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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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starrte blicklos in die Dunkelheit seines Zimmers.
    Er schälte sich aus den Fellen, die ihm als Decken dienten, und warf sich eine davon um den hageren Körper, um seine Blöße zu bedecken. Hastig eilte er durch die Gänge des ehemaligen königlichen Palastes, während er unentwegt vor sich hin murmelte. Er wurde unmerklich langsamer, als er sich dem Quartier seines Herrn näherte.
    Die Eisernen Schakale, die Coyle Pollok bewachten, ließen den alten Schamanen ungehindert passieren.
    Ohne Ankündigung trat der Schamane ein. Nur wenige Kerzen brannten. Der Kriegsherr hatte von jeher einen unruhigen Schlaf und war beim Eintreten Ephraims sofort hellwach.
    »Ephraim? Was ist los? Was willst du? Bei den Göttern, du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!«
    »Herr, es ist etwas vorgefallen.«
    Pollok kannte Ephraim lange genug, um keine unnötigen Fragen zu stellen. Mit ungeduldigen Gesten schickte er die Sklavinnen, die mit ihm das Bett teilten, hinaus. Ephraim wartete ungeduldig, bis sie endlich allein waren.
    »Also?«, fragte der Kriegsherr. »Was ist denn so unglaublich wichtig?«
    »Meine Dämonen haben versagt, Herr, ich bitte um Verzeihung, aber … sie sind tot.«
    »Alle?«
    »Ja.«
    Pollok bildete aus seinen Armen ein Dreieck, indem er die Ellbogen auf seine Knie legte, und stützte dann sein Kinn nachdenklich auf die Hände.
    »Das ist unerwartet … und äußerst ärgerlich.«
    Ephraim wagte kaum zu atmen. Wenn sein Herr in dieser Stimmung war, sollte man sich tunlichst so unsichtbar wie möglich machen.
    »Nun gut«, fuhr Pollok schließlich fort. »Dann müssen wir wohl etwas direktere Mittel einsetzen. Ruf die Kommandeure zusammen. Wir marschieren auf Erys.«
        
     

15
     
    Sie bestatteten die Opfer des nächtlichen Überfalls kurz nach Morgengrauen in einer stillen, würdevollen Zeremonie. Es war fast der ganze Innenhof nötig, um den Scheiterhaufen aufzuschichten. Genügend brennbares Material erhielten die Belagerten lediglich, indem sie einen Teil der provisorischen Überdachung des Wehrganges entfernten und zu Kleinholz verarbeiteten.
    Und obwohl sich dies beim nächsten Moyri-Angriff ungünstig für die Verteidiger auswirken würde, protestierte niemand dagegen.
    An den Gesichtern der Umstehenden ließ sich unschwer erkennen, dass die meisten ihre Freunde und Angehörigen lieber traditionell bei einem Begräbnis beigesetzt hätten, doch die Seuchengefahr war einfach zu groß und niemand vermochte vorherzusagen, wie lange sie noch innerhalb dieser Mauern würden ausharren müssen.
    Dicke, schwarze Rauchschwaden schlängelten sich träge gen Himmel. Der ekelhaft süßliche Gestank verbrannten Fleisches vermischte sich mit dem Geruch brennenden Holzes und biss unangenehm in den Nebenhöhlen. Viele der Anwesenden rümpften angewidert die Nase.
    Die Feuer würden fast den ganzen Tag brennen. Siebenundachtzig Menschen waren den Bestien vergangene Nacht zum Opfer gefallen. Es war ein herber Schlag für sie alle. Silas spielte auf seiner Laute eine sanfte Volksweise. Die Überlebenden von Kilians Söldnertruppe hatten sich unter die Trauernden gemischt, alle mit derselben Miene aus Hoffnungslosigkeit und Wut. Kilians Augen fanden Aron Melkit in der Menge, der ungehemmt weinend neben seiner Frau stand. Vergangene Nacht hatte er seinen Sohn und eine Tochter verloren.
    Nahezu jede Seele in der Abtei nahm an den Trauerfeierlichkeiten teil. Die Wehrgänge waren nur mit einer Rumpfmannschaft besetzt. Cadros Bals Vorhersage bewahrheitete sich nicht. Die Moyri griffen nicht an. Noch nicht einmal Bogenschützen näherten sich, um Schwärme von Pfeilen über die Mauern zu schießen.
    Stattdessen qualmte im Moyri-Lager ebenfalls ein Scheiterhaufen, der sogar noch größer schien als ihr eigener. Kilian bezweifelte, dass Karok Bula etwas mit den Bestien zu tun gehabt hatte. Im Gegenteil: Der Scheiterhaufen, den die Moyri aufgeschichtet hatten, sprach eine ganz andere Sprache. Die Moyri hatten ebenfalls schwere Verluste durch diese Monster erlitten. Aber wenn nicht die Belagerer dafür verantwortlich waren, wer dann?
    Kilian fühlte Kopfschmerzen in sich aufsteigen. Erst unmerklich, dann immer drängender. Er wünschte, er hätte einen Krug Wein gehabt, in dem er seine Trauer hätte ertränken können. Sein Blick suchte die vermummte Gestalt auf dem Holzstapel, die langsam von den Flammen verzehrt wurde, doch er wandte seine Augen schnell wieder ab. Seinen besten Freund so zu sehen, ertrug er

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