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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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in seinen Anweisungen äußerst bestimmt gewesen und hatte nur gemeint, sie wären bei den anderen Frauen und Kindern sicherer, während er sich bei den Soldaten niederließ.
    Die Varis-Soldaten nahmen den Innenhof in Beschlag und nächtigten unter freiem Himmel. Cadros Bal postierte auf jeder Mauer alle zwanzig Schritt eine Doppelwache und sorgte sogar dafür, dass das aus den Angeln gerissene Tor notdürftig repariert und mit einem halben Dutzend Wachen versehen wurde. Außerdem platzierte er noch ein altes Fuhrwerk vor dem Tor, das sie im Stall gefunden hatten. Niemand würde sich des Nachts an seine Schutzbefohlenen heranschleichen. Weder wilde Tiere noch Moyri-Soldaten.
    Die Söldnergruppe um Kilian half bei den Bemühungen, die alte Abtei halbwegs wieder instand zu setzen, damit sie alle ein gemütliches Plätzchen für die Nacht fanden. Die Frauen und einige der Kinder fegten die Türme und befreiten den Boden, so gut es ging, vom Schmutz, während die Varis-Soldaten – solange sie nicht mit anderen Tätigkeiten beschäftigt waren – den Innenhof säuberten und von Steinen und halb vermoderten Brettern räumten. Erstaunlicherweise machte sich selbst Silas zur Abwechslung mal nützlich. Er unterhielt die Kinder der Flüchtlingsgruppe mit allerhand Taschenspielertricks. Es begann damit, dass er mit mehreren Holzbällen jonglierte, und endete damit, dass er unter Beifall und Jubelrufen der Kinder die Bälle nach und nach durch beidseitig geschliffene Dolche ersetzte und diese während seines Auftritts geschickt in der Luft hielt. Die Kinder jauchzten vor Vergnügen.
    Kilian sah Lyra den ganzen Tag über nicht mehr. Nur Faris Lenard und Miriam traf er in einer der Arbeitspausen bei etwas an, das verdächtig nach Schwertkampfübungen aussah. Dabei stellte sich das Mädchen nicht nur sehr geschickt an, was darauf hindeutete, dass sie bereits seit geraumer Zeit Unterricht nahm. Faris Lenard entpuppte sich darüber hinaus als ziemlich brauchbarer Lehrer. Kilian fragte sich, weshalb das Mädchen wohl Kampfübungen benötigte und woher der alte Faris ein derart talentierter Kämpfer war. Doch seine Gedanken wurden alsbald erneut von den Arbeiten in Anspruch genommen, sodass er auf derlei Überlegungen keine Energie mehr verschwendete.
    Als der Tag weiter voranschritt, dachte Kilian ernsthaft darüber nach, Lyra kurz nach Einbruch der Nacht aufzusuchen, entschied sich jedoch dagegen. Irgendetwas hielt ihn davon ab. Er vermochte selbst nicht zu sagen, was es war. Kilian ertappte sich immer öfters dabei, wie er an sie dachte, und das war für ihn ein sehr ungewöhnlicher Zustand. Frauen dienten ihm normalerweise höchstens für eine Nacht und meistens wusste er noch nicht einmal ihre Namen. Bisher war das ein äußerst befriedigendes Arrangement gewesen. Bisher.
    Weit nach Einbruch der Nacht rollten sich die Bewohner der frisch bezugsfertigen Abtei todmüde in ihre Decken ein und verfielen sofort in tiefen, verdienten Schlummer. Alle bis auf einen. Kilian wälzte sich stundenlang hin und her, und obwohl er ebenso müde war wie alle anderen, fand er keinen Schlaf, denn seine Gedanken kreisten nur um Lyra.
    Trotz seiner guten Vorsätze, sie eben nicht aufzusuchen, hätte er es um Mitternacht beinahe getan, nur um sie wenigstens für ein paar Minuten zu sehen. Doch genau in dem Moment, als er sich von seiner Schlafstatt aufraffen wollte, riss ein Ruf von der Mauer ihn aus seiner benommenen Schläfrigkeit.
    Überall kam Bewegung in die Varis-Soldaten, als sich die Männer aus ihren Decken schälten und die Wälle der Abtei bemannten. Kilian war einer der Ersten, die die Brüstung erreichten. Cadros Bal erwartete ihn dort bereits.
    Der Varis-Hauptmann ließ den düsteren Blick schweigend über die Ebene vor den Mauern gleiten. Kilian tat es ihm gleich. Sein Verstand versuchte verzweifelt zu verarbeiten, was er dort sah. Die Ebene war übersät mit Hunderten kleiner Lichtpunkte. Erst bei näherem Hinsehen erkannte er, dass es sich um unzählige Fackeln handelte. Die Moyri-Plünderer hatten sie eingeholt, weit früher, als es irgendjemand von ihnen für möglich gehalten hätte.
    »So viel dazu«, erklärte Cadros Bal mürrisch. »Wir sitzen hier fest. Und wer weiß, ob wir diesen Ort je wieder lebend verlassen.«
        
     

13
     
    Auf den Wällen der Abtei versammelte sich innerhalb weniger Minuten eine beachtliche Menschenmenge und beobachtete unter bedrücktem Schweigen den Aufmarsch der Moyri-Truppen.
    »Mindestens

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