Söldnerehre (German Edition)
die Kinder hockten eng aneinandergekuschelt um ein Lagerfeuer und frühstückten. Logan folgte seinem Blick und nickte.
»Sie kamen etwa drei Stunden nach unserem Kampf in den Wald. Sie machten sich nicht einmal die Mühe, sich zu verstecken. Sie boten mir an, sich mir zu ergeben, wenn ich euch dafür gehen lasse. Ich habe eingewilligt. Wir brechen heute noch nach Eriakum auf. Und euch lasse ich gehen. Eine Abmachung ist eine Abmachung.«
»Tu … das … nicht.«
»Tut mir wirklich leid, aber ich habe keine Wahl. Ich gab mein Wort, und wenn ein Mann sein Wort bricht, was wäre das dann für ein Mann?«
»Es sind … doch nur … Kinder.«
»Und die Frau lässt dich wohl völlig kalt, wie?!« Logan kicherte. »Wirklich, hätte ich die Möglichkeit, würde ich sie gehen lassen. Hat mich überrascht, als sie sich mir ergaben. Überrascht und beeindruckt.«
»Es sind keine Diebe.«
»Vielleicht nicht. Aber das ist nicht wirklich meine Angelegenheit.«
»Ich dachte immer, du jagst nur solche, die es verdienen?«
Mit einem Wink seines Kinns deutete Logan auf die beiden jungen Frauen, die immer noch die Söldner versorgten. »Mit diesem Auftrag habe ich ihre Freiheit erkauft. Wenn ich mein Wort jetzt breche, wird Pol… mein Auftraggeber sie jagen und zur Strecke bringen. Das könnte ich ihnen nicht antun. Sie haben schon genug erleiden müssen, genug, dass es für ein Dutzend Leben reicht. Nein, ich muss diese Leute zurückbringen.«
»Bitte …«, flehte Kilian.
Logan bedachte ihn mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. »Sag mir wieso? Wieso sollte ich das tun? Was bedeuten sie dir?«
»Es sind gute Menschen. Sie verdienen das nicht.«
»Das tun nur die wenigsten. Vielen guten Menschen widerfahren schlimme Dinge, während schlechte Menschen sich die Taschen vollstopfen und reicher und reicher werden. Falls du Gerechtigkeit suchst, glaube ich nicht, dass du sie auf dieser Welt finden wirst.«
»Wenn du sie nicht gehen lässt, werde ich dich jagen und umbringen.«
Logan lachte lauthals auf. »Das traue ich dir sogar zu. Du hast wirklich Nerven, liegst hier verschnürt wie ein Geschenk und drohst mir.« Er schüttelte den Kopf. »Du gefällst mir, Kilian. Wirklich. Aber ich verstehe es immer noch nicht. Nimm es mir nicht übel, aber du bist nur ein Söldner. Warum setzt du dich für diese Menschen so ein? Menschen, die du kaum kennst.«
»Warum hast du zwei junge Frauen aus der Sklaverei befreit, die du noch weniger gekannt hast?«
Logan stutzte verblüfft – und lief peinlich berührt rot an, ein schmales Lächeln auf den Lippen. »Ich kann dich gut leiden, Kilian. Ganz ehrlich. Falls du mich tatsächlich verfolgst, werde ich dich töten müssen. Aber ich kann dich trotzdem gut leiden.«
Ein spitzer Schrei lenkte Logans Aufmerksamkeit ab. Eins der Mädchen – die Dunkelhaarige diesmal – stand am Höhleneingang und deutete hinaus. Selbst in seinem geschwächten Dämmerzustand sah Kilian deutlich die Angst in ihren Augen.
Logan erhob sich scheinbar gelassen, doch Kilian erkannte die Anspannung in seiner Haltung. Die Wangenmuskeln des Kopfgeldjägers mahlten.
Als Logan sich umdrehte, glitzerte etwas unter dessen Mantel und Kilian erhaschte einen kurzen Blick auf zwei Kurzschwerter, die der Kopfgeldjäger dort verborgen hielt, außerdem etwas, das verdächtig nach einem Kettenhemd aussah.
* * *
Nari Eskal ging mit weit ausgreifenden Schritten auf den Eingang der Höhle zu. Er strotzte geradezu vor Selbstvertrauen. Die zehn Schakale, die er mitgebracht hatte, schwärmten hinter ihm zu einem Halbkreis aus. Die Männer hatten ihre Waffen noch nicht gezogen, waren jedoch kampfbereit. Es waren Naris besten zehn. Der Anführer der Eisernen Schakale war ausgesprochen zuversichtlich, Logan an diesem Ort in dessen eigenem Blut ersäufen zu können.
Logan trat aus den Schatten der Höhle in den hellen Sonnenschein und bedachte Nari mit einem verächtlichen Blick. Man hätte meinen können, er rechne sich tatsächlich Chancen gegen die elf gut trainierten Moyri-Soldaten aus. Einfach lachhaft. Nari beabsichtigte, dem Kopfgeldjäger seine Arroganz zurück in den Hals zu rammen. Er hatte nicht vor, den Mann sofort zu töten. Vielmehr gedachte er, ihn noch ein wenig am Leben zu lassen. Logan sollte es mit ansehen, wenn er sich die beiden Sklavinnen zum ersten Mal nahm. Erst dann würde er ihm höchstpersönlich die Kehle durchschneiden. Ein verdientes Ende für den Emporkömmling. Und ein Stachel weniger
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