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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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siebenhundert«, schätzte Cadros Bal mit kundigem Blick. »Vielleicht tausend, wenn’s hochkommt.«
    Die Moyri schlugen ihr Lager knapp außer Bogenschussweite auf. Entsprechend ihrem Standardvorgehen befand sich ihr Hauptlager genau gegenüber dem Tor, das den einzigen wirklichen Zugang zur Abtei bot, während sie auf den anderen drei Seiten kleinere Lager mit Abteilungen von je einhundert Mann platzierten, um den Belagerten jeden Fluchtweg abzuschneiden.
    Logan hatte sich indes zu ihnen gesellt und beobachtete den Moyri-Aufmarsch aus zusammengekniffenen Augen. Angewidert spuckte er aus, wobei seine Gefühle nach Kilians Empfinden eher dem Aufmarsch an sich galten als den Moyri als Volk. Kilian notierte diese Erkenntnis in Gedanken und fügte es der Liste Kuriositäten hinzu, die er dem Kopfgeldjäger inzwischen zuordnete.
    »Wie viele Leute habt Ihr?«, fragte Logan schließlich den Varis-Hauptmann leise. »Eine ungefähre Zahl würde mir schon reichen.«
    Dieser warf ihm einen schnellen Blick zu. »Zweihundertsechsundvierzig. Ganz genau.«
    »Kampferprobt?«
    Cadros Bal schnaubte belustigt. »Nach diesem Krieg? Allesamt. Die grünen Rekruten sind alle unter der Erde.«
    »Verzeihung«, murmelte der Kopfgeldjäger ehrlich zerknirscht, doch der Varis-Hauptmann winkte nur lapidar ab.
    »Macht Euch nichts daraus. Sensibilität habe ich schon lange abgelegt. Mit euren Schwertern und falls wir es schaffen, aus den Flüchtlingen noch einige gute Kämpfer zu rekrutieren, kommen wir im Höchstfall auf etwa dreihundert Mann. Nicht gerade viel gegen dieses Aufgebot.« Er deutete über den Wall.
    »Und noch nicht einmal genug, um alle Wälle zu bemannen«, vollendete Logan die Ausführungen.
    »Das müssen wir auch gar nicht«, mischte sich Kilian ein, dem es gar nicht gefiel, so außen vor gelassen zu werden.
    Cadros Bal und Logan sahen ihn fragend an.
    Kilian sah sich genötigt fortzufahren: »Das Tor ist der schwächste Punkt einer jeden Verteidigung. Sie werden sich darauf konzentrieren, denn die Moyri können unmöglich wissen, wie viele wir sind. Und sie haben auch nicht genug Kämpfer, um alle Wälle gleichzeitig anzugreifen, also werden sie sich konzentrieren: auf den Wall mit dem Tor. So makaber es ist, aber das macht es für uns ebenfalls leichter.«
    Logan nickte beifällig, doch Cadros Bal verengte gefährlich die Augen. Für einen Moment schien es, als wollte der Hauptmann noch etwas sagen, doch dann drehte er sich um und stapfte leise murmelnd davon.
    Kilian musste kein Hellseher sein, um zu erraten, was dem Varis-Offizier durch den Kopf ging. Das Wissen um die Taktiken und möglichen Vorgehensweisen der Moyri, die er gerade offenbart hatte, konnte nur daher rühren, dass er entweder bereits für sie oder gegen sie gekämpft hätte. Und Cadros Bal hatte sich inzwischen sicherlich ausgemalt, dass Kilian diesen Krieg nicht aufseiten der Varis erlebt hatte.
    Er schluckte schwer. Zukünftig wäre es sicherlich keine schlechte Idee, mit seinem Wissen hinter dem Berg zu halten. Es genügte, wenn die Moyri ihn umbringen wollten. Er wollte nicht auch noch mit einem offenen Auge schlafen müssen, für den Fall, dass ein übereifriger Varis-Soldat ihm einen Dolch zwischen die Rippen treiben wollte.
    Er ließ den Blick erneut über die aufmarschierenden Moyri-Truppen wandern. Die Moyri legten ein beachtliches Tempo vor. Bereits über die Hälfte ihrer charakteristischen Rundzelte stand und der Rest würde bald folgen. Ihnen bei ihrer effizienten Arbeitsweise zuzusehen, war deprimierend. Er hörte einige der Frauen leise Gebete rezitieren. Sollte die Abtei fallen, stand ihnen ein furchtbares Los bevor. Die Soldaten dort unten würden alles in den Mauern des alten Klosters als Beute beanspruchen – zuvorderst die Frauen. Die Glücklicheren von ihnen würden während der zu erwartenden Belagerung sterben.
    Unwillkürlich fokussierten sich seine Gedanken auf Lyra. Sie sterben oder auf andere Weise zu Schaden kommen zu sehen, würde ihm das Herz brechen. So viel war gewiss.
    Dazu wird es nicht kommen, schwor er sich.
    Er versuchte, die Zelte zu zählen, um wenigstens eine ungefähre Vorstellung von der Schlagkraft des Gegners zu bekommen. Bei fünfundsechzig gab er auf.
    Es eine Armee zu nennen, wäre übertrieben, trotzdem stellte diese Ansammlung an Soldaten ein Aufgebot dar, das die Abtei im Handstreich nehmen könnte. Er seufzte tief.
    Verdammt! Vom Regen in die Traufe.
    * * *
     
    Cadros Bal berief umgehend einen

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