicht gemustert wurde, das ein breites Grinsen zur Schau stellte.
»Freut mich, dass du endlich aufwachst, ich habe mir schon Sorgen gemacht. Dachte, ich hätte dich vielleicht zu hart erwischt.«
»Wie … lange …«, presste er zwischen trockenen, aufgesprungenen Lippen hervor.
»Wie lange du weggetreten warst? Fast einen ganzen Tag.«
Kilian sah erneut auf die andere Seite, wo seine Freunde lagen. Logan bemerkte den besorgten Blick.
»Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut. Ich habe sogar die Knebel entfernen lassen. Nur bei deinem Barden nicht. Quasselt der immer so viel unnützes Zeug?«
»Du hast ja keine Ahnung«, krächzte Kilian. Sofort eilte eine der Frauen – die Blonde – an seine Seite und hielt ihm einen Becher mit Wasser an die Lippen. Hastig begann er zu trinken, verschluckte sich und hustete würgend. Als sich seine ausgedörrte Kehle etwas beruhigt hatte, trank er erneut einen Schluck. Langsamer diesmal. Das kühle Wasser rann beruhigend seine ausgedörrte Kehle hinunter und linderte sowohl seinen Durst als auch seine Pein.
Endlich war er in der Lage, Logan einen klareren Blick zuzuwerfen.
Der Kopfgeldjäger sah ziemlich lädiert aus, was Kilian ein Gefühl der Genugtuung bescherte, mit einem nicht geringen Anteil Stolz. Wange und Platzwunde waren notdürftig genäht worden, doch seine ganze rechte Gesichtshälfte war bläulich verfärbt, was ihn sicherlich noch lange an den Kampf erinnern würde.
Sein Hochgefühl verschwand jedoch, als er einen Blick zum Höhleneingang warf und sah, wer dort saß: Lyra, Miriam, Faris und
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